Das Reich in der Tiefe
schießen als ich!“ schrie Klaus, der selbst die Hand am Abzug eines Geschützes hatte. Auf 300 Meter war der Koloß nahe gekommen, da feuerte Klaus den Schuß ab, und fast gleichzeitig fiel der zweite – beide vorbei. Noch ein paar Sekunden, dann mußten die Geschützbedienungen zerstampft werden. Klaus hatte neu geladen und gerichtet, der Schuß krachte, beide Schüsse saßen gut, in hundert Metern Entfernung bäumte sich das Ungeheuer steil auf und schlug dröhnend auf die Seite. Der Drache war tot.
Zehn Minuten später sahen sich Rocco und Klaus von einer tobenden, begeisterten Menge der Freiwilligen umgeben. Nachdem er sich Ruhe verschafft hatte, hielt Klaus seine erste Ansprache in Cheti: „Was ich hier vorgeführt habe, werdet ihr in wenigen Wochen auch können, dann wollen wir die Echsengefahr beseitigen. Euer Feldherr Rocco wird die Befehle dazu geben!“
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In der Folgezeit zog Rocco, ungestört durch Eingriffe aus Atakor, 150 ausgesuchte Unterführer zusammen und ließ sie durch Erichsen sechs Wochen lang gründlich an den neuen Waffen ausbilden, so daß sie imstande waren, ihre Kenntnisse weiterzugeben.
Es kam aber bald zu einer Krise, die alles in Frage stellte. Durch die Zusammenziehung des überwiegenden Teils der Freiwilligen zur Ausbildung war die Bewachung des gefährdeten Gebiets geschwächt worden. An einem vom Ausbildungslager weit entfernten Punkt im Westen des Gebirgstores brachen zwei gewaltige Dinosaurier, derselben Art wie das Tier im See von Kla, über den trennenden Paß und zogen durch das Land; die Abwehr versagte. Weil alles sehr rasch ging und die primitiven Nachrichtenmittel eine rechtzeitige Warnung nicht zuließen, konnten sich nur die wenigsten Bewohner in Sicherheit bringen. Diesmal trat das Befürchtete tatsächlich ein, die Ungeheuer richteten in der schutzlosen Stadt Kla unglaubliche Verheerungen an. Trupps mit Gewehren wurden gegen sie entsandt. Die Geschosse durchschlugen zwar die Panzer der Echsen, aber die Verletzungen waren nicht groß genug, um die Bestien zur Strecke zu bringen. Erst der am folgenden Tage mit einer Panzerkanone eintreffende Trupp erledigte beide.
Ein Aufschrei der Empörung ging durch das ganze Land. Es gab jetzt Waffen, und dennoch konnte es zu einer solchen Ungeheuerlichkeit kommen! Dunkle Einflüsse waren am Werk, Klaus und Rocco alle Schuld daran zuzuschieben.
Roccos Feinde, die Gegner eines Vorstoßes zur Säuberung der neuen Höhle, bekamen Oberwasser. Sogleich trafen scharfe Befehle aus Atakor ein, die Zusammenziehung zu beenden, die Truppe wieder im ganzen Grenzland zu verteilen. Der Kronprinz erschien persönlich im Hauptquartier und hatte eine sehr heftige Aussprache mit Rocco. Dieser wollte den hohen Gast an die Schwebebahn begleiten, doch der Kronprinz lehnte ab. Er ließ sich nur zwei bewaffnete Freiwillige als Begleiter mitgeben.
Kurz danach gab es Alarm. Eine Echse war im Anflug. Klaus und Rocco liefen zu einem Ausblickspunkt und wurden mit vielen anderen Zeugen dessen, was jetzt geschah. Wie ein Blitz stürzte die Großechse nieder, auf die kleine Gruppe mit dem Kronprinzen, welche sich ganz allein auf freiem Felde befand. Die Begleiter schossen, doch ohne rechtzeitigen Erfolg. Der Drache stieß zu, erhob sich ein Stück in die Luft, stürzte sich ein zweites Mal auf die drei, fiel dann nieder. In der Gruppe der drei Männer rührte sich nichts mehr. Voll böser Erwartungen liefen Erichsen und Rocco näher auf die Unglücksstelle zu. Die Echse war tot, aber auch die beiden Begleiter und Ayor Tupac, den Kronprinzen des Reiches von Cheti, hatte das Schicksal ereilt. Ein unfaßbares Ereignis! Die Leiche des Thronfolgers wurde bald danach ins Hauptquartier gebracht, und ein anwesender Priester nahm die Zeremonien vor.
Klaus schloß sich Rocco an. „Was wird nun?“ fragte er, als sie zum erstenmal allein waren.
„Es ist ein Unglück, dessen Tragweite du gar nicht begreifen kannst, es wird die schlimmsten Folgen haben, für Cheti und für uns. Kronprinz Ayor Tupac war die ganze Hoffnung des Reiches. Der König ist alt und zu schwach, seinen Willen durchzusetzen. Sarasola wird herrschen und der Hohe Rat. Das bedeutet, daß wir sofort abgelöst werden, der Kronprinz war unser einziger mächtiger Fürsprecher. Man wird uns anklagen und uns womöglich noch die Schuld am Tode des Thronfolgers zuschieben. Der Hohepriester ist heute der Sieger, der Tod des Prinzen kommt ihm sehr
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