Das Reich der Traeume
eine Weile. Die Tür geht auf.
»Was wollt ihr?«, fragt ein Mann. Er ist gekleidet wie ein Zauberer aus dem Mittelalter. Sieht aus wie eine Figur auf einer Tarotkarte. »Wir empfangen nur Erwachsene.«
»Wir haben einen Termin«, sagt Metáfora schnell, bevor er uns die Tür vor der Nase zuschlagen kann. »Ich heiÃe Metáfora Caballero, wir haben gestern telefoniert.«
»Ach ja, ich erinnere mich. Aber du hast mir dein Alter nicht genannt. Wie alt bist du?«
»In ein paar Monaten werde ich fünfzehn.«
»Komm wieder, wenn du achtzehn bist. Wir wollen keinen Ãrger mit Minderjährigen.«
»Wir zahlen im Voraus«, erwidert Metáfora hartnäckig. »Und wir sagen niemandem etwas davon. Es bleibt unter uns.«
»Macht hundert Euro.«
»Mein Freund zahlt«, entscheidet Metáfora und tritt einen Schritt zurück. »Er möchte etwas über seine Zukunft erfahren.«
»Ich hab nur vierzig Euro bei mir«, sage ich und hole ein paar Scheine aus der Tasche. »Kannst du mir was leihen, Metáfora?«
Sie holt einen Zwanzigeuroschein aus ihrem Handtäschchen.
»Wir haben nur sechzig«, sagt sie.
Der Mann sieht uns unfreundlich an. Doch dann überlegt er es sich und sagt: »Na gut, ausnahmsweise. Aber ich warne euch! Wehe, wenn ihr mich angelogen habt! Setzt euch da hin und wartet, bis ich euch rufe.«
Er nimmt das Geld und führt uns in ein kleines Wartezimmer, eher eine Höhle. Es ist schmutzig und riecht muffig, an der Wand hängen alte Bilder, auf denen der Teufel, Fabeltiere und eine ganze Palette von Zauberern, Hexen und Hexenmeistern zu sehen sind, auÃerdem noch Könige und Soldaten. Merkwürdige Klänge durchziehen den Raum, begleitet von Stimmen wie aus dem Jenseits. An einer der Wände hängt ein groÃes, von zwei Lampen angestrahltes Bild: eine Frau, die im Raum zu schweben scheint.
»Das ist die Frau aus dem Internet!«, stellt Metáfora fest. »Die auf der Website.«
»Ihr könnt jetzt reingehen!«, fordert der Mann uns nach ein paar Minuten auf.
Wir betreten einen gröÃeren Raum, der in ein schwaches rötliches Licht getaucht ist.
»Setzt euch auf die Stühle da und rührt euch nicht«, befiehlt uns der verkleidete Zauberer. »Estrella kommt sofort.«
Er lässt uns wieder alleine und wir warten mit angehaltenem Atem. Auch wenn wir wissen, dass all dies Teil der Inszenierung ist, schüchtert uns die Atmosphäre ein wenig ein. Das Ganze soll den Kunden wohl Respekt einflöÃen.
Die Tür geht quietschend auf. Zunächst glaube ich, dass die Türangeln nur einmal geölt werden müssten; doch dann wird mir klar, dass auch das zur Inszenierung gehört.
»Was wollt ihr wissen?«, fragt eine Frau, die so ungewöhnlich gekleidet ist, wie ich es noch nie gesehen habe. »Stellt eure Fragen, ich werde sie beantworten.«
Metáfora sieht mich an, sagt aber nichts.
»Also ⦠Ich ⦠Ich möchte etwas fragen â¦Â«, stammele ich.
»Wie heiÃt du, junger Mann?«
»Arturo. Ich heiÃe Arturo. Arturo Adragón.«
»Und du bist seine Freundin?«, fragt sie Metáfora. »Hast du ihn hergebracht, weil du wissen willst, ob ihr heiraten und Kinder haben werdet?«
»Wir sind nicht zusammen«, beeilt sich Metáfora zu antworten. »Wir sind nur Freunde, wir gehen in dieselbe Klasse.«
»Ich möchte etwas über meine Träume erfahren«, sage ich. »Ich habe sehr seltsame und verwickelte Träume.«
»Sieh an, sieh an, der junge Mann hat seltsame Träume!«, bemerkt sie amüsiert. Ihr ironischer Ton gefällt mir nicht. »Wovon träumst du denn? Von Reichtum, von Macht, von hübschen Mädchen?«
»Nein, davon nicht. Ich träume von Abenteuern im Mittelalter. Von Rittern, Sturmangriffen auf Burgen und so.«
»Und von Drachen?«, erkundigt sie sich und betrachtet dabei die Zeichnung auf meiner Stirn. »Sind sie gut oder böse, die Drachen?«
»Bis jetzt ist mir noch keiner begegnet, aber ich bin sicher, früher oder später tauchen die auch noch auf. Im Moment gibt es nur Zauberer, Könige und Alchemisten. Und seltsame Geheimnisse.«
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Das ist gerade in Mode. Heutzutage gibt es viele Filme, Bücher, Comics und Computerspiele, die von solchen Fantasiewelten handeln. Wie eine Invasion! Es ist
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