Das Reich in der Tiefe
herrlich und in Freuden existieren können?“
„Durchaus, aber ich bin kein Schuft und will mein Versprechen halten, Waffen kaufen, ein Dutzend Maschinengewehre, sechs kleine Panzerabwehrkanonen, panzerbrechende Handwaffen, Munition dazu in ausreichenden Mengen.“
„Und Sie meinen, daß man Ihnen das in einem Laden in Santiago oder Buenos Aires verkauft. Ihnen, der von der Polizei gesucht wird?“
Klaus starrte sein Gegenüber an, und das Blut stieg ihm zu Kopf. Das hatte er sich eingebrockt. Hier auf der Oberwelt war er immer noch der Mörder!
Gaston aber wollte seinem Kameraden helfen und für ihn die Geschäfte abwickeln. Er wußte, wie die Sache am unauffälligsten anzupacken war.
„Haben Sie denn Beziehungen?“ fragte Klaus.
„Ich nicht, aber Señor Calleo, der mich hier seit zehn Jahren versorgt. Calleo ist chilenischer Kapitän für kleine Fahrt und macht alles. Natürlich ist er ein Gauner, aber kein Halsabschneider, er wird mich nicht übermäßig übers Ohr hauen. Übrigens brauchen wir auch einen Jeep, besser einen geländegängigen kleinen Lastwagen, um die Waffen zur Höhle im Gebirge zu schaffen.“
„Ich danke Ihnen, Lemaire, daß Sie Ihr Einsiedlerleben unterbrechen wollen. Die Farm halte ich während Ihrer Abwesenheit in Ordnung. Was verlangen Sie für Ihre Hilfe?“
„Hm, ich wäre nicht abgeneigt, es mir hier bequemer zu machen, und mir ein festes Haus zu bauen!“
„Ich baue Ihnen eins mit allem Komfort der Neuzeit!“
„Und Ihr unterirdisches Königreich, das würde ich mir gern einmal ansehen!“
„Sie sollen der einzige sein, der es zu sehen bekommt, das verspreche ich!“
Am übernächsten Morgen fuhr Lemaire bei trübem, aber ruhigem Wetter davon.
Klaus Erichsen blieb allein mit Hühnern und Schafen zurück. Er hatte alle Hände voll zu tun, um die Farm in Ordnung zu halten. Nur die Abende waren lang, dann las er oder holte das Kettchen hervor, welches er auf der Brust trug, betrachtete den prachtvollen Rubin und dachte an Toxa.
* *
*
Zwei volle Monate vergingen. Erichsen gab allmählich die Hoffnung auf, Lemaire je wiederzusehen – da kam er zurück! Eines Nachmittags ließ sich das Klopfen des Motorbootes vernehmen. Klaus stürzte zur Landebrücke, und es gab ein heftiges Händeschütteln.
„Alles in Ordnung“, sagte der Franzose beim Aussteigen. „Spätestens bis zum 15. Januar sind die Waffen hier.“
„Ich danke Ihnen von Herzen“, rief Klaus begeistert. „Ehrlich gestanden – habe ich schon nicht mehr daran geglaubt, daß Sie wiederkommen würden!“
„Hätten Sie so gehandelt im umgekehrten Fall?“
„Nein. Immerhin, jeder zweite hätte es getan.“
„Kann schon sein, aber in meinem Fall brauchten Sie keine Sorgen zu haben.“
Und nun berichtete Gaston von seinen Erlebnissen.
„Was haben Sie zu Calleo über die Bestimmung der Waffen gesagt?“ erkundigte sich Klaus.
„Ich ließ durchblicken, ich wäre jetzt Vertrauensmann einer radikalen Partei, welche die Insel als Waffendepot benutzt, für einen später eventuell einmal eintretenden Fall. Mit dieser Partei und ihren weltweiten Verbindungen bekäme er es zu tun, falls irgend etwas faul an der Lieferung sei, Waffen oder Munition etwa unbrauchbar. Ginge aber alles in Ordnung, könne er gleich danach das Baumaterial und die Einrichtung für ein Haus liefern!“
„Sehr gut“, lobte Erichsen und beglückwünschte sich, daß ihm das Schicksal diesen Mann in den Weg geführt hatte, der sich trotz seines Einsiedlerlebens immer noch besser in der Welt auskannte als er selbst, besonders in der südamerikanischen Welt.
„Kann der Dampfer überhaupt hier anlegen?“ fiel es ihm ein.
„Gewiß, an meiner Landebrücke haben schon mehr Dampfer festgemacht, sie stammt ja noch von der Erdölgesellschaft.“
Calleo kam zwar nicht am 15., doch am 20. Januar. Er hatte einen kleinen Küstenfrachter angeschafft und eine siebenköpfige Besatzung angeheuert, von der er behauptete, daß es goldrichtige Jungen seien. Alle schienen durchaus zufriedengestellt, und Calleo war freundlich und höflich, er hatte sicher das beste Geschäft seines Lebens gemacht. Ein großes Zelt wurde aufgeschlagen und nahm die Waffen auf, Klaus machte Stichproben, die zur Zufriedenheit ausfielen. Die vereinbarte Restsumme wurde bezahlt. Klaus gab darüber hinaus dem Kapitän und der Mannschaft noch einen Scheck als Sonderprämie und leistete eine Anzahlung für das bestellte
Weitere Kostenlose Bücher