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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Tür zuging, packte sie mich am Ärmel und schob mich mit ungeheurer Kraft zurück.
    >Ich flehe dich an, Jack, tu das nicht<, rief sie. >Ich schwöre dir, daß ich dir eines Tages alles erzählen werde. Aber im Augenblick kann wirklich nichts Gutes dabei herauskommen, wenn du in das Haus eindringst.<
    Ich versuchte sie abzuschütteln, aber sie hing an mir, als wollte sie mich mit aller Kraft, die sie nur aufbringen konnte, hindern, in das Haus einzutreten.
    >Vertrau mir doch, Jack!< rief sie. >Vertrau mir nur noch dieses eine Mal. Du wirst keinen Grund haben, das zu bereuen. Du weißt, daß ich kein Geheimnis vor dir hätte, wenn es nicht um deinetwillen geschähe. Unser beider Leben hängt daran. Wenn du jetzt mit mir nach Hause gehst, wird alles gut werden. Wenn du dir deinen Weg in die Kate erzwingst, dann ist alles aus zwischen uns.<
    Sie hatte mit solchem Ernst und so voll Verzweiflung gesprochen, daß ich tatsächlich unentschlossen vor der Haustür stand.
    >Ich werde dir unter einer Bedingung vertrauen<, sagte ich schließlich, >und diese eine Bedingung ist, daß du diese rätselhafte Verbindung sofort beendest. Du hast deine Freiheit, dein Geheimnis zu bewahren, aber du mußt mir versprechen, daß keine nächtlichen Besuche mehr stattfinden und daß alles unterbleibt, was du vor mir verborgen halten müßtest. Ich bin bereit zu vergessen, was vorgefallen ist, aber ich möchte, daß in Zukunft nichts dergleichen mehr geschieht.<
    >Ich wußte, daß du mir vertrauen würdest<, rief sie mit einem großen, erleichterten Seufzer. >Ich werde alles tun, was du wünschst. Komm, o komm jetzt endlich weg von diesem Haus.< Sie hatte mich immer noch am Ärmel gepackt, und schließlich hatte sie mich auch von der Kate fortgezogen. Als wir gingen, sah ich mich noch einmal um. Und wieder entdeckte ich dieses seltsame gelbe Gesicht, das vom oberen Fenster aus uns beobachtete. Was für eine Verbindung gab es zwischen dieser Kreatur und meiner Frau? Oder war die grobe, kurzangebundene Frau, die ich am Tag vorher hier angetroffen hatte, ein Verbindungsglied? Es war ein seltsames Rätsel, und ich wußte, daß ich nicht ruhig werden würde, bevor ich es nicht gelöst haben würde. Zwei Tage blieb ich zu Hause, und meine Frau schien sich in unsere Abmachungen zu fügen, denn meines Wissens ging sie nicht aus dem Haus. Am dritten Tag jedoch bekam ich zwingende Beweise dafür, daß ihr ernsthaftes Versprechen sie nicht daran hin-derte, das Haus trotzdem zu verlassen.
    Das fremde Geheimnis schien solche Macht auf sie auszuüben, daß es sie unwiderstehlich fortzog von ihrem Ehemann und ihren Pflichten.
    An jenem Tag war ich in die Stadt gefahren, war jedoch schon um 2.40 Uhr zurückgekehrt, statt mit meinem üblichen Zug um 3.36 Uhr. Als ich das Haus betrat, kam das Dienstmädchen mit einem erschrockenen Gesicht in die Halle gelaufen.
    >Wo ist die gnädige Frau?< fragte ich.
    >Ich glaube, sie hat einen Spaziergang unternommen, antwortete sie.
    Natürlich war mein Verdacht sofort wach. Ich lief in die oberen Räume, um ganz sicherzugehen, daß sie wirklich nicht zu Hause war. Zufällig sah ich dabei aus dem Fenster, und da sah ich, wie das Mädchen, mit dem ich vor einem Augenblick noch geredet hatte, aus dem Haus gelaufen war und nun quer über das Feld zu der Kate lief. Ich wußte natürlich sofort, was das zu bedeuten hatte. Meine Frau war hinübergegangen und hatte das Mädchen beauftragt, sie sofort zu benachrichtigen, wenn ich etwa heimkommen sollte. Voller Wut stürzte ich aus dem Haus und rannte die Straße hinunter, fest gewillt, diese Sache ein für allemal zu beenden. Auf dem Landweg sah ich meine Frau und das Mädchen zurückeilen, aber ich hielt nicht an, um mich mit Diskussionen aufzuhalten. In der Kate lag das Geheimnis verborgen, das einen Schatten auf mein Leben warf, und dieses Geheimnis sollte nicht länger ein Geheimnis bleiben. Ich klopfte nicht einmal, sondern drehte den Türgriff und trat ein.
    Im Untergeschoß war alles still und ruhig. In der Küche summte der Kessel auf dem Feuer, und eine große, schwarze Katze hatte es sich in ihrem Korb gemütlich gemacht. Von der Frau jedoch, die ich früher gesehen hatte, fehlte jede Spur. Ich durchsuchte alle Räume, aber sie schienen verlassen. Dann ging ich auch die Treppe hoch, nur um zwei weitere verlassene Räume zu finden. Im ganzen Haus befand sich keine Menschenseele. Dann sah ich mich ein wenig um.
    Möbel und Bilder waren sehr einfach, fast vulgär. Nur das

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