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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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er, ehe er sich dessen versehen hatte.
    Je tiefer die kleine Gesellschaft hinunterkam, desto erstickender wurde die Luftwärme. Plötzlich aber, als man vom Frühstück aufstand, erhob sich ein frischer Wind. Offenbar war das drohende Gewitter ausgebrochen. Auf dem Kamm des Arriero und des Ruivo, deren Gipfel sich in undurchdringliches Düster verbargen, mochte es jetzt wohl stark regnen. Jedenfalls regnete es aber nicht hier im Talgrund. War der Himmel auch grau überzogen, so blieb das Land hier doch völlig trocken, und es hatte nicht den Anschein, als ob sich das ändern sollte. Ein darüber befragter Einwohner schien sich darauf zu verstehen. Er machte aber eine zweifelhafte Miene, als er hörte, daß die Touristen drei Kilometer durch den Grund hingehen wollten. Sein noch unbestimmter Blick richtete sich kurze Zeit auf den verhüllten Gipfel des Ruivo, dann zuckte er auf eine, wenig Gutes versprechende Weise mit den Schultern.
     

    Alice stieß einen Schrei der Verzweiflung aus. (S. 235.)
     
    Vergeblich bemühte sich Morgan, ihn eingehender auszufragen. Keine Silbe konnte er aber dem Dickkopf entlocken, der sich darauf beschränkte, den Reisenden ohne weitere Aufklärung zu empfehlen, daß sie sich dem Ufer des Bergbaches nicht zu sehr nähern sollten.
    Morgan teilte seinen Gefährten diese Warnung mit.
    »Wahrscheinlich, sagte er, befürchtet dieser Bauerntölpel hier eine Überflutung, wie solche ziemlich häufig vorkommen. Wenn auf die Berge ein Platzregen niederfällt, steigen die zu dieser Jahreszeit gewöhnlich halb trockenen Bergbäche oft überraschend schnell. Ein solches Hochwasser hält zwar nur wenige Stunden an, es verursacht aber häufig manche traurige Zerstörung. Wir werden also doch wohl gut tun, dem Rate des Bauern zu folgen.«
    Nach einem halbstündigen Marsche zeigte es sich jedoch, daß das Wetter sich mehr und mehr aufklärte. Im Zenit brachen schon die Wolken, und wenn sich auch noch Nebelmassen über die Pics wälzten, so wurden sie doch weniger dick und zeigten die Neigung, in der abgekühlten Luft bald ganz zu verschwinden.
    Die Touristen glaubten infolgedessen, sich der erhaltenen Warnung entschlagen zu dürfen. Der Fußboden erwies sich zunächst sehr steinig, während fünfzehn Meter weiter unten, am Rande des jetzt zu einem harmlosen Wasserfaden reduzierten Baches, sich ein Bett von seinem Sande zeigte, das für die ermüdeten Füße einen vortrefflichen Teppich bilden mußte.
    Die Reisenden betraten also den elastischen Sandboden, der sich für den Weitermarsch wirklich sehr günstig erwies, und die kleine Truppe trottete darauf fröhlich dahin, wobei Morgan und Roger ihre Gefährtinnen noch mit Blumen beglückten – mit Rosen, Weißdornblüten oder Veilchen, die hundertweise in den Spalten der Felsen blühten.
    Bald beschränkte sich das Tal, das schon von Libramento an allmählich schmäler wurde, nur noch auf das Bett des Bergbaches, und dieser verlief ebenso unerwartet in eine Art Gang, der zur Linken lotrechte Felswände hatte, während das rechte Ufer mit zerstreuten Steinblöcken bedeckt war, sich übrigens aber in mäßiger Steigung bis zur Straße fortsetzte, wo die Pferde fünfhundert Meter weiter draußen warten sollten.
    Bevor sie diesen Gang betraten, gebrauchten die Touristen jedoch noch die Vorsicht, einen Blick nach rückwärts zu werfen. Die Aussicht reichte hier über ein Kilometer weit, und in der Ferne sah man den Glockenturm von Libramento. Der Himmel wurde immer klarer; im Tal war nichts Außergewöhnliches zu bemerken.
    Jupiter schlägt die mit Blindheit, die er verderben will, sagt der Dichter. Den Reisenden hatte es jedoch an gutem Rat nicht gefehlt. Einmal aus dem Munde Morgans, der das wiederholte, was ihn seine Bücher gelehrt hatten, und zum zweiten Male aus dem Munde des Bauern von Libramento waren ihnen weise Ratschläge nicht vorenthalten geblieben. Diese Ratschläge mißachteten sie jedoch, und beruhigt durch die Rückkehr des schönen Wetters, folgte die kleine Truppe vertrauensvoll dem Bach in dessen neuer Richtung.
    Dreihundert Meter weiter draußen meinte Morgan, daß man nun bald an der Stelle des Rendezvous sein müsse, und er erbot sich, ein Stück vorauszugehen, um Umschau zu halten. Dem Worte die Tat folgen lassend, sprang er am rechten Ufer hinauf und verschwand bald zwischen den Felsen, während seine Gefährten ihm langsamer nachgingen.
    Zwei Minuten waren kaum verflossen, als sie plötzlich stehen blieben. Aus der Tiefe des Curral

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