Das Reich der Traeume
Wirklichkeit zurück: Der Drache kam im Sturzflug auf sie zugeschossen, während er Feuer spie.
»Er wird dich töten!«, schrie Arquimaes. »Gebrauche deine Macht!«
Arturo verstand nicht, was sein Meister damit meinte. Von welcher Macht sprach er? Sollte er weiter versuchen, den Drachen mit seinen Pfeilen zu erledigen?
»Deine Macht!«, wiederholte Arquimaes. »Nur sie kann uns retten!«
Arturo sah ihn verständnislos an, während der Drache gefährlich nahe kam.
»Die Buchstaben!«, schrie Alexia. »Die magischen Buchstaben!«
Eilig zog Arturo sein Panzerhemd aus und zerriss das Wams, das er darunter trug. Seine nackte Brust war jetzt übersät mit Buchstaben, und sein Oberkörper glich einem Nest von schwarzen Vögeln, die begierig darauf warteten, anzugreifen.
Als der Drache ihn schon fast zu verschlingen drohte, breitete Arturo die Arme aus. Im selben Augenblick flogen die Buchstaben auf das Ungeheuer zu und bildeten eine unüberwindbare Barriere, so robust wie ein Felsen, so hart wie Eisen. Der Drache sah sich einem undurchdringlichen Schild gegenüber und einen Herzschlag später schlug er gegen eine Mauer aus fliegender Tinte. Der Aufprall war so heftig, dass er sich vor Schmerzen krümmte und benommen liegen blieb. Sofort legte sich ein Netz aus schwarzen Buchstaben um ihn, ähnlich einem Spinnennetz, das eine Fliege umfängt. Tausende von Schriftzeichen fesselten den Drachen und setzten ihn auÃer Gefecht. Seine Augen wurden blind und seine Flügel hingen kraftlos herab. Er verlor das Gleichgewicht und wurde zu einer Marionette jener höheren Macht, die ihn durch die Luft an den Rand einer tiefen Schlucht trug, ihn einen Atemzug lang über den Abgrund hielt ⦠und ihn ins Leere fallen lieÃ!
Das furchterregende Tier stürzte bewusstlos in die Tiefe und blieb reglos zwischen den Felsen liegen.
Sekundenlang herrschte vollkommene Stille. Nur der Flügelschlag der Vögel, die vor dem Drachen geflohen waren, war zu hören. Sie flogen über Arturo hinweg und beobachteten die letzten Zuckungen des geflügelten Ungeheuers, das nun keine Gefahr mehr darstellte.
»Das war unglaublich!«, sagte Arquimaes. »So etwas habe ich noch nie gesehen!«
»Fantastisch!«, rief Alexia. Ihr Gesicht drückte grenzenlose Bewunderung aus. »Du hast den Drachen bezwungen! Du bist der gröÃte Zauberer, den ich je getroffen habe. Deine Magie ist unbesiegbar!«
Arturo brachte kein Wort heraus. Er war schweiÃbedeckt und sein Atem ging stoÃweise.
»Das war der stärkste Drache meines Vaters«, sagte Alexia, immer noch auÃer sich. »Du bist soeben zu einer Legende geworden: Arturo, Schüler des Arquimaes. Arturo, der Drachentöter!«
Doch Arturo hörte kaum auf das, was die beiden sagten. Die Buchstaben, die wieder zu ihm zurückgekehrt waren, pochten gegen seine Brust und lieÃen ihn kaum zu Atem kommen. Seine Lungen brannten, und er wusste nicht so richtig, was eigentlich vorgefallen war.
Arquimaes gab ihm einen Schluck aus seiner Kürbisflasche und goss ihm Wasser über den Kopf, um ihn zu erfrischen. Endlich kam Arturo wieder zu sich. Er rieb sich die Augen und fragte: »Wie ist das geschehen?«
»Erinnerst du dich nicht?«, fragte Alexia zurück.
»Ich weià nur noch, dass der Drache auf mich zugestürzt kam und Feuer gespuckt hat ⦠Dann plötzlich habe ich ein lautes Geräusch gehört und sofort darauf einen schwarzen Vorhang gesehen. Und dann habe ich so etwas wie ein Zittern gespürt.«
»Geht es dir gut?«, fragte Arquimaes.
»Ich weià nicht, wie es mir geht. Ich bin noch ganz benommen. Es ist, als hätte sich die Welt umgekehrt. Der Drache wollte mich töten und dann habe ich ihn getötet!«
»Das ist wahr: eine verkehrte Welt. Noch nie ist ein Drache an einem Menschen abgeprallt und in den Tod gestürzt«, sagte Alexia. »Du hast die Geschichte der Drachen verändert!«
»Aber er ist nicht an mir abgeprallt. Ich habe den Aufprall gespürt, aber ganz weit weg. Eigentlich war es, als wäre er gegen ⦠gegen einen Berg geprallt! Ja, das ist es, gegen einen Berg!«
»Die Buchstaben haben eine undurchdringliche Mauer gebildet«, erklärte ihm Arquimaes. »Und das hat ihn gebremst. Die Buchstaben!«
»Du verfügst über auÃergewöhnliche Macht, Arturo! Lass uns zu meiner Burg
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