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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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und folglich…
    – Geirrt! rief Thompson, der wieder den Sachwalter der klägerischen Partei unterbrach. Nur geirrt! Ich bin glücklich, zu hören, daß es nur ein einfacher Irrtum ist, den man mir zum Vorwurf macht.«
    Damit sprang er auf das Deck zurück und lief unter den Passagieren von dem einen zum andern.
    »Sie wissen ja, meine Herren, die Agentur spart nichts, das Wohlbefinden ihrer Passagiere zu sichern und zu fördern. Sie schreckt, möchte ich sagen, vor gar nichts zurück.«
    Er wurde immer wärmer.
    »Ja ja, die Agentur, meine Herren! Sie ist die Freundin ihrer Passagiere! Eine unermüdliche, ergebne Freundin! Was sage ich doch? Eine Mutter ist sie für Sie, meine werten Herren!«
    Thompson wurde zärtlich. Nur noch ein wenig mehr, und er hätte geweint.
    »Zum Glück klagt sie niemand an, mit Vorsatz etwas außer acht gelassen zu haben, was zu Ihrem Vergnügen hätte dienen können. Eine solche Anklage hätte mich schmerzlich verwundet… empört, möchte ich fast sagen. Dagegen geirrt… nur geirrt, das ist ein ander Ding. Ich kann mich geirrt haben; ich gestehe es zu, mich geirrt zu haben. Jedermann kann sich irren. Das entschuldigt mich, meine Herren, ja, das entschuldigt mich doch. Ein Irrtum zählt nicht, nicht wahr, meine Herren?
    – Wenn er eingesehen und verbessert, wieder gut gemacht wird, sagte der Passagier sehr frostig, nachdem er den nutzlosen Redeschwall hatte vorüberrauschen lassen.
    – Wie denken Sie sich das, bester Herr? fragte Thompson höchst liebenswürdig.
    – Nun, daß Sie gleich morgen einen Ausflug veranstalten, statt uns noch zwei Tage in Funchal kalt zu stellen.
    – Das ist unmöglich! wehrte Thompson ab. Die Agentur hat dazu nichts vorbereitet, nichts vorgesehen. Zu einem solchen fehlt es uns obendrein an Zeit. Ein Ausflug muß reiflich überdacht, muß im voraus organisiert sein. Er verlangt vielseitige Vorbereitungen…«
    Ein allgemeines Gelächter schnitt Thompson das Wort ab. Ach, sie waren ja so reizend, die Vorbereitungen, die die Agentur für die frühern Ausflüge getroffen hatte! Thompson ließ sich jedoch noch nicht aus dem Sattel heben.
    »Rein unmöglich!« wiederholte er nur um so nachdrücklicher.
    In seiner Stimme lag etwas, was andeutete, daß er bezüglich dieser Sache unerschütterlich sei. Der eingeschüchterte Sprecher bedrängte ihn nicht weiter.
    »Nun gut, dann fahren wir einfach ab!« rief eine höhnische Stimme unter den Passagieren.
    Thompson, dem dieser Vorschlag höchst erwünscht kam, nahm ihn auf der Stelle an.
    »Abfahren, meine Herren? Aber ich verlange ja gar nicht mehr. Die Agentur steht ganz zu Ihren Diensten, das brauche ich wohl nicht noch einmal zu versichern.
    – Nun also, lassen Sie uns über die zeitigere Abreise abstimmen.
    – Ja ja, wir wollen weiterfahren! riefen die Passagiere einstimmig.
    – Es wird geschehen, wie Sie wünschen, erklärte Thompson. In diesem Falle, möchte ich sagen, wie bei jeder andern Gelegenheit!«
    Er verzichtete jetzt darauf, ans Land zu gehen, und erteilte dem Kapitän Pip neue Anweisungen, während Piperboom, der schließlich eingesehen hatte, daß man heute nicht nach Funchal gehen würde, sich friedlich auf einem Lehnstuhle ausstreckte und die ihn nie verlassende Pfeife anzündete.
    Immerhin konnte die Abfahrt nicht auf der Stelle erfolgen. Erst mußte noch die Rückkehr der acht Passagiere, die seit vorgestern abwesend waren, abgewartet werden. Vor fünf Uhr sollten diese voraussichtlich wieder an Bord sein.
    Im Laufe dieses Tages hatte Thompson reichliche Gelegenheit, seine diplomatischen Fähigkeiten leuchten zu lassen. Trotz des von den streitenden Parteien unterzeichneten Friedensvertrages war in die Herzen doch noch kein wirklicher Friede eingezogen. Gegner und Freunde der überhasteten Abreise, als mit Stimmenmehrheit angenommener Aushilfe… Thompson hatte an Bord jetzt nur noch Feinde.
    In dieser Hinsicht heuchelte er freilich eine bewundernswerte Unkenntnis. Niemand richtete ein Wort an ihn. Alle kehrten ihm fast den Rücken, sobald er vorüberkam. Alle diese Nadelstiche verletzten in jedoch nicht. Lächelnd wie gewöhnlich bewegte er sich mit gewohnter Ungezwungenheit unter den feindlichen Gruppen.
    Gegen fünf Uhr fing er jedoch an, sich ziemlich schwer bedrückt zu fühlen. Jetzt sollten ja Hamilton und Saunders zurückkehren, und was würden diese gebornen Nörgler zu der neuen Abweichung vom Programme sagen? Thompson lief es eiskalt über den Rücken.
    Es schlug aber die

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