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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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aber wir behielten die Oberhand. Nach fünf Minuten war der Kampf zu Ende. Aber das Schlachtfeld um uns herum war entsetzlich. Hatte es je ein solches Schlachthaus gegeben? Prendergast tobte wie ein wilder Teufel. Er packte die Soldaten, als ob sie Kinder wären, und warf sie einen nach dem anderen ins Meer, egal ob sie halbtot oder tot waren.
    Einer der Sergeanten schwamm noch sehr lange um sein Leben, obgleich er schwer verwundet war. Schließlich hat ihn einer von uns erschossen. Als der Kampf zu Ende war, waren außer den Wächtern, den Offizieren und dem Doktor niemand mehr übrig. Um diese Männer entbrannte in unseren Reihen ein schrecklicher Streit. Einige von uns waren glücklich, die Freiheit wiedergewonnen zu haben, und wollten nicht noch mehr Menschen ermorden. Schließlich ist es ein anderes Ding, ob man mit einem Soldaten, der mit einer geladenen Muskete bewaffnet ist, kämpft, oder ob man zusieht, wie Menschen kaltherzig ermordet werden. Acht von uns, fünf Gefangene und drei von der Mannschaft, entschieden sich gegen den Mord, aber es schien unmöglich, Prendergast und seine engsten Gefolgsleute zu überzeugen. Ihre einzige Chance, straffrei auszugehen, sei es, sagten sie, die Arbeit wirklich perfekt zu machen und keine Seele übrig zulassen, die später vor Gericht gegen uns aussagen konnte. Er war so wütend auf uns, daß wir beinahe das Geschick dieser Un-glücklichen geteilt hätten. Aber schließlich bot uns Prendergast ein Boot an und empfahl uns, damit zu verschwinden. Wir nahmen das Angebot dankbar in, denn die blutrünstigen Taten waren uns längst widerwärtig geworden. Dennoch war uns klar, daß uns noch Schlimmes bevorstand. Wir erhielten Seemannskleidung, eine Tonne Wasser, zwei Körbe voller Schiffszwieback und einen Kompaß.
    Prendergast warf uns noch eine Karte zu und riet uns, auf Befragen anzugeben, wir seien schiffbrüchige Seeleute, deren Schiff 15 Grad nördlicher Länge, 25 Grad westlicher Breite untergegangen sei. Damit ließ er uns ziehen.
    >Mein Sohn, jetzt komme ich zu dem überraschenden Teil meiner Geschichte. Während des Kampfes hatten die Seeleute das Vordersegel eingeholt, aber nun, als wir sie verließen, setzten sie das Segel wieder. Es blies ein leichter Nordostwind, und die Barke segelte langsam von uns weg. Unser Boot schaukelte sanft in den Wellen. Evans und ich hatten in unserer kleine n Gruppe die größte Schulbildung, und so hatten wir die Aufgabe, unsere Position festzustellen und zu planen, welche Küste wir ansteuern sollten. Allerdings war das eine gute Frage, denn Cap Verde lag fünfhundert Meilen nördlich und die afrikanische Küste sieben-hundert Meilen östlich. Der Wind kam von Norden, und daraus entnahmen wir, daß Sierra Leone wohl für uns das bessere Ziel war. In diese Richtung also wollten wir steuern. Die Barke hatte sich inzwischen ein gutes Stück von uns entfernt. Noch einmal drehten wir uns nach ihr um, aber da erwartete uns ein seltsamer Anblick. Wir sahen eine dicke Rauchwolke aufsteigen, die bald wie ein monströser Baum am Himmel hing. Einen Augenblick später zerriß ein fürchterliches Krachen, wie Donnerrollen, unsere Ohren. Dann verzog sich der Rauch. Von der Gloria Scott war keine Spur mehr zu sehen. Im Nu hatten wir das Boot gewendet und ruderten auf die Unglücksstelle zu. Wir ruderten wohl eine Stunde, bis wir zu der Stelle kamen, wo immer noch ein dünner Dunstschleier hing. Zuerst dachten wir, wir kämen zu spät, um jemandem zu Hilfe zu kommen. Ein zerborstenes Boot und zahlreiche Planken und andere Schiffsteile schwammen im Wasser umher.
    Wir hatten wohl die Stelle erreicht, wo die Barke gesunken war, aber wir entdeckten kein Anzeichen menschlichen Lebens. Schon wollten wir uns traurig abwenden, als wir einen Hilfeschrei hörten. In einiger Entfernung entdeckten wir eine Planke, auf der ein Mann ausgestreckt lag. Wir zogen ihn an Bord unseres Bootes. Es handelte sich um einen jungen Seemann mit Namen Hudson. Er hatte jedoch solche Verbrennungen und war so erschöpft, daß er uns über den Vorgang des Unglücks keinen Bericht geben konnte. Erst am folgenden Morgen erfuhren wir einiges über den Vorfall.
    Wie es schien, hatte Prendergast, nachdem wir das Schiff verlassen hatten, die fünf Gefangenen erschießen lassen. Zwei Wächter waren schon erschossen und über Bord geworfen worden, und das gleiche Schicksal hatte auch den dritten Offizier ereilt. Prendergast ging selbst auf das Zwischendeck und ermordete den

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