Das Reich des Lichts
Rädelsführer sind, und ich lasse sie hinrichten. Ich werde sie samt ihren Familien umbringen!“
VIII
D ER F REUND VON D OKTOR V ISTALEGRE
N ACHDEM ICH MICH bisher standhaft geweigert habe, stimme ich schließlich einem Treffen mit Doktor Vistalegre und seinem Freund zu. Der Psychologe Julio Bern hat ebenfalls an der Konferenz über die Welt der Träume teilgenommen. Er zeigte sich an meinem Fall sehr interessiert und wollte unbedingt mit mir sprechen. Angeblich hat er mir etwas Wichtiges mitzuteilen, etwas, das für mich von größter Bedeutung sei, sagt er, und das mir helfen könne, mein Problem zu lösen.
Ich gehe also in die Praxis von Doktor Vistalegre, der mir persönlich die Tür öffnet.
„Hallo, Arturo! Ich habe meiner Sprechstundenhilfe freigegeben und alle anderen Termine abgesagt“, erklärt er. „So können wir in Ruhe reden. Niemand wird uns stören.“
Ich folge ihm in sein Sprechzimmer, das ich bereits kenne. Doktor Bern erwartet mich schon.
„Guten Tag, Arturo!“, begrüßt er mich und steht auf, um mir die Hand zu geben. „Danke, dass du gekommen bist. Ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du bereit bist, dich mit mir zu unterhalten.“
„Ich habe kein Problem, mit Ihnen zu sprechen, aber ich glaube nicht, dass ich Ihnen mehr sagen kann, als ich auf der Konferenz bereits erzählt habe.“
„Mach dir darüber keine Gedanken. Vielleicht sollten wir heute über die Schlussfolgerungen reden, zu denen ich gelangt bin“, schlägt er vor. „Ich habe über deine Geschichte lange nachgedacht und muss zugeben, dass sie mich fasziniert.“
Doktor Vistalegre schließt die Tür des Sprechzimmers, und wir setzen uns. Ich habe das seltsame Gefühl, dass sich hier irgendetwas verändert hat … Ich glaube, es ist das Licht. Es ist gedämmt, was demGanzen eine intimere Atmosphäre verleiht. Ich muss auf der Hut sein. Solche Tricks dienen nur dazu, einen in Sicherheit zu wiegen.
„Arturo, Doktor Bern hat sich die Aufzeichnungen von deinem Vortrag angehört …“
„Aufzeichnungen?“, frage ich überrascht. „Was für Aufzeichnungen?“
„Sämtliche Diskussionen und Vorträge, sogar einige Sitzungen mit Patienten, werden digital aufgezeichnet“, erklärt Doktor Vistalegre wie selbstverständlich. „Und manchmal erscheinen Beiträge darüber in Fachzeitschriften … Die Kopien liegen auf DVD vor.“
„Mir hat niemand gesagt, dass mein Vortrag aufgezeichnet werden sollte“, sage ich etwas verärgert.
„Tut mir leid, aber wir haben vollkommen vergessen, es dir zu sagen. Für mich ist das ganz normal. Ich messe dem keine Bedeutung mehr bei … Tut mir wirklich leid … Entschuldige.“
„Das muss dir nicht unangenehm sein, Arturo“, sagt Doktor Bern zu mir. „Zu diesen Aufzeichnungen haben nur wir Fachleute Zugang. Sieh es als unser Handwerkszeug an, das uns hilft, die Ergebnisse der Konferenzen zu analysieren. In deinem Fall zum Beispiel waren sie mir eine große Hilfe …“
Es hat keinen Zweck, darüber zu diskutieren.
„Hast du wieder deine Träume gehabt?“, fragt Doktor Bern, um endlich zum Thema zu kommen. „Lebst du weiter ein zweites Leben?“
„Ich habe immer Träume“, antworte ich. „Jede Nacht, jeden Tag. Sobald ich die Augen schließe, tauche ich in eine Welt ein, in der sich alles um Drachen, Mutanten, Zauberer und mittelalterliche Schlachten dreht … Ja, ich lebe ein zweites Leben, wie Sie es nennen.“
„Ich habe deinen Fall studiert und glaube, einen Weg gefunden zu haben, der uns hilft herauszufinden, worum es sich bei all dem handelt“, erklärt er sehr überzeugt.
„Den würde ich gern kennenlernen.“
„Du wirst sehen, es gibt verschiedene Möglichkeiten, deine Geschichte zu analysieren. Was mit dir geschieht, kann viele Ursachen haben, angefangen bei den einfachen, oberflächlichen, bis hin zu den höchst komplizierten. Man kann deine Träume für gewalttätig halten,für verrückt oder sinnlos; aber sie können auch einen tieferen Grund haben, eine ganz bestimmte Ursache …“
„Und Sie neigen zu der zweiten Theorie, nicht wahr?“, frage ich, überzeugt davon, dass er sie mir gleich erklären wird.
„Allerdings. Ich glaube, dass alle diese Träume ihren Ursprung in deinem Unbewussten haben. In deinem tiefsten Innern. In einem verborgenen Bereich, zu dem du bisher keinen Zugang hattest.“
„Und durch wen sind sie dahin gekommen – in mein Unbewusstes?“
„Diese Frage ist am schwierigsten zu beantworten. Es kann sich um einen
Weitere Kostenlose Bücher