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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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aber man merkte ihr an, daß ihr der Plan wenig gefiel. Ihr Bruder war jedoch inzwischen zu uns gekommen und begleitete uns. Wir gingen um den Rasen herum, bis wir außen vor dem Fenster des jungen Diplomaten angekommen waren. Dort gab es, wie er berichtet hatte, Spuren unter dem Fenster, aber sie waren sehr undeutlich und verwischt.
    Holmes hatte sich einen Augenblick darüber gebeugt. Dann richtete er sich wieder auf und zuckte mit den Schultern.
    »Ich glaube nicht, daß irgend jemand in der Lage ist, diese Spuren noch zu lesen«, sagte er. »Wir wollen um das Haus herumgehen und uns überlegen, weshalb der Einbrecher gerade dieses Fenster gewählt hat. Ich kann mir vorstellen, daß es gewiß leicht gewesen wäre, ins Wohn- oder Eßzimmer einzudringen, und dort gäbe es doch sicherlich auch mehr zu holen.«
    »Dort kann man allerdings auch leichter von der Straße aus beobachtet werden«, sagte Joseph Harrison.
    »Ah ja, natürlich. Und hier ist eine Tür, durch die er es hätte versuchen können. Wohin führt sie eigentlich?«
    »Das ist der Seiteneingang für die Händler. Sie ist natürlich nachts verschlossen.«
    »Ist bei Ihnen jemals eingebrochen worden?«
    »Nein, niemals«, sagte unser Klient.
    »Haben Sie viel Gold- oder Silbersachen oder dergleichen Sachen im Haus, für die sich Einbrecher interessieren?«
    »Nein, nichts von wirklichem Wert.«
    Holmes streifte um das Haus herum, die Hände in den Taschen und mit so sorgloser Miene, wie es bei ihm sonst nicht üblich war.
    »Ach, übrigens«, wandte sich Sherlock Holmes an Joseph Harrison, »Sie haben die Stelle gefunden, wo der Einbrecher über den Zaun geklettert ist. Können Sie uns die Stelle zeigen?«
    Der dicke junge Mann führte uns zu einer Stelle, wo ein Stück aus dem oberen Teil des Holzzaunes herausgebrochen war. Holmes riß das herunterhängende Stück Holz ab.
    »Und Sie glauben, daß dies letzte Nacht geschehen ist? Mir scheint die Stelle ziemlich alt zu sein.«
    »Na ja, schon möglich.«
    »Es sind auch keine Anzeichen vorhanden, daß jemand über den Zaun gesprungen ist. Nein, nein, hier finden wir nichts, was uns weiterhelfen könnte. Wir wollen in das Schlafzimmer zurückkehren und alles noch einmal in Ruhe bereden.«
    Percy Phelps ging sehr langsam und lehnte sich auf den Arm seines Schwagers. Holmes jedoch ging schnellen Schrittes über den Rasen. Bevor die anderen nachkamen, hatten wir das offene Fenster schon erreicht.
    »Miss Harrison«, sagte Sherlock Holmes sehr ernst und eindringlich, »ich möchte Sie sehr dringlich bitten, sich den ganzen Tag in diesem Zimmer aufzuhalten. Lassen Sie sich durch nichts verführen, diesen Raum zu verlassen. Das ist von allergrößter Wichtigkeit. «
    »Gewiß, wenn Ihnen so sehr daran liegt«, sagte das Mädchen sehr erstaunt.
    »Und wenn Sie selber schlafen gehen, dann schließen Sie dieses Zimmer von außen ab und stecken den Schlüssel zu sich. Wollen Sie mir das versprechen?«
    »Aber Percy?«
    »Er wird mit uns nach London fahren.«
    »Und ich muß hier bleiben?«
    »Ja, bitte. Um seinetwillen. Sie können ihm damit einen Dienst erweisen. Schnell, versprechen Sie es mir!«
    Sie nickte ihm schnell zu, bevor die anderen vollends herangekommen waren.
    »Warum sitzt du hier drinnen und brütest? Komm heraus in den Sonnenschein, Annie! «
    »Nein, vielen Dank, Joseph. Ich habe ein wenig Kopfschmerzen, und hier im Zimmer ist es angenehm kühl und beruhigend. «
    »Was schlagen Sie nun vor?« fragte unser Klient.
    »Während wir hier eine kleine Affäre untersuchen, dürfen wir, die große nicht aus dem Auge lassen. Sie wären mir eine große Hilfe, wenn Sie mich nach Lo ndon begleiten würden.« »Wann, jetzt gleich?«
    »Na ja, sobald Sie es einrichten können. Sagen wir, in einer Stunde. «
    »Eigentlich fühle ich mich ja schon wieder ziemlich kräftig. Also, wenn es Ihnen wirklich eine Hilfe ist...«
    »Die größte Hilfe.«
    »Und Sie möchten, daß ich über Nacht bleibe?«
    »Das wollte ich Ihnen gerade vorschlagen.«
    »Wenn dann mein Freund von letzter Nacht kommt und mir einen erneuten Besuch abstatten möchte, dann sieht er, daß der Vogel ausgeflogen ist. Sie wissen es wohl am besten, Mr. Holmes, sagen Sie nur, was wir tun sollen. Möchten Sie vielleicht, daß Joseph auch mitkommt? Er könnte sich um mich kümmern.«
    »O nein, das ist nicht nötig. Mein Freund Watson ist ja Mediziner. Das wissen Sie ja auch. Er wird sich gut um Sie kümmern.. Wenn Sie erlauben, können wir bis zum

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