Das Reich des dunklen Herrschers - 8
Erkundungsgängen zu begleiten.
Auch die Landschaft hatte sich während der letzten Tage verändert. Inzwischen waren wieder die ersten Spuren von Leben zu erkennen. Zunächst waren es nicht mehr als ein paar rostbraune Verfärbungen gewesen, hervorgerufen durch auf dem Trümmergestein wachsende Flechten, aber schon kurz darauf hatten sie in einer Senke den ersten dornigen Strauch entdeckt. Mittlerweile bedeckten diese genügsamen Pflanzen in großen Abständen die gesamte Landschaft. Vor allem Betty schätzte die harten Sträucher, an denen sie sich gütlich tat, als wären sie das köstlichste Grünfutter. Auch die Pferde hatten von dem Gestrüpp gekostet, sich aber rasch wieder abgewendet; offenkundig war es nicht nach ihrem Geschmack.
Die Flechten, die jetzt immer häufiger auf dem Gestein zu beobachten waren, glichen verkrusteten, mit farbigen Stellen durchsetzten Flächen. Mancherorts waren sie dunkel, dick und lederartig, dann wieder wuchsen sie so spärlich, daß sie nicht mehr zu sein schienen als eine hauchfeine Schicht grüner Farbe. Diese grünliche Verfärbung war vor allem in Felsspalten und Bodenrissen oder auf der Unterseite von Steinen zu finden, wo sie nicht der bleichenden Kraft der Sonne ausgesetzt waren. Zog man einen der halb aus dem Boden ragenden Steine heraus, konnte man darunter die feinen Ranken einer dunkelbraunen unterirdisch wachsenden Pilzart erkennen.
Winzige Insekten mit langen Fühlern flitzten von Fels zu Fels, und gelegentlich zockelte ein grünlich schimmernder Käfer mit ausladenden Kieferzangen durch den Sand. Winzige rote Ameisen schichteten dunkelrote Staubhaufen um die Eingänge ihrer Baue. In den Astgabelungen der vereinzelten kleinen, dürren Sträucher hingen an Rohbaumwolle erinnernde Spinnennetze. Auf manchen Felsen saßen schlanke grüne Echsen und wärmten sich in der Sonne, während sie die vorüberziehenden Menschen beobachteten. Kamen diese ihnen zu nahe, huschten die winzigen Geschöpfe in Deckung und waren so blitzartig verschwunden, als hätten sie sich überhaupt nicht bewegt.
Was immer Richard bislang an Spuren des Lebens gesehen hatte, war bei weitem noch nicht üppig genug, um menschliches Überleben zu ermöglichen, trotzdem war es ein ungeheuer erleichterndes Gefühl, wieder in die von Leben bevölkerte Welt zurückzukehren - zumal er wußte, daß sie gleich jenseits des ersten Gebirgszuges auf Leben im Überfluß - und damit endlich wieder auf die ersten Menschen - stoßen würden.
Auch Vögel wurden allmählich wieder zu einem gewohnten Anblick. Meist handelte es sich um kleinere Exemplare - Erdbeerfinken, aschefarbene Mückenfänger, Felskönige und schwarzkehlige Spatzen. In der Ferne sah Richard einzelne Raubvögel am Himmel ihre Kreise ziehen, während die Spatzen sich zu kleinen unberechenbaren Schwärmen zusammenfanden. Da und dort ließen sich Vögel auf dem dornigen Gestrüpp nieder, wo sie auf der Suche nach Samenkörnern und Insekten munter umherhüpften. Sämtliche Vögel verschwanden sofort, sobald die Riesenkrähen in Sicht kamen.
Richard, den Blick starr auf die endlose Weite aus Felsgestein und offenem Gelände gerichtet, sprang erschrocken auf; plötzlich dämmerte ihm, warum ihm all dies so vertraut vorkam. Im selben Augenblick, da ihm die Erkenntnis kam, klangen seine Kopfschmerzen schlagartig ab.
Rechter Hand sah er Kahlan, begleitet von Cara, sich der Stelle nähern, wo er stand und auf den erstaunlichen Felsstreifen starrte, während der Wagen mit Tom, Friedrich und Jennsen ein gutes Stück entfernt weiter Richtung Süden holperte. Der vom Wagen und den Zugpferden aufgewirbelte Staub stand in der Luft und war meilenweit zu sehen. Verräterischer Staub spielte angesichts der Riesenkrähen, die ihnen in gewissen Abständen einen Besuch abstatteten, vermutlich keine Rolle, trotzdem wäre Richard froh, wenn sie endlich in ein Gelände kämen, wo sie zumindest die Möglichkeit hätten, sich etwas unauffälliger fortbewegen zu können.
»Hast du etwas Interessantes entdeckt?«, erkundigte sich Kahlan und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
Richard verstreute ein paar kleine Steinchen auf dem Streifen felsigen Untergrunds, den er untersucht hatte. »Sag mir, was du darüber denkst.«
»Nun, ich denke, du siehst aus, als ginge es dir wieder besser«, antwortete Kahlan.
Cara ignorierte den innigen Blickwechsel zwischen Richard und Kahlan und beugte sich vor, um die Stelle selbst in Augenschein zu nehmen. »Und
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