Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
kamen ihrem Familienoberhaupte zu Hilfe.
    Thompson wandte sich nach den Angreifern um, doch beim Anblick der wutverzerrten Gesichter, blies er sofort zum Rückzug, ja, gerade herausgesagt, er suchte sich über Hals und Kopf zu retten und überließ es Mrs. Georgina, Miß Beß und Miß Mary, sich Nr. Absyrthus Blockhead, der erst allmählich wieder etwas zu Atem kam, tröstend in die Arme zu werfen.
Zweites Kapitel.
Das zweite Geheimnis Robert Morgans.
    Alles schlief noch an Bord der »Seamew« am andern Morgen, als Jack Lindsay vor der Kabinentreppe auftauchte. Unsichern Schrittes ging er einige Augenblicke auf dem Spardeck umher und setzte sich mehr mechanisch auf eine der Bänke an Backbord, stützte sich an die Bordwand und ließ zerstreut die Blicke über das Meer hinschweifen.
    Ein schwacher Dunst am südwestlichen Horizonte verriet, daß man sich der ersten der Kanarischen Inseln näherte. Jack sah aber diese granitne Wolke nicht; er beschäftigte sich nur mit sich selbst und bemühte sich, über die eignen Gedanken klar zu werden. Vor allem betrachtete er seine Lage, über die er schon seit dem gestrigen Tage nach allen Seiten grübelte, immer und immer wieder stellte er sich die Szene am Bergstrome vor; immer wieder vernahm er, als ob er ihm eben in die Ohren gellte, den von Alice vergeblich ausgestoßenen Angstschrei. Bei diesem Moment des Dramas drängte sich ihm zum zehnten Male die beunruhigende Frage auf, ob Alice wohl wüßte, was da vorgegangen war.
    Wenn sie es wußte, wenn sie deutlich das herzlose Zurückziehen seiner schon ausgestreckten Hand bemerkt hatte, würde sie zu handeln, sich einen fremden Schutz zu sichern wissen und würde sie ihn vielleicht denunzieren. Was sollte er dann aber tun?
    Zum zehnten Male beruhigte ihn jedoch in dieser Hinsicht eine nähere Überlegung. Nein, Alice würde niemals sprechen; nie würde sie sich überwinden, den Namen, den sie trug, durch einen öffentlichen Skandal zu beflecken. Selbst wenn sie die Wahrheit kannte, würde ihr das den Mund verschließen.
    Obendrein blieb ja die Frage offen, ob Alice etwas gesehen und begriffen hätte. Das war doch mindestens sehr ungewiß. Wenn sie vom wütenden Element bedroht und von schrecklichster Angst gequält war, mußte sie ja verhindert gewesen sein, irgend etwas klar zu sehen. Wenn sich Jack das vorstellte, gewährte es ihm volle Beruhigung. Er sah also kein Hindernis, sich seinen Begleitern gegenüber, die vertrauensselige Alice nicht ausgenommen, ebenso zu verhalten wie bisher.
    Alice lebte aber doch noch! raunte er sich selbst zu. Selbst im besten Falle mußte er sich den elenden Mißerfolg des so plötzlich geplanten Verbrechens zugestehen. Alice befand sich an Bord der »Seamew«; sie lebte und war wie vorher im Besitz des ihr rechtlich zukommenden Vermögens, das sie sich weigerte mit ihm zu teilen. Doch selbst wenn sie jetzt tot war, wäre die Hoffnung Jacks ja auch schwerlich in Erfüllung gegangen. Er mußte sich sagen, daß er mit Dolly kein leichteres Spiel haben würde als mit ihrer Schwester. Die Verzweiflung des jungen Mädchens, die sie einen Augenblick alle von der Sitte gezognen Schranken vergessen ließ, hätte auch den Blindesten überzeugen müssen, wie es mit ihrem Herzen stand, und daß Jack dieses Herz, das ganz und gar Roger de Sorgues gehörte, nun und nimmer gewinnen würde.
    Was hätte ihm das auch nützen können?
    Er müßte denn… flüsterte ihm eine Stimme seines Innern zu. Jack zuckte jedoch verächtlich mit den Schultern und verwarf solch unsinnige Eingebung. Sollte er sich nach seinem bisherigen passiven Verhalten zum… Mörder verwandeln und die beiden Frauen mit Gewalt beseitigen? Das wäre ja die reine Torheit; abgesehen von andern Gründen, wäre ein solches Verbrechen von ihm gar zu sinnlos gewesen. Auf ihn als einzigen Erben der Opfer wäre doch der erste Verdacht gefallen. Außerdem sah er auch kein Mittel, die eifersüchtige Überwachung Roger de Sorgues’ zu täuschen.
    Nein, das hielt eine Prüfung nicht aus. Vorläufig war nichts zu tun, als geduldig zu warten, überhaupt erst abzuwarten, ob ein Zeuge des fehlgeschlagenen Versuchs auftreten würde. In dieser Hinsicht fühlte sich Jack aber völlig gesichert. Er war ja mit Alice ganz allein gewesen, als diese hilfeflehend die Arme nach ihm ausgestreckt hatte. Kein andrer war in der Nähe, als die wütenden Wogen die junge Frau in ihrem Wirbel mit fortgerissen hatten… Kein andrer, schnellte er empor, welcher andre

Weitere Kostenlose Bücher