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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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durchdringender Stimme. Ihn kümmerte es blutwenig, daß seine Worte kein Echo fanden, daß sie sich verloren in der feindlichen Kälte seiner Genossen, als würden sie von einer Tafel Watte abgefangen.
    Zum zehnten Male erzählte er den Vorgang, bei dem Mrs. Lindsay beinahe das Leben eingebüßt hätte, und ohne auf seine Nachbarn die geringste Rücksicht zu nehmen, wußte er sich in bewundernden Lobsprüchen bezüglich Robert Morgans gar nicht genug zu tun.
    »Ja ja, mein Herr Professor, das war eine Heldentat! Die Woge so hoch wie ein Haus, wir sahen sie wie ein Wetter herangewälzt kommen. Es war ein schrecklicher Anblick, und da kopfüber hineinzustürzen, wahrhaftig, Herr Professor, dazu gehörte ein außerordentlicher Mut. Ich hätte es nicht getan, ich, der ich hier mit Ihnen rede, nein, das gestehe ich ein. Aufrichtig wie Gold, werter Herr, aufrichtig wie Gold!«
    Sicherlich, das war noch ein wahrhafter Freund Thompsons, der hochgeachtete Ehren-Gewürzkrämer. Und dennoch, so mächtig ist die Geldgier, hätte ihn Thompson bald für immer verloren.
    Die Gesellschaft erhob sich vom Tische. Die Passagiere waren nach dem Spardeck zurückgekehrt, wo es trotzdem fast ebenso still blieb wie zuvor. Nur Blockhead ließ nicht nach,
urbi et orbi
seine fortdauernde Befriedigung zu verkündigen, und das vorzüglich seiner angenehmen Familie, die sich durch den unglücklichen, von den Augen seiner zwei Kerkermeisterinnen bewachten Tigg vermehrt hatte.
    »Abel, sagte Blockhead feierlich, vergiß mir nicht, was Du auf dieser prächtigen Reise alles zu sehen bekommen hast. Ich hoffe…«
    Ja, was hoffte denn Blockhead? Er vermochte sich darüber nicht auszusprechen. Eben war Thompson mit einem Papiere in der Hand an ihn herangetreten.
    »Sie werden freundlichst entschuldigen, Herr Blockhead, wenn ich Ihnen hier eine kleine Rechnung präsentiere. Ein alter Kaufmann wird es ganz in der Ordnung finden, daß man seine Geschäfte baldigst regelt.«
    Da zuckte Blockhead betroffen zusammen und sein einfältiges Gesicht sah gar nicht wie erfreut aus.
    »Eine Rechnung? würgte er hervor, während er mit der Hand das Papier zurückschob. Wir können doch, wie mir scheint, hier keine Rechnung haben. Wir haben unsre Plätze bezahlt, mein Herr!
    – Doch nicht ganz, wendete Thompson lächelnd ein.
    – Was?… Nicht ganz? stammelte Blockhead.
    – Ihr Gedächtnis täuscht Sie, möchte ich sagen, mein lieber Herr, erklärte Thompson. Wollen Sie die Güte haben, ein wenig zurückzudenken, so werden Sie sich erinnern, daß Sie im ganzen für vier ganze Plätze und für einen halben bezahlt haben.
    – Ja ja, das stimmt, gab Blockhead, die Augen weit aufreißend, zu.
    – Nun also, fuhr Thompson fort, der halbe Platz war für Ihren hier gegenwärtigen Sohn Abel, der zur Zeit der Abreise noch nicht zehn Jahre alt war. Habe ich es nötig, seinen Herrn Vater daran zu erinnern, daß der junge Herr mit heute diese Altersgrenze erreicht hat?«
    Blockhead war bei Thompsons Worten blasser und blasser geworden. Natürlich, wer ihm an die Börse rührte…
    »Nun, und… dann… stotterte er mit gebrochner Stimme.
    – Da versteht es sich wohl von selbst, antwortete Thompson, daß kein Grund mehr vorliegt, Ihrem Sohne diese Vergünstigung weiter zu gewähren. In ihrem weitgehenden Entgegenkommen und in Anbetracht, daß die Reise schon halb vorüber ist, verzichtet die Agentur jedoch freiwillig auf die Hälfte von dem, was ihr von Rechts wegen noch zukäme. Hier, überzeugen Sie sich, daß die Rechnung nur auf zehn Pfund Sterling lautet, nicht auf einen Penny mehr.«
    Bei diesen Worten schob Thompson das Blatt Papier dem ganz außer Fassung geratenen Passagier in die Hand und erwartete mit gespitztem Munde dessen Antwort. Blockheads Gesicht hatte seine gewohnte Heiterkeit völlig verloren. In welche Wut würde er geraten sein, wenn sein friedfertiges Gemüt einer solch heftigen Aufwallung fähig gewesen wäre. Blockhead kannte aber den Zorn gar nicht.
    Mit wachsbleichen Lippen und gerunzelter Stirn schwieg er still, wie zu Boden geschmettert von Thompsons etwas höhnischem Blicke.
    Zu seinem Unglück hatte dieser sich doch etwas verrechnet. Der harmlose Blockhead hatte furchtbare Verbündete. Plötzlich sah der General-Unternehmer zwei Zoll vor seinen Augen drei scharfe Krallen, die Vorhut von drei Mündern mit schrecklichen Hakenzähnen, während ihm ein dreistimmiger Wutschrei in die Ohren gellte. Mrs. Georgina und die sanften Misses Beß und Mary

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