Das Reisebureau Thompson und Comp.
unatembar. Bedeckten sich die Touristen, nach dem Vorbilde der Träger, das Gesicht auch noch so sorgfältig, so konnten sie doch nur noch mühsam keuchen. Der Sand drang ihnen bis in die Bronchien und rief die heftigsten Hustenstöße hervor, während ein brennender Durst sie zu quälen anfing.
In dieser Weise konnte es unmöglich lange fortgehen. Zum Glück entdeckte Roger da ein Hilfsmittel.
Auf der einen Seite des Weges verlief, schon von dessen Anfang an, eine jener »Levadas«, die eine Sehenswürdigkeit Madeiras bilden. Mit einer Ausdauer sondergleichen haben die Bewohner ihre Insel mit einem wirklichen Netz kleiner Wasserleitungen überzogen, die dazu dienen, den bewohnten Ortschaften von den Bergen her Trinkwasser zuzuführen. Morgan kam da sofort auf den Gedanken, der nächstgelegnen Leitung ein wirksames Mittel gegen den aus der afrikanischen Wüste stammenden glühheißen Wind zu entnehmen.
Seiner Aufforderung gemäß wurde in der Levada ein Damm aus Steinen hergestellt. Bald lief da das Wasser über und fiel wie eine Kaskade nieder, die schleierförmig eine Aushöhlung in der Wand des Hügels an der Seite abschloß.
Die kleine Grotte war leider so beschränkt, daß sich nicht alle Touristen hineinflüchten konnten. Alice und Dolly wenigstens fanden aber darin Schutz. Einen noch übrigen Platz nahmen die Männer abwechselnd ein, alle fünf Minuten ein andrer, und die unvermeidliche Dusche, die sie da beim Ein-und beim Austreten empfingen, war weit davon entfernt, ihnen zu mißfallen.
Die Führer mußten freilich auf diese Erleichterung verzichten. Sie schienen aber nicht allzusehr zu leiden, denn den Kopf mit ihren weiten Capuchons vermummt, warteten sie geduldig den Vorübergang des Unwetters ab.
Diese Geduldprobe sollten sie freilich lange aushalten. Um vier Uhr wehte der Wind noch so erdrückend heiß wie vorher.
Plötzlich zwitscherte aber ein Vogel, dem andre sofort antworteten. Dann falteten sich, eins nach dem andern, die Blätter der Bäume wieder auseinander, und die Träger standen, ihren Capuchon abwerfend, wieder auf.
Zwanzig Sekunden später hörte die Leste völlig auf, und ohne vermittelnden Übergang folgte ihr eine köstliche, erfrischende Brise.
»Die »Impbate«, sagte einer der Träger, während die Touristen ein lautes Hurra ausstießen.
Ehe nun der Marsch wieder aufgenommen wurde, empfahl es sich doch, das so sehr verspätete Frühstück zu genießen. Alle taten dem Proviant denn auch die größte Ehre an und erquickten sich an der herabrauschenden wohltuenden Kaskade. Der Damm in der Leitung wurde dann sorgsam entfernt.
Unglücklicherweise komplizierte der mehr als fünfstündige Aufenthalt den Ausflug recht unangenehm. Voraussichtlich würde nun San-Vincent vor dem Dunkelwerden nicht zu erreichen sein.
War es das wohl, was die Führer beunruhigte, als man gegen sieben Uhr auf das sehr geräumige, fünfzehnhundert Meter hoch gelegne Plateau Paul da Serra gelangte? Schweigend, mit finsterm Gesicht und wie von innerer Angst gejagt, beschleunigten sie ihre Schritte, soweit die Kräfte das zuließen.
Ihre Angst wurde schließlich sogar sichtbar und schien doch mit ihrer möglichen Ursache so im Mißverhältnis zu stehen, daß sich Mrs. Lindsay beunruhigt Morgan offenbarte, als ihre beiden Hamacs bei einem der kurzen Halte, zu denen es die Ungeduld der Träger jetzt immer seltner kommen ließ, einander zufällig mehr nahe gekommen waren.
Die einsetzende Dämmerung vermehrte nur noch den Schrecken der Träger. Selbst am hellen Tage würden sie die Paul da Serra nur zitternd überschritten haben, da eine lokale Sage das Plateau als einen beliebten Aufenthaltsort böser Geister bezeichnete.
Die Touristen hatten sich über diese abergläubische Furcht nicht zu beklagen. Kaum war das Plateau erreicht, als die Hamacs mit schwindelerregender Schnelligkeit dahingetragen wurden. Die Leute gingen nicht mehr, nein, sie rannten schweigend über das verlassene, unangebaute, baumlose Land, das die Dämmerung jedenfalls noch trauriger aussehen ließ. Ringsum fast völlige Einsamkeit; nur in der Ferne weideten einige Herden das dürftige Gras und den Thymian des Platzes ab.
Vor acht Uhr waren die fünf Kilometer zurückgelegt, die das Plateau in der Breite mißt, und nun begann wieder der Abstieg, während die Träger – ein Beweis, daß sie sich wesentlich erleichtert fühlten – ihre üblichen Gesänge ertönen ließen.
Der Abstieg gestaltete sich aber furchtbar auf dem fast
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