Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
Alle Passagiere gingen ihm entgegen, und so mancher, der noch niemals ein Wort an ihn gerichtet hatte, drückte ihm heute warm die Hand. Der Dolmetscher nahm die Glückwünsche, die ihm reichlich dargebracht wurden, mit bescheidner Höflichkeit an, hielt sich aber, soweit das anständigerweise anging, von Dolly und Roger fern.
    Als der unbehagliche Zudrang aufgehört hatte, hatte Dolly, mit Freudentränen in den Augen, seine beiden Hände ergriffen. Morgan, der selbst tief erregt war, war nicht so kleinlich, sich der Bezeugung einer so natürlichen Regung der Dankbarkeit zu entziehen. Immerhin etwas verlegen, wußte er es seinem Landsmanne Dank, daß dieser ihm zu Hilfe kam.
    »Jetzt, wo wir unter uns sind, begann Roger nach einigen Augenblicken, werden Sie uns wohl erzählen, wie es bei Ihrem Rettungswerke zugegangen ist?
    – Ach ja, Herr Morgan, bat Dolly.
    – Ja, was ist darüber viel zu sagen? antwortete Morgan. Im Grunde kann doch nichts leichter und einfacher sein.«
    Trotz seiner Ausflüchte mußte er jedoch nachgeben und seinen Freunden einen Bericht erstatten, dem Dolly in leidenschaftlicher Spannung lauschte.
    Als er wenige Sekunden nach Alice dieser nachgesprungen war, hatte er das Glück gehabt, sie sofort zu erreichen. In der wütenden, von furchtbaren Wirbeln unterbrochnen Strömung wäre es ihm aber nicht gelungen, Mistreß Lindsay oder sich selbst zu retten, ohne einen noch völlig belaubten Baum, der, von dem obern Abhange des Berges losgerissen, gerade zur rechten Zeit vorüberglitt, um als Floß benutzt werden zu können. Von da ab fiel Morgan nur noch eine kaum nennenswerte Aufgabe zu. Dadurch, daß er sich eines starken Zweiges als einer Art Bootshakens bediente, konnte er den rettenden Baum, dessen Wipfel jetzt über den Boden hin schleifte, nach dem linken Ufer hinüberziehen. Das weitere verstand sich nun von selbst. Mit größter Mühe waren beide erschöpft an der mit Stroh gedeckten Hütte eines Bauern angekommen. Von hier gelangten sie auf Hamacs nach Funchal, und endlich auf das Schiff gerade noch zeitig genug, die Genossen über ihr Schicksal zu beruhigen.
    So lautete der Bericht Robert Morgans. Dolly ließ ihn sich zum Überfluß noch einmal wiederholen, sie wollte bis aufs einzelnste von allem unterrichtet sein.
    Die Tischglocke überraschte sie in ihrem Glücke; ihr war der Tag wie ein Traum dahingeschwunden.
    Die übrigen Passagiere hätten das leider nicht sagen können. Auf dem Schiffe lastete eine Traurigkeit, die die Minuten zu Stunden, die Stunden zu Ewigkeiten machte. Wenn die Drei das nicht schon bemerkt gehabt hätten, würde sie die Tafel darüber belehrt haben. Ebenso still wie beim Frühstück ging es bei der Abendmahlzeit her. Man war verärgert, das lag klar vor Augen, alle, vielleicht außer den zwei Unersättlichen, außer Johnson und Piperboom. Die konnten niemals ungehalten werden, der eine ein nie zu sättigender Schwamm, der andre ein Abgrund von unabschätzbarer Tiefe.
    Piperboom rauchte, wie gewöhnlich, immer seine geliebte Pfeife, deren Wolken für ihn die niedrigen Sorgen der Menschheit mit sich hinwegtrugen. Augenblicklich verschlang er, unbekümmert um ihre Qualität, einfach die ihm vorgesetzten Speisen, denn das war nun einmal seine Bestimmung hienieden.
    Ein würdiges Pendant dieser wunderbaren Verdauungsmaschine, wußte Johnson am andern Ende der großen Tafel die verschiedensten Flaschen in einer Weise trocken zu legen, die auch des blasiertesten Zuschauers Bewunderung herausforderte. Endlich entschieden angesäuselt, hielt er sich nur noch mühsam, mit blasser, das hochrote Gesicht krönender Stirn, unsichrer Hand und umherirrenden Augen stocksteif auf seinem Stuhle aufrecht.
    Beiden war es unmöglich zu sprechen oder etwas zu verstehen, und so wurden sie die Unzufriedenheit gar nicht gewahr, die rings um sie herrschte. Und wenn das auch der Fall gewesen wäre, würden sie damit nicht übereingestimmt haben. Konnte es denn eine vergnüglichere Reise geben als eine, bei der man bis zum Überfließen trank und bis zum Platzen schmauste?
    Außer diesen beiden Glücklichen sah man an der Tafel aber nur saure Gesichter. Wenn die Tischgäste auch noch nicht gerade erklärte Feinde Thompsons waren, so hätte der doch schwerlich einen Freund unter ihnen gefunden.
    Und doch… einer blieb ihm immer noch. Auf den ersten Blick hätte ein neuer Ankömmling den Unterschied zwischen diesem und den andern Reisenden erkannt. Er sprach in einemfort, und das mit

Weitere Kostenlose Bücher