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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Das Schaben mit seinen Schuhsohlen hatte das seltsame Geräusch erzeugt, das uns verwundert hatte.
    In einem Augenblick hatte ich ihn um die Mitte gefaßt, während Holmes und Pycroft die Gummibänder lösten, die zwischen den bläulichen Hautfalten fast verschwunden waren. Dann trugen wir ihn in das Vorderzimmer hinüber. Dort lag er mit aschgrauem Gesicht, fünf Minuten hatten genügt, um aus einem Mann einen schrecklic hen Ruin von einem Menschen zu machen.
    »Was halten Sie davon, Watson?« fragte Holmes.
    Ich beugte mich über ihn und untersuchte ihn. Sein Puls war schwach und unregelmäßig, aber die Atemzüge wurden wieder länger, und die Augenlider bewegten sich ein wenig. Ein dünner Streifen seines Augapfels wurde sichtbar.
    »Es ist gerade eben noch gut gegangen«, sagte ich. »Er wird leben. Öffnen Sie das Fenster, und reichen Sie mir die Karaffe mit Wasser vom Tisch.« Ich löste den Kragen und goß ihm kaltes Wasser über das Gesicht. Danach hob und senkte ich die Arme, bis der Atem wieder regelmäßig und natürlich floß. »In kurzer Zeit wird er wieder soweit sein«, sagte ich und wandte mich den anderen zu.
    Holmes stand am Schreibtisch, das Kinn beinahe auf die Brust gesenkt und die Hände in den Hosentaschen vergraben.
    »Ich glaube, wir sollten die Polizei rufen«, sagte er, »aber ich muß gestehen, daß ich ihnen gerne einen abgeschlossenen Fall übergebe, wenn sie eintrifft.«
    »Für mich ist das Ganze ein unlösbares, verdammtes Rätsel«, sagte Pycroft, der sich ratlos den Kopf kratzte. »Warum haben sie mich den ganzen Weg von London hierher gebracht, um dann --
    -«
    »Oh, es ist alles einfach genug«, sagte Holmes ungeduldig, »es ist dieser neue Schachzug --«
    »Und den Rest verstehen Sie?«
    »Das ist doch alles ziemlich klar. Was denken Sie, Watson?« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich verstehe auch nichts mehr«, sagte ich, »wenn ich mir die Ereignisse gut überlege, so laufen sie doch alle auf einen einzigen Punkt zu. «
    »Und was machen Sie daraus?«
    »Na, man kann die ganze Geschichte an zwei Punkten festmachen. Zunächst wird Pycroft dazu gebracht, eine schriftliche Erklärung abzugeben, daß er einverstanden ist, Angestellter dieser erst im Werden begriffenen Firma zu werden. Sehen Sie nicht, wieviel das aussagt?«
    »Nein, ich begreife das alles nicht.«
    »Gut, warum sollte er sein Einverständnis schriftlich niederlegen? Zu Geschäftszwecken bestimmt nicht, solche Abmachungen geschehen meistens mündlich. Es gibt keinen Grund, daß hier eine Ausnahme vorliegen sollte. Sehen Sie denn nicht, lieber Freund, daß man einfach nur Ihre Handschrift brauchte und sonst keine Möglichkeit sah, an sie heranzukommen.«
    »Aber warum denn nur?«
    »Ja, richtig, warum denn nur? Wenn wir das beantworten können, sind wir mit unserem kleinen Problem schon ein ganzes Stück weitergekommen. Warum? Es gibt nur einen triftigen Grund.
    Irgend jemand wollte Ihre Handschrift fälschen, dafür brauchte er eine Probe von Ihnen. Wir kommen jetzt zum zweiten Punkt, der den ersten erhellen wird. Die dringende Anweisung, Mawson nicht zu benachrichtigen, daß Sie die Stellung nicht antreten würden, hatte ihren Grund darin, daß es jemanden gab, der statt Ihrer am Montagmorgen anfangen würde.«
    »Lieber Gott«, rief unser Klient, »ich muß ja wohl blind auf beiden Augen gewesen sein. «
    »So, jetzt wissen Sie, wozu Ihre Handschrift nötig war. Angenommen, der neue Angestellte, der am Montag Ihre Stellung begonnen hätte, hätte vollständig anders geschrieben, als Sie in Ihrem Bewerbungsbrief, das hätte doch schnell auffallen können, was? Aber in der Zwischenzeit hatte der Kerl Gelegenheit, Ihre Schrift zu imitieren. Wegen seines Aussehens konnte er ja ganz sicher sein, denn niemand in der Firma hatte Sie ja je gesehen, stimmt's?«
    »Keine Seele«, stöhnte Pycroft.
    »Sehr gut. Natürlich war es nun wichtig, Sie daran zu hindern, sich die Sache noch einmal zu überlegen. Ihnen mußten alle Möglichkeiten genommen werden, dahinter zu kommen, daß inzwischen Ihr Doppelgänger statt Ihrer in Mawsons Büro seine Arbeit aufgenommen hatte.
    Deshalb haben Sie diesen guten Vorschuß bekommen und sind in die Midlands geschickt worden. Hier hat man Sie dann reichlich mit Arbeit versehen, so daß Sie nicht auf die Idee kommen sollten, nach London zu reisen, um das kleine Spiel auffliegen zu lassen. Das ist alles ganz einfach.«
    »Aber weshalb hat der Mann vorgegeben, sein eigener Bruder zu

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