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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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rief er erzürnten Tones.
    – Mit mir, Herr Saunders? antwortete Thompson, der den Naiven spielte.
    – Jawohl, mit Ihnen. Haben Sie geschworen, uns vor Hunger umkommen zu lassen? Ist es wahr, daß das das einzige Mittel wäre, unsre Klagen zu ersticken?«
    Thompson rieß erstaunt die Augen auf.
    »Es sind nun schon drei Tage, fuhr Saunders zornig fort, daß unser Essen für den Hund eines Bettlers unwürdig wäre. Wir haben bisher noch Geduld gehabt. Heute aber ist es denn doch zu stark, ich appelliere an alle Anwesenden.«
    Die Interpellation des aufgeregten Saunders erzielte einen Erfolg, den die Journale in einem Parlamentsberichte als »lebhafteste Zustimmung« und als »frenetischen Beifall« qualifiziert hätten. Jetzt singen alle an zu sprechen. Lärmend fielen alle Tischgäste ein: »Ganz richtig!« – »Sie haben völlig recht,« so kreuzten sich die Zurufe, und fünf Minuten herrschte ein furchtbarer Lärm.
    Inmitten dieses Getöses lachte Roger aus vollem Halse. Diese Reise wurde ja unwiderstehlich komisch. Alice, Dolly und Morgan teilten die Heiterkeit des lustigen Offiziers. Keines von ihnen hätte auf diese schlechte, aber amüsante Mahlzeit verzichten mögen.
     

    Wo war denn die Kolonne hin? (S. 276)
     
    Ohne sich irgendwelche Erregung anmerken zu lassen, bemühte sich Thompson nur, einigermaßen die Ruhe wieder herzustellen. Vielleicht hatte er dafür einen guten Grund.
    »Ich erkenne ja an, sagte er, als es einigermaßen still geworden war, daß die heutige Mahlzeit etwas weniger gut gewesen ist als die vorhergegangenen…«
    Ein Zetergeschrei schnitt ihm das Wort ab.
    »… als die vorhergegangenen, wiederholte Thompson ruhig; die Agentur ist daran aber völlig unschuldig, und Herr Saunders wird seine Kritik bereuen, wenn er erst die Wahrheit erfahren hat.
    – Worte, nichts als Worte! entgegnete Saunders brutal. Mit solcher Münze lasse ich mich nicht bezahlen. Ich brauche eine andre, setzte er hinzu, während er das unvermeidliche Büchlein aus der Tasche holte, eine andre, die ich kraft dieses Notizbuches in London schon bekommen werde, dieses Buches, worin ich vor Zeugen jeden Schimpf aufgezeichnet habe, der uns angetan worden ist.
    – Die Herren mögen nur bedenken, fuhr Thompson fort, ohne diese Zwischenrede zu beachten, daß die Leste, von der mir schon in Madeira heimgesucht wurden, sich auch hier fühlbar macht, wegen der geographischen Lage dieser Inseln und der größern Nähe Afrikas aber in noch stärkerem Maße. Um dem Unglück die Krone aufzusetzen, hat die Leste vom Festlande her auch noch eine Wolke von Heuschrecken mit hierher verschlagen. Dieser Überfall, er ist im allgemeinen hier ein seltnes Ereignis, war gerade zur Zeit unsrer Ankunft erfolgt. Die beiden Geißeln haben nun alles verbrannt, geplündert, alles vernichtet. Wenn sich die Agentur bezüglich der Lebensmittel etwas geizig gezeigt hat, liegt das nur daran, daß in Gran Canaria jetzt wirklich Mangel ist.
    – Seien Sie doch ehrlich! rief der für alles unzugängliche Saunders. Sagen Sie einfach, daran, daß sie etwas teurer geworden sind.
    – Ist denn das nicht dasselbe?« fragte Thompson unbefangen, der damit bis auf den Grund seiner Seele blicken ließ.
    Diese Naivität wirkte auf die Passagiere geradezu verblüffend.
    »Ja freilich, Ihrer Ansicht nach, gab ihm Saunders zurück. Doch das wird sich ja in London alles finden. Inzwischen bleibt nur eins zu tun: wir müssen auf der Stelle abfahren. Da man auf Gran Canaria nichts zum Mittagessen haben kann, wollen wir auf Teneriffa zu Abend speisen.
    – Bravo!« ertönte es von allen Seiten.
    Thompson bat mit einer Handbewegung um Ruhe.
    »Darauf, meine Herren, sagte er, wird Ihnen unser wackrer Kapitän antworten.
    – Ja, und der antwortet nur, daß das nicht möglich ist, so leid es ihm selbst tut, erklärte der Kapitän Pip. Die Maschine bedarf eben einer gründlichen Reinigung, alle Stoffbüchsen und Scharniere müssen ausgebessert werden, und wenn diese Arbeit gleich heute in Angriff genommen wird, verlangt sie doch mindestens drei Tage. Vor dem 7. Juni gegen Mittag können wir La Luz schwerlich verlassen.«
    Die Mitteilung des Kapitäns hatte alle zu Eis erstarren lassen. Die Tischgäste wechselten bestürzte Blicke miteinander. Noch drei Tage hier bleiben zu müssen, ohne die Abwechslung eines Ausflugs oder nur eines einfachen Spazierganges.
    »Und bei einer solchen Nahrung, bei solchem Futter, hätte ich bald gesagt!« ließ sich der wütende Saunders

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