Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
Vom Netzwerk:
ich kann das Schwert nicht richtig halten. Stromber stürzt sich auf mich wie ein Tiger. Seine Manöver sind schnell und präzise. Bestimmt will er mich damit aus der Reserve locken. Ich pariere die Schläge, so gut ich kann. Seinen ersten Angriff wehre ich mehr schlecht als recht ab. Ein paarmal streift die Klinge seines Schwertes fast meine Kehle. Das heißt also, er will mich dort treffen: am Hals. Aber ich habe bemerkt, dass er die Deckung seiner linken Seite vernachlässigt, wenn er die Waffe hebt. Vielleicht ist das meine Chance.
    Metáfora kümmert sich um Hinkebein. Sie wirft mir einen aufmunternden Blick zu, als ich um den Sarkophag herumgehe, um nach der ersten Runde wieder zu Atem zu kommen. Mit erhobenem Daumen gebe ich ihr zu verstehen, dass alles in Ordnung ist. Doch Stromber gönnt mir keine Verschnaufpause und geht wieder zum Angriff über, diesmal noch wütender als beim ersten Mal. Er hebt sein Schwert und lässt es wie eine Axt auf mich niedersausen, als wollte er mich in zwei Hälften spalten. Wahrscheinlich will er mich verwirren, indem er jedes Mal eine andere Taktik anwendet, um mich schließlich von vorne zu durchbohren. Ich muss höllisch aufpassen und darf ihn nicht unterschätzen.
    Ich beschließe, zum Gegenangriff überzugehen. Angriff ist die beste Verteidigung. Mit mehreren Schlägen in Höhe der Taille zwinge ich ihn zum Rückzug. Schläge in Hüfthöhe sind meine Stärke, und Stromber braucht nicht lange, um das zu merken.
    Eine ganze Weile geht es hin und her, ohne dass einer von uns beiden einen Vorteil herausarbeiten kann. Jedes Mal wenn ich einen seiner Schläge pariere, zittere ich am ganzen Körper, als hätte ich einen Stromstoß bekommen. Der Kampf erschöpft mich. Stromber hat mich all die Monate über getäuscht, hat so getan, als wäre er ein zartbesaiteter und feiner Herr. Aber jetzt beweist er, dass er so stark ist wie ein Bär.
    Ich merke, dass meine Kräfte nachlassen. Deswegen versuche ich, seinen Schlägen nur noch auszuweichen, anstatt sie zu parieren. Doch das hat zur Folge, dass ich immer mehr in die Enge getrieben werde. Er grinst mich siegessicher an, will mich demoralisieren.
    Langsam bewegen wir uns vom Sarkophag weg in den hinteren Teil des Kellers. Der Raum gleicht inzwischen einem Schlachtfeld. Die Einzelteile der Gegenstände, die wir kurz und klein geschlagen haben, liegen verstreut auf dem Boden. Es herrscht ein heilloses Durcheinander, als hätte hier ein Wirbelsturm gewütet.
    Â»Du bist so gut wie tot, mach dich schon mal darauf gefasst«, sagt der Antiquitätenhändler triumphierend zu mir. »Gleich wirst du die unvorstellbaren Geheimnisse dieser Welt kennenlernen!«
    Ich gebe keine Antwort, um meine Kräfte nicht zu vergeuden. Denn vermutlich will er genau das erreichen. Ich weiche seinen Schlägen aus, die jetzt zwar nicht mehr so kräftig, aber dafür präziser sind. Ich blute bereits aus einigen kleineren Wunden. Es tut weh. Ich muss meine Kräfte einteilen. Vor allem darf ich Stromber nicht merken lassen, dass er stärker ist als ich. Sonst fühlt er sich mir noch überlegener.
    Ich reibe meine rechte Schulter, damit er glaubt, dass ich Schmerzen habe. Dann tue ich so, als hätte ich Mühe, das Schwert zu halten. Sein Blick zeigt mir, dass er auf meinen Trick hereingefallen ist. Jetzt glaubt er, ich hätte keine Kraft mehr. Er fasst sein Schwert mit beiden Händen und holt zum entscheidenden Schlag aus. Doch genau in dem Moment mache ich einen Satz nach vorn und schlitze ihm den linken Oberschenkel auf. Überrascht starrt er auf die stark blutende Wunde. Wie ein verletztes Tier schlägt er blindlings zu, trifft aber nur verschiedene Gegenstände, ohne mich auch nur zu streifen.
    Â»Du hast mich getäuscht, du kleine Bestie!«, schreit er rasend vor Zorn. »Aber es wird dir nichts nützen!«
    Â»Das hab ich von dir gelernt!«, entgegne ich, um ihn noch mehr zu reizen.
    Dennoch bleibt er gefährlich und ich darf ihn nicht aus den Augen lassen. Ich weiche erneut zurück. Er rutscht aus und wäre beinahe hingefallen. Das verschafft mir eine kleine Verschnaufpause. Doch schon startet er den nächsten Angriff. Ich fühle mich immer mehr in die Enge getrieben, stehe mit dem Rücken zur Wand. Sein Schwert kommt mir wieder gefährlich nahe. Stromber weiß, dass er seine Wunde behandeln lassen muss, wenn er

Weitere Kostenlose Bücher