Das Reich in der Tiefe
gelegen!“
„Was wirst du nun tun? Das Schicksal des Landes liegt in deiner Hand!“ sagte Klaus.
„Ich weiß es und werde handeln, wie es das Wohl des Reiches erfordert. Mein Entschluß ist gefaßt. Die Nachricht vom Tode des Kronprinzen gebe ich einstweilen nicht nach Atakor weiter. Du läßt sogleich die Truppe antreten!“
Die Freiwilligentruppe, 1800 Köpfe stark, stand vor den Zelten. Rocco trat in ihre Mitte und hob die Stimme: „Kameraden! Ich habe allen, welche die Nachricht noch nicht erreicht hat, die erschütternde Mitteilung zu machen, daß Seine Königliche Hoheit, der Thronfolger, vor einer Stunde dem Angriff einer Großechse zum Opfer gefallen ist. Ehe der Kronprinz seinen letzten unglücklichen Gang antrat, hat er mir entscheidende Befehle erteilt. Der Thronfolger hat angeordnet, daß unser Angriff gegen die Saurier noch heute beginnt. Wir werden die Bestien ausrotten und damit die über unserem Land schwebende Gefahr, welche so viele Opfer gefordert hat, endgültig beseitigen!
Wir wollen noch heute das Grenzgebiet überschreiten. Die Kampfgruppen behalten die gleiche Zusammensetzung, in der sie zu den Übungen ausrückten. Drüben werden sie sich über die ganze Breite des neuen Landes verteilen. Nach Rast und Schlaf treten wir den Vormarsch an und nehmen das Neuland für König und Volk von Cheti in Besitz. Wendet an, was ihr in den letzten Monaten gelernt habt, seid sparsam mit der unersetzlichen Munition, vernichtet die Bestien, wo ihr sie findet. Denkt dabei immer an das jüngste Opfer, unseren königlichen Herrn und Kronprinzen, dessen letztes Wort mir auftrug, euch allen seine Grüße und seine besten Wünsche für diesen Feldzug zu übermitteln! Erichsen wird jetzt die Befehle für alle Einzelheiten geben!“
Begeisterung machte sich in lautem Jubel Luft. Sobald sich die Freudenausbrüche ein wenig gelegt hatten, rief Klaus: „Alle Führer und Unterführer zu mir!“ Rocco war schon unterwegs, um lichttelegraphisch die Anordnungen für die Versorgung der vormarschierenden Truppe zur Hauptstadt durchzugehen.
Er gab diese Befehle ausdrücklich im Namen des Kronprinzen – ehe er dessen Tod nach Atakor meldete.
* *
*
Am Ufer eines strudelnden Baches marschierte die gesamte Truppe ins neue unbekannte Land.
Der Führungsstab des Unternehmens schlug seine Zelte auf einem niedern Vorberg auf, von dem aus man einen Überblick von der rechten bis zur linken Seitenwand der neuen Höhle hatte. Die Ausgangspunkte für die morgige Aktion, welche die Truppe jetzt erreicht hatte, lagen in einer Zone, in welcher Geröllhalden und Lavafelder des großen Ausbruchs allmählich in unversehrten Dschungel übergingen.
Nach der Schlafpause gaben Lichtzeichen vom Hauptquartier den Befehl zum Vormarsch, der außerdem durch Trommelsignale von Gruppe zu Gruppe weitergegeben wurde. Die weitgedehnte Treiberkette setzte sich in Bewegung, bald knallten die ersten Gewehrschüsse, und das Echo des Geschützdonners wurde von den Randgebirgen zurückgeworfen.
Bergauf und bergab ging der Marsch der Menschen und Tragtiere des Führungsstabes. Lava und Geröll machten einer von Schwefelgasen braun verbrannten Vegetation Platz. Es wurde ein Weg benutzt, den eine vorgehende Kampfgruppe in den Dschungel geschlagen hatte. Endlich lag rot leuchtend der See vor ihnen, den die Patrouille schon vor acht Monaten entdeckt hatte. Am sandigen Ufer der westlichen Seespitze wurden die Zelte aufgeschlagen.
Der Aufenthalt hier am Wasser sollte viel länger dauern, als ursprünglich geplant war, zehn volle Tage vergingen vom Beginn der Expedition an, bis der linke Flügel auf dem schwierigen, mit Dickicht bestandenen Gelände so weit vorkam, daß er die See-Enge erreichte. Dann mußte eine Pause von fünf Tagen eingelegt werden. Die Formationen, welche die größte Marschleistung hinter sich hatten, kamen in die zweite Linie zurück. Bis zum zehnten Tag meldete der linke Flügel einen Abschuß von 23 fliegenden und 16 Landechsen, der rechte und die Mitte von 43 fliegenden und 15 Landechsen.
Inzwischen hatte man das Verhalten der drei großen Echsenarten kennengelernt. Die Landdrachen waren riesenhafte Lebewesen von mehr als zwanzig Metern Länge. Wie Känguruhs schritten sie auf zwei Beinen einher und nahmen den mächtigen Schweif für die Bewegung zu Hilfe. Sie konnten auf dem Lande und im Wasser leben. Diese schwerfälligen Riesen, welche sich von Pflanzen ernährten, hatten nur
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