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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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denn?
    In dem Augenblicke aber, wo er sich ironisch diese Frage stellte, fühlte er, wie sich eine schwere Hand auf seine Schulter legte. Er erzitterte und sprang auf: vor ihm stand Robert Morgan.
    »Herr, was soll das?« stammelte Jack, der sich vergebens bemühte, einen unbefangenen Ton anzuschlagen.
    Morgan schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab, während seine andre Hand nur fester zufaßte.
    »Ich habe alles gesehen! sagte er nur mit drohender Kälte.
    – Herr, versuchte Jack zu erwidern, ich verstehe nicht…
    – Ich habe alles gesehen!« wiederholte Morgan noch ernster, so daß Jack diese Worte für eine feierliche Anschuldigung annehmen mußte.
    Als ihn Morgan losgelassen hatte, richtete er sich vollends auf, ohne den Unwissenden weiter zu spielen.
    »Das ist ja ein seltsames Benehmen, sagte er hochfahrend; die Agentur Thompson hat ihre Leute eigentümlich abgerichtet. Wer hat Ihnen das Recht gegeben, mich anzurühren?
    – Sie selbst, antwortete Morgan, der es unter seiner Würde hielt, auf die in den Worten des Amerikaners liegende Beleidigung einzugehen. Jeder Mann hat das Recht, die Hand auf die Schulter eines Mörders zu legen.
    – Eines Mörders… eines Mörders! wiederholte Jack Lindsay ziemlich gelassen, das ist leicht gesagt. Sie erlauben sich also, mich verhaften zu wollen, setzte er spottend hinzu und ohne den geringsten Versuch, seine Schuld abzuleugnen.
    – Jetzt noch nicht, sagte Morgan kühl. Für den Augenblick begnüge ich mich, Sie zu warnen. Wenn mich jetzt nur der Zufall zwischen Sie und Mistreß Lindsay gestellt hat, so wird das später mit meinem Willen der Fall sein. das merken Sie sich!«
    Jack zuckte die Achseln.
    »Ja ja, das versteht sich, mein Freund, das versteht sich, gab er mit unverschämter Leichtherzigkeit zu. Sie haben aber gesagt, noch nicht, das heißt also später…
    – Ich werde erst Mistreß Lindsay alles mitteilen, unterbrach ihn Morgan, ohne aus der Ruhe zu kommen, sie mag dann die Entscheidung treffen.«
    Jetzt verging aber Jack das Lachen.
    »Alicen mitteilen! rief er mit zornsprühenden Augen.
    – Ja.
    – Das werden Sie nicht wagen!
    – Ich tue es dennoch.
     

    »Haben Sie denn Ihre Zeit so schlecht angewendet?« (S. 250.)
     
    – Nehmen Sie sich in acht!« rief Jack drohend, während er um einen Schritt an den Dolmetscher der »Seamew« herantrat.
    Jetzt war Morgan an der Reihe, die Achseln zu zucken. Mit größter Anstrengung versuchte Jack noch einmal, den Gegner von seinem Vorhaben abzuschrecken.
    »Nehmen Sie sich in acht, wiederholte er mit kreischender Stimme. Hüten Sie sich um Alicens und um Ihrer selbst willen!«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er schleunigst von dannen.
    Allein zurückgeblieben, dachte Morgan über den Auftritt hier noch einmal reiflich nach. Als er dem verabscheuungswürdigen Jack gegenüberstand, ging er geradenwegs auf sein Ziel los, ohne es durch Winkelzüge zu verdunkeln. Vielleicht genügte diese Lektion schon allein. Verbrecher sind ja gewöhnlich auch Feiglinge. Welches die unbekannten, jedoch geahnten Beweggründe auch sein mochten, die ihn zu dem halb vollendeten Verbrechen getrieben hatten, mußte Jack Lindsay doch seine Kühnheit verlieren, und Mrs. Lindsay würde dann nichts mehr von ihrem gefährlichen Schwager zu fürchten haben.
    Nachdem er den Elenden ernstlich gewarnt hatte, löschte Robert Morgan im Geiste das Bild des widerlichen Reisegenossen aus und richtete den jetzt müßigen Blick dem Horizonte im Südwesten zu, wo der frühere Dunst sich zu einer hohen, öden Insel verwandelt hatte, während weiter im Süden noch andre Landmassen undeutlich sichtbar geworden waren.
    »Bitte, Herr Professor, sprach da eine spottende Stimme hinter ihm, wie heißt wohl diese Insel?«
    Als sich Morgan umdrehte, sah er Roger de Sorgues vor sich stehen. Er lächelte, blieb aber stumm, denn er kannte den Namen der Insel nicht.
    »Das wird ja immer besser! rief Roger mit mokantem, aber freundschaftlichem Lächeln. Aha, wir haben also vergessen, unsern vortrefflichen Reiseführer nachzuschlagen. Es ist nur ein Glück, daß ich nicht so nachlässig gewesen bin.
    – Ah, bah! sagte Morgan.
    – Ja, es ist aber so. Die Insel, die sich vor uns erhebt, ist die Insel Allegranza, das heißt, ›die Heitere‹, Herr Professor. Warum sie heiter ist? Vielleicht, weil sie keine Bewohner hat. Unangebaut und unfruchtbar, wird das verwilderte Land nur zur Zeit der Einerntung der Orseille besucht, einer Färberpflanze, die den

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