Das Reich in der Tiefe
Baumaterial.
Sobald das Schiff hinter dem Horizont verschwunden war, probierten Erichsen und Lemaire den Kleinlastwagen aus. Er war funkelnagelneu und konnte in unwegsamem Gelände auf Raupenantrieb umgeschaltet werde. Um den Steilanstieg des Gebirges zu vermeiden, mußten sie einen großen Umweg über die Ostküste der Insel machen. Nach einem Tag und einer Nacht mühevoller Arbeit war die erste Ladung, die Hälfte der Gewehre und drei Maschinengewehre, im vorderen Teil der „Flaschenhalshöhle“ geschützt eingelagert. Erichsen nahm den Franzosen durch den verschlungenen Gang zur Wasserfallgrotte mit, dieser staunte nicht schlecht, als Klaus ihn durch den Wassersturz hindurchführte, einen kleinen Kasten an der Felswand öffnete und zu telegrafieren begann, mehrmals eine verabredete Zeichenfolge in die Tiefe sandte. Nach langer Zeit kamen kurze und lange Klingelzeichen als Antwort. Klaus übersetzte, daß etwa in 12 Tagen die Träger hier eintreffen würden.
Lemaire und Erichsen schafften ohne Übereilung alle Waffen und Munition zum Höhleneingang und hatten schon einen Teil davon zur Wasserfallgrotte geschleppt, als der Vortrupp der Träger anlangte. Gaston wollte sie alle zu seiner Farm mitnehmen, aber sie lehnten ab. Doch einige Hühner, ein Paar lebender Lämmer und Pflanzensamen nahmen sie als Geschenk an, Kostbarkeiten, die es in Cheti nicht gab. Es kam die Stunde des Abschieds von Lemaire. Erichsen hatte ihn gleich mitnehmen wollen, aber der Franzose mochte plötzlich nicht mehr. Er hatte jetzt nichts anderes im Kopf als sein neues Haus, das Baumaterial dafür mußte schon in nächster Zeit eintreffen. Der Besuch in Cheti wurde also auf eine spätere Zeit verschoben.
* *
*
Nun gehörte Klaus wieder ganz zum Volk der Tiefe, bei dem er sein künftiges Leben zu verbringen gedachte, und konzentrierte sich auf die vor ihm liegende Aufgabe, den Waffentransport, ein ziemlich schwieriges Unternehmen. Sechs Depots waren vorgesehen, nach je einem Tagesmarsch, entsprechend den Rastplätzen. Alle Waffen sollten, so war es den Trägern befohlen, immer vollzählig von einem Depot zum nächsten befördert werden, ehe es weiterging.
Am elften Tag nach dem Abmarsch von der Oberwelt traf Klaus auf dem Apaxiberg ein und mußte dort noch drei Tage warten, bis die letzten Waffenstaffel endlich anlangte. Nachdem der weitere Transport richtig in die Wege geleitet war, konnte er nach Atakor reisen. Wie hatte er sich auf das Wiedersehen mit Toxa gefreut! Nun mußte er erfahren, daß sie wieder im Hochland von Mog weilte. So konnte er nur die Geschenke für sie im Palast zurücklassen. Toxa mußte doch seit mindestens zwei Wochen wissen, daß er mit den Waffen unterwegs war. Warum kam sie nicht, ihn zu begrüßen?
Einen Tag später war er in Roccos Hauptquartier vor der Nordwand, gleichzeitig mit dem ersten Waffentransport, der dort eintraf.
Die Freiwilligentruppe war auf 2000 Mann angewachsen und überall im Grenzgebiet verteilt. Allein 500 Mann hatte Rocco an den Ufern des Sees von Kla zusammengezogen, die schwere Verluste erlitten, als sie sich dem Koloß, der sich dort eingenistet hatte, tapfer mit Feuerbränden und Schwefelgas entgegenstellten. Immerhin scheuchten sie das Ungeheuer ins Wasser zurück. Vor wenigen Stunden war die Nachricht gekommen.
„Das ist eine Gelegenheit, die neuen Waffen gleich einem großen Teil der Truppe vorzuführen“, meinte Rocco.
„Heute noch kommen zwei Panzerabwehrkanonen hier an. Es wäre besser, zu warten, bis sie eingetroffen sind“, schlug Klaus vor. Rocco gab lichttelegrafische Anweisung, die Geschütze sogleich an den See von Kla umzudirigieren, und beide reisten an den der großen Stadt zunächst gelegenen Strand, welcher den Schwerpunkt der Abwehr bildete. Volle drei Tage mußten sie dort warten. Meist sah man nur den Rückenkamm des Ungeheuers in den Fluten. Klaus benutzte die Zeit, um in aller Eile zwei Bedienungstrupps an den Kanonen auszubilden, auch Rocco ließ sich daran unterweisen.
Plötzlich wurden sie durch Alarm aus dem Schlaf gerissen, das riesige Tier brach aus, verließ den See an einem Uferplatz, der zu weit entfernt war, um mit der Pak schießen zu können. Es ließ sich erkennen, daß mehr als hundert Menschen das Untier unter gewaltigem Geschrei mit Fackeln und Gaswürfen angriffen, so daß es abdrehte, am Ufer entlangstampfte und näher kam. „Herankommen lassen! Nicht die Nerven verlieren! Nicht eher
Weitere Kostenlose Bücher