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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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sich das am meisten Vertrauen erweckende auswählte.
    Offenbar war das Geheimnis des Ausflugs durchgesickert, und die intime Promenade hatte sich, zum Mißvergnügen der zwei Amerikanerinnen und der zwei Franzosen, zur Kavalkade erweitert.
    Das Schicksal bereitete diesen aber noch eine weitre Unannehmlichkeit: als letzter und ganz allein kam unerwünschterweise noch Jack Lindsay als fünfzehnter Teilnehmer an. Wenn Dolly und Roger, als sie seiner gewahr wurden, nur das Gesicht verzogen, so rötete sich, freilich aus andern Gründen, die sie einander nur nicht gestanden, das Alicens und Morgans vor erklärlichem Zorn.
    Jack setzte sich in den Sattel, ohne auf den kühlen und feindseligen Empfang, den er fand, besonders zu achten. Alle andern folgten seinem Beispiele ohne zu zögern, und in einem Augenblicke war die Karawane zum Aufbruch fertig.
    Doch nein, noch nicht vollständig. Einer der Teilnehmer war ganz atemlos geworden bei den oft wiederholten Versuchen, sein Pferd zu besteigen. Vergebens packte er dazu dessen Mähne oder hielt sich am Sattel fest, immer sank er wieder herunter, ein Besiegter in dem ungleichen Kampfe mit der Schwerkraft. Schwitzend und keuchend machte er die unglaublichsten Anstrengungen, sich aufzuschwingen, und dieses hochkomische Schauspiel schien die Zuschauer nicht wenig zu ergötzen.
    »So nimm Dich doch zusammen, Papa! mahnte Miß Mary Blockhead mit dem Tone ermutigenden Vorwurfs.
    – Ach was, Du, Du hast es gut, antwortete Absyrthus Blockhead mit mürrischer Stimme. Glaubst Du etwa, daß ich von geringem Gewichte bin? Und dazu frage ich Dich, ist das hier vielleicht mein angelernter Beruf? Ich bin doch kein Gardereiter, und habe alle solche Kracken schwer im Magen, das lasse Dir gesagt sein. Frei wie Gold, meine Tochter, frei wie Gold!«
    Blockhead setzte dabei entschlossen beide Füße auf den Erdboden und trocknete sich die schweißbedeckte Stirn; auf keinen Fall wollte er neue und unnütze Versuche vornehmen.
    Auf einen Wink Morgans kam der Führer dem unbeholfnen Touristen zu Hilfe. Der hißte den Mr. Blockhead aufs Pferd, bis er oben saß. Das war wohl etwas hastig geschehen, denn es fehlte nicht viel daran, daß der Reiter auf der andern Seite wieder hinunterfiel. Diesem Mißgeschicke entging er jedoch, und die Kavalkade konnte endlich in Bewegung kommen.
    An der Spitze ritt der Führer, gleich hinter ihm hielten sich Morgan und Alice, und diesen folgten Roger und Dolly. Das dritte Glied wurde von Sir und Lady Hamilton verherrlicht, und im fünften ritt Tigg an der Seite Miß Margarets.
    Wenn die Misses Blockhead diesen »Skandal« – wie sie es für sich nannten – auch nicht hatten verhindern können, so hatten sie wenigstens Vorsorge getroffen, die etwaigen Folgen davon abzuschwächen, und sie zernierten zu diesem Zwecke das alles Heilige schändende Paar. Im vierten Gliede drängte Beß sich Saunders als Gesellschafterin auf, und im sechsten tröstete Mary ihren unglücklichen Vater, der sich, mit stieren Augen und die Hände in die Mähne des Pferdes gewickelt, willenlos dahintragen ließ und dem Tage fluchte, an dem er geboren war. Bei dieser Anordnung konnte sich das Paar einer fortwährenden Überwachung nicht entziehen. Vor und hinter ihm schnappten lauschende Ohren seine Worte auf, scharfe Augen würden sich jede Schwäche der – doch ganz unschuldigen – Gegnerin zunutze machen, und dann würden die Schwestern sofort den augenblicklich verlornen Platz wieder besetzen.
    Als letzter der Touristen trottete Jack Lindsay schweigend und wie gewöhnlich allein dem kleinen Reiterzuge nach. Von Zeit zu Zeit flog sein Blick über die Reihe seiner Gefährten hin und haftete eine Sekunde auf dem jungen Paare des ersten Gliedes. Dann leuchteten seine, schnell wieder abgewendeten Augen unheimlich auf.
    Morgan erriet diese Blicke, ohne sie selbst zu sehen. Gerade die Mitanwesenheit Jacks war es gewesen, die ihn mit dumpfer Unruhe erfüllte und ihn bestimmt hatte, den jetzt von ihm innegehabten Platz einzunehmen. Wäre Jack Lindsay nicht dagewesen, so würde Morgan sich in das letzte Glied des kleinen Trupps eingereiht haben.
    Doch noch ein andrer Grund hatte dafür vorgelegen, daß er sich an die Spitze des Zuges setzte. Ein unklares Gefühl spornte ihn an, den Führer im Auge zu behalten, der ihm ein gewisses Mißtrauen einflößte, wenn dessen Verhalten bisher auch nichts Anstößiges gezeigt hatte. Morgan erkannte an ihm aber etwas Heimtückisches, die Kennzeichen eines zu

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