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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Essen bleiben und uns dann zu dritt auf den Weg nach London machen.«
    Wie Holmes angeordnet hatte, wurde es gemacht. Miss Harrison entschuldigte sich, daß sie das Schlafzimmer nicht verlassen, wolle, ganz so, wie Sherlock Holmes es ihr geraten hatte. Ich ahnte nicht, was hinter dem Manöver meines Freundes steckte: Vielleicht wollte er sie einfach ein wenig von Phelps fernhalten, der vor lauter Freude über die wiederkehrende Gesundheit mit, uns zusammen im Eßzimmer aß. Holmes hatte jedoch eine noch aufregendere Überraschung für uns.
    Nachdem wir zusammen zum Bahnhof gefahren waren und es uns gerade im Zugabteil gemütlich machen wollten, verabschiedete Sherlock Holmes sich und verkündete, er habe nicht die Absicht, Woking zu verlassen.
    »Es gibt da ein paar Dinge, über die ich mir gerne Klarheit verschaffen möchte, bevor ich gehe«, sagte er.
    »Ihre Abwesenheit wird mir hilfreich sein. Watson, Sie sollten mit unserem Freund hier nach London fahren und sich dort sofort mit ihm zusamme n in die Baker Street begeben. Dort bleiben Sie dann so lange, bis ich wiederkomme. Ein Glück, daß Sie alte Schulkameraden sind. So werden Sie sich doch eine Menge zu erzählen haben. Mr. Phelps kann heute nacht in unserem Gästezimmer schlafen. Ich werde bestimmt zum Frühstück dort sein, denn es gibt einen Zug, der um 8 Uhr am Bahnhof Waterloo einläuft. «
    »Und was ist mit den Untersuchungen in London?« fragte Phelps bedauernd.
    »Das kann bis morgen warten. Im Augenblick werde ich hier nötiger gebraucht als in London.«
    »Dann können Sie meiner Familie mitteilen, daß ich spätestens morgen abend wieder zu Hause sein werde«, sagte Phelps noch, als der Zug sich schon in Bewegung setzte.
    »Ich glaube nicht, daß ich jetzt zu Ihrer Familie zurückkehre«, rief Holmes uns nach und winkte vergnügt mit der Hand hinter uns her, während der Zug aus dem Bahnhof rollte. Phelps und ich diskutierten Sherlock Holmes' seltsames Benehmen, aber keiner von uns beiden konnte einen einleuchtenden Grund für diese neue Entwicklung geben.
    »Ich nehme an, daß er nach weiteren Hinweisen auf den Einbruch von der letzten Nacht suchen wird, wenn es überhaupt ein Einbruch war, denn ich glaube nicht daran, daß es sich um einen gewöhnlichen Dieb gehandelt hat.«
    »Was meinen Sie denn?«
    »Sie können es auf meine schwachen Nerven zurückführen, aber auf mein Wort, ich glaube, daß eine tiefgreifende politische Konspiration um mich herum vorgeht. Aus irgendeinem Grunde, den ich Ihnen aber nicht nennen kann, weil ich ihn nicht kenne, trachtet mir jemand nach dem Leben.
    Es klingt vielleicht weit hergeholt, ja völlig absurd, aber bedenken Sie doch die Tatsachen.
    Warum sollte ein Dieb in ein Schlafzimmer einbrechen, wenn er doch in jedem Wohn- und Eßzimmer viel mehr Beute machen kann? Warum sollte er mit einem langen Messer ausgerechnet in mein Zimmer eindringen wollen?«
    »Sind Sie sicher, daß es nicht einfach Einbrecherwerkzeug war? «
    »O nein. Es war ein Messer. Dessen bin ich ganz sicher.«
    »Aber mit wem haben Sie sich denn so schrecklich verfeindet?«
    »Ah ja, das ist eben die Frage.«
    »Wenn Holmes auch so denkt, dann paßt alles zusammen. Nehmen wir einmal an, Ihre Theorie sei richtig. Wenn er den Mann dingfest machen kann, der Sie in der letzten Nacht so erschreckt hat, dann führt die Spur dann doch sicherlich zu dem, der sich den Vertrag angeeignet hat. Es wäre doch absurd, daß Sie gleich zwei unbekannte Feinde haben, einen, der Sie beraubt, während der andere Ihnen nach dem Leben trachtet.«
    »Aber Holmes sagte doch, daß er nicht nach Briarbrae zurückgehen wollte.«
    »Ich kenne Holmes jetzt seit längerer Zeit«, sagte ich. »Aber bisher hat er nie etwas ohne guten Grund gemacht. « Und dann begannen wir von anderen Dingen zu reden.
    Es wurde ein mühseliger Tag für mich. Phelps war nach seiner langen Krankheit immer noch schwach, und sein Unglück machte ihn nervös und unzufrieden. Vergeblich versuchte ich„ ihn an Afghanistan und Indien zu interessieren öder ihn in gesell-schaftspolitische Diskussionen zu verstricken, um ihn von seinen traurigen Gedanken abzulenken. Er kam jedoch immer in kurzer Zeit wieder auf seinen verlorengegangenen Vertrag zurück und überlegte, fragte und spekulierte, was Holmes wohl tun würde, welche Schritte Lord Holdhurst unternehmen könnte und was für Nachrichten er wohl am nächsten Morgen erhalten würde. je weiter der Abend voranschritt, desto unerträglicher wurde

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