Das Reich des dunklen Herrschers - 8
bis zum Morgen durchschlafen.«
Cara willigte mit einem Lächeln ein, ehe sie sich zu ihrem Bettzeug hinüberbegab. Einer Mord-Sith war jedes Komplott recht, solange es Richards Sicherheit diente.
Während Kahlan sich das Haar aus dem Gesicht strich und es über ihre Schulter warf, ließ sie ihren Blick auf der Suche nach irgend etwas Ungewöhnlichem über die trostlose Wüste schweifen. Rings um das Lager war es totenstill; am Horizont verdunkelte die schroffe Zackensilhouette des Gebirges den weiten, mit funkelnden Sternen übersäten Himmel.
Sie ließ ihren Blick sorgfältig über ihre Gefährten schweifen und vergewisserte sich, daß sie niemanden vergessen hatte. Cara hatte es sich offenbar bereits behaglich gemacht. Tom schlief unweit der Pferde, jenseits von ihnen hatte Friedrich sich schlafen gelegt. Jennsen lag zusammengerollt neben Betty, schien aber, nach ihren unruhigen Bewegungen, wenn sie sich von der Seite auf den Rücken wälzte, nicht zu schlafen. Die Ziegenjungen hatten sich ein kleines Stück entfernt und lagen nun, alle Viere von sich gestreckt, mit dem Kopf fest an ihre Mutter geschmiegt.
Beim Wachwechsel war Kahlan stets besonders aufmerksam. Sie begab sich zu einer nicht weit von Richard entfernten Felsformation, stemmte sich rücklings hoch und ließ sich auf einer erhöhten Stelle nieder, um die vollkommen leblose Umgebung besser im Blick zu haben. Selbst jetzt, mitten in der Nacht, verströmte das rauhe Felsgestein noch die unerbittliche Hitze des vergangenen Tages. Wenn doch wenigstens ein leichter Windhauch aufgekommen wäre.
Nicht lange, nachdem sie sich auf ihrem Posten eingerichtet hatte, sah sie Jennsen sich von ihrer Decke erheben und, darauf bedacht, keinen der anderen zu wecken, leise durch das Lager schleichen.
»Was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?«, fragte sie, als sie schließlich bei ihr angelangt war.
»Aber nein.«
Jennsen stemmte sich mit dem Rücken zum Felsen hoch und setzte sich dicht neben Kahlan, zog die Knie an, schlang ihre Arme darum und zog sie dicht an ihren Körper. Eine Weile starrte sie wortlos hinaus in die Nacht.
Schweigend saßen sie nebeneinander und beobachteten die menschenleere Ödnis. Ab und zu warf Kahlan einen Blick auf Richard, der sich unruhig im Schlaf wälzte, bis schließlich auch Jennsen mit wachsender Besorgnis zu ihm hinübersah. Zu Kahlan gebeugt, sagte sie leise: »Irgendwas scheint mit ihm nicht zu stimmen.«
»Er hat einen Alptraum.«
Wie schon so oft, sah Kahlan ihn im Schlaf die Hände zu Fäusten ballen, während er lautlos gegen einen Schrecken ankämpfte, den nur er allein kannte.
»Wenn man ihn so sieht könnte man es mit der Angst bekommen«, sagte Jennsen. »Er scheint wie verwandelt. Wenn er wach ist, macht er immer einen so … vernünftigen Eindruck.«
»Mit Vernunft ist einem Albtraum nicht beizukommen«, erwiderte Kahlan in stiller Sorge.
6
Richard schreckte aus dem Schlaf hoch.
Sie waren wieder da.
Er hatte schlecht geträumt, aber wie stets konnte er sich nicht an seinen Traum erinnern; daß es ein schlimmer Traum gewesen sein mußte, wußte er nur deshalb, weil er dieses unbestimmte Gefühl atemlosen, den Puls beschleunigenden, panischen Entsetzens hinterlassen hatte. Er schüttelte den bedrückenden Alptraum ab wie eine zerwühlte Decke. Das Gefühl, die finsteren Wesen aus den letzten Überresten seines Traums hätten noch nicht von ihm abgelassen und versuchten ihn in ihre Welt zu zerren, war zwar noch nicht vollends abgeklungen, trotzdem wußte er natürlich, daß Träume ins Reich der Seele gehörten, und maß dem keine tiefere Bedeutung bei. Jetzt, im Wachzustand, klang das beängstigende Gefühl rasch ab - wie Morgendunst, der sich unter der Einwirkung warmer Sonnenstrahlen verflüchtigte.
Gleichwohl hatte er einige Mühe, seinen Atem zu beruhigen.
Entscheidend war, daß sie wieder da waren. Nicht immer merkte er es, wenn sie zurückkehrten, aus einem unbestimmten Grund jedoch war er sich seiner Sache diesmal sicher.
Irgendwann im Laufe der Nacht war der Wind aufgefrischt; hier draußen in der drückenden Hitze der Wüste boten die heißen, alles verdorrenden Windstöße jedoch keine Linderung von der Hitze. Der Wind war alles andere als erfrischend und so heiß, als hätte jemand die Tür eines Schmelzofens aufgestoßen, dessen Glut ihm jetzt die Haut versengte.
Richard ließ seinen Blick über ihr kleines Lager schweifen und konnte über dem östlichen Himmel einen schwachen rötlichen
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