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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Zimmer, in dem ich das gelbe Gesicht am Fenster gesehen hatte, bildete eine Ausnahme, es war elegant und sehr behaglich eingerichtet.
    Und plötzlich erwachte mein Verdacht zu einer wilden, bitteren Flamme, denn ich entdeckte auf dem Kamin das Bild meiner Frau, das vor drei Monaten auf meinen Wunsch hin aufgenommen worden war.
    Ich blieb lange genug, um wirklich sicher zu sein, daß das Haus leer war. Als ich fortging, war mein Herz so schwer wie noch nie vorher. Als ich mein Haus betrat, kam mir meine Frau in der Halle entgegen. Ich war jedoch zu verletzt und gekränkt, als daß ich noch mit ihr hätte reden mögen. Ich schob sie zur Seite und ging in mein Arbeitszimmer. Sie folgte mir jedoch, be vor ich die Tür verschließen konnte.
    >Es tut mir leid, daß ich mein Versprechen gebrochen habe, Jack<, sagte sie, >aber wenn du die Umstände kenntest, würdest du mir vergeben.<
    >Dann sag mir alles!< forderte ich sie auf.
    >Das kann ich nicht, Jack, das kann ich nicht!< rief sie. >Bevor du mir nicht sagst, wer dort in der Kate lebt und wem du dein Foto gegeben hast, und bevor du nicht beichtest, um wessentwillen du all deine Versprechen brichst, kann es wohl zwischen uns nie wieder so etwas wie Vertrauen geben, sagte ich, machte mich von ihr los und verließ das Haus. Das war gestern, Mr. Holmes. Seither habe ich sie nicht mehr gesehen, und ich weiß auch nicht, was in der Kate geschehen ist. Es ist der erste Schatten, der auf unsere Ehe gefallen ist, und der hat mich so mitgenommen, daß ich nicht mehr ein noch aus weiß. Plötzlich, heute morgen kam mir die Idee, wenn jemand mir helfen und raten könnte, nur Sie es sein könnten. Und jetzt habe ich mich ganz ungeschützt in Ihre Hände begeben. Wenn es noch etwas gibt, was Ihnen vielleicht nicht ganz klar ist, dann fragen Sie mich bitte. Aber bitte, sagen Sie mir schnell, was ich tun soll, denn dieses Elend kann ich nicht länger ertragen.«
    Holmes und ich hatten uns diesen merkwürdigen Bericht mit äußerstem Interesse angehört. Der Mann hatte zuweilen stockend berichtet, dann wieder hatten sich seine Worte überschlagen. Er sprach wie einer, der unter schwerster seelischer Belastung steht. Mein Freund saß eine Weile still und schweigend da. Er hatte das Kinn in die Hände gestützt und war tief in Gedanken verloren.
    »Sagen Sie mir«, meinte er schließlich, »können Sie darauf schwören, daß es das Gesicht eines Mannes war, daß Sie am Fenster gesehen haben?«
    » Ich war jedesmal eine ziemliche Strecke von dem Fenster entfernt, so daß ich nicht ausmachen konnte, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt.«
    »Ihrer Schilderung nach hat dieses Gesicht aber einen sehr ungünstigen Eindruck auf Sie gemacht.«
    »Die Farbe des Gesichtes erschien mir so unnatürlich und die Züge so ernst und wie festgefroren.
    Wenn ich näher kam, verschwand es immer sofort.«
    »Wie lange ist es her, daß Ihre Frau Sie um die hundert Pfund gebeten hat? «
    »Fast zwei Monate.«
    »Haben Sie einmal ein Foto von ihrem ersten Mann gesehen? «
    »Nein, kurz nach seinem Tode brach in Atlanta ein größeres Feuer aus, in dem alles zerstört wurde.«
    »Und doch besitzt sie den Totenschein noch. Sie sagten, daß Sie ihn gesehen haben?«
    »Ja, sie hat sich nach dem Feuer ein Duplikat besorgt.«
    »Haben Sie irgendwann einmal jemanden getroffen, der Ihre Frau in Amerika gekannt hat?«
    » Nein. «
    »Hat sie jemals davon gesprochen, daß sie gerne eine Besuchsreise dorthin machen würde?«
    » Nein. «
    »Hat sie niemals Briefe von dort bekommen?«
    » Nein. «
    »Danke. Ich möchte die Angelegenheit jetzt ein wenig überdenken. Falls die Kate auf immer verlassen ist, werden wir mit der Aufklärung einige Schwierigkeiten haben. Aber mir scheint einleuchtender zu sein, daß die Bewohner gestern Wind von Ihrem Kommen gekriegt haben und das Haus verließen, bevor Sie es betraten. In diesem Fall sind sie längst zurückgekehrt. Ich möchte Ihnen raten, jetzt nach Norbury zurückzukehren und sich das Haus einmal ganz genau anzusehen. Wenn Sie Grund zu der Annahme haben, daß die Kate nach wie vor bewohnt ist, dann erzwingen Sie sich nicht einen Weg hinein, sondern senden mir und meinem Freund ein Telegramm. Innerhalb der nächsten Stunden wird es uns erreichen, und wir werden die Sache bald aufgeklärt haben.«
    »Und wenn sie immer noch leer ist?«
    »In dem Falle werde ich morgen hinüberkommen, dann werden wir weitersehen. Auf Wiedersehen. - Und noch etwas, machen Sie sich

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