Das Reich der Traeume
schwammen, dazu einige Kübel fauligen Wassers.
»Was werden sie mit uns machen?«, fragte Arturo beklommen. Er war am Ende seiner Kräfte. »Was wird aus uns werden?«
»Wenn wir das hier überleben, werden sie uns zu Demónicus bringen«, antwortete Arquimaes. »Bestimmt wird Morfidio mit ihm verhandeln wollen. Und unser Leben wird der Preis sein.«
»Wird man uns foltern?«
»Vermutlich. Aber das wird ihnen nichts nützen«, versicherte der Alchemist. »Ich habe geschworen, dass ich mein Geheimnis niemals preisgeben werde. Eher sterbe ich.«
»Meister«, murmelte Arturo. »Ich schwöre, auch über meine Lippen wird niemals ein Wort dringen, das für sie wichtig sein könnte.«
»Du weiÃt nichts, was wichtig für sie sein könnte«, beruhigte ihn der Alchemist. »Du kennst die Formel nicht. Ich bin sicher, sie werden dich in Ruhe lassen.«
Am dritten Tag starb Cromell trotz Arquimaesâ Bemühungen unter entsetzlichen Schmerzen. Mit seinem qualvollen Todeskampf zahlte er für die Missetaten, die er in all den Jahren im Namen seines Herrn begangen hatte. Er starb mit aufgerissenen Augen und weit geöffnetem Mund. Alle waren verwundert, dass Morfidio stundenlang neben Cromells Leiche kniete und seinen Tod beweinte.
Einige Tage später wurden sie in das Hauptgebäude geschleppt und dort in ein dunkles Loch gesperrt, in dem es von Ratten und anderem Ungeziefer nur so wimmelte. Die Gefangenen taten alles Mögliche, um von den Tieren nicht gebissen zu werden. Doch allein der unerträgliche Gestank kam bereits einer Folter gleich. Schmutz und Exkremente verbreiteten einen solchen Modergeruch, dass es unmöglich schien, unter diesen Bedingungen lange zu überleben. Die Bisswunden entzündeten sich, doch glücklicherweise konnte Arquimaes sie heilen. Auch Morfidio befreite er von einer gefährlichen Infektion.
Nach mehreren markverzehrenden Tagen und Nächten, in denen sie wegen der unerträglichen Ungezieferplage und des Lärms, den die Wächter und Folterknechte verursachten, kein Auge zugetan hatten, wurden sie in den Innenhof gebracht. Man riss ihnen die Kleider vom Leib und warf sie in einen faulig stinkenden Tümpel. Der Gestank war so durchdringend, dass ihn selbst die Soldaten kaum zu ertragen vermochten.
Irgendwann brachte man sie in einen groÃen Saal, gab ihnen trockene Kleider und befahl ihnen, bis Sonnenuntergang zu warten.
Mehrere schwer bewaffnete Soldaten unter dem Kommando von Tórtulo, dem Einhändigen, legten sie in Ketten und schleppten sie die Treppe hinauf ins oberste Stockwerk. Ein Dutzend Männer, die ihre Gesichter unter Kapuzen oder hinter furchterregenden Masken verbargen, warteten hier auf sie, um sie einem Verhör zu unterziehen.
Mit Schlägen zwang man sie auf die Knie und verbot ihnen zu sprechen, auÃer wenn sie gefragt würden.
»Ihr beantwortet ohne AnmaÃung die Fragen, die man euch stellen wird!«, befahl der Einhändige. »Sonst reiÃe ich euch die Zungen raus!«
Nach einer Weile, in der vollkommene Stille geherrscht hatte, öffneten sich die Flügel der riesigen Holztür. Ein Mann betrat den Raum, begleitet von einem kleinen Hofstaat und seiner Leibgarde: Demónicus.
Er war auÃergewöhnlich groà und sein Gesicht war voller Hass. Hass auf die gesamte Menschheit. Das lange schwarze Haar fiel ihm bis über die Schultern und wurde von einer weiÃen Strähne in zwei gleiche Hälften geteilt. Die Strähne wand sich von der Stirn aus wie eine Schlange über seinen Kopf, wodurch der Finstere Zauberer noch gefährlicher aussah. Demónicus war die Verkörperung des Bösen schlechthin.
Der Herrscher setzte sich auf seinen Thron und erhob die Stimme: »Wer von euch ist Morfidio?«
»Ich, Herr. Ich bin Graf Morfidio.«
»Wir haben noch eine Rechnung mit dir offen. Du hast uns verfolgen lassen und mehrere Zauberer und Hexenmeister, die in hohem Ansehen bei uns standen, in deine Kerker gesperrt. Bevor wir dich zum Tode verurteilen, sollst du uns sagen, mit welcher Absicht du unser Land betreten hast, obwohl du weiÃt, dass wir dich hier nicht willkommen heiÃen.«
»GroÃer Zauberer, ich habe Euch ein besonderes Geschenk mitgebracht. Dies ist Arquimaes, der Alchemist. Ihr kennt ihn sicherlich. Er hütet ein groÃes Geheimnis, das ihm bisher niemand entlocken konnte. Aber ich bin sicher,
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