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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Gift bildet. Je höher man aber hinauskam, machte diese
Euphorbia canariensis
der minder widerwärtigen
Euphorbia balsamifera
Platz, deren glänzende, mehr glatte Außenhaut nur eine weniger gefährliche Milch absondert, die bei der geringsten Berührung bis drei Meter weit hinausspritzt.
    Eine halbe Stunde später erreichte die Gesellschaft den Gipfel der Caldeira de Bandana, eines ganz runden und zweihundertdreißig Meter tiefen Kraters, auf dessen Grunde sich eine Farm und einige Felder befinden.
    Im Vorübergehen wurde dann die Cima de Giramar besucht, ein andrer, aber längst ausgefüllter Krater, der nur noch eine grundlose Esse aufweist, in die die Touristen sich belustigen, Steine zu werfen, welche ein seltsames Echo erweckten, und gegen elf Uhr kamen die Reiter endlich nach Saint-Laurent, einem Flecken mit zweitausend Einwohnern, wo der Führer versicherte, daß hier ein Frühstück zu finden wäre.
    Man fand auch ein solches, doch unter der Bedingung, daß man sich nicht wählerisch zeigte. Bei einem großen Reichtum an Früchten fehlt es Samt-Laurent sonst leider an Hilfsquellen andrer Art. Es war ein großes Glück, daß die freie Luft den Appetit der Tischgenossen gehörig geschärft hatte, so daß sie selbst noch dem »Gosio«, der als Hauptgericht paradierte, einigermaßen Geschmack abgewannen. Der Gosio ist eine Art Brei aus Gersten-oder Weizenmehl, der mit Milch verdünnt genossen wird; er ist ein Nationalgericht, aber ein abscheuliches Vergnügen. Da nun Hunger ja der beste Koch ist, wurde der Brei immerhin ohne Widerspruch verzehrt; nur der nie zu befriedigende Saunders schrieb in sein Notizbuch zur Erinnerung »Gosio« ein. Ihm Gosio vorzusetzen! Nein, das verlangte mindestens hundert Pfund als Schadloshaltung.
    Nach beendigtem Frühstück stieg die Gesellschaft wieder in den Sattel. Die Marschordnung hatte jedoch einige Veränderung erfahren. Unter anderm zählte eines der Glieder jetzt drei Reiter: Tigg und die beiden aufmerksamen Wächterinnen.
    Dank einem klugen Manöver war Miß Margaret Hamilton schimpflich verdrängt worden und ritt von nun an, so wie Absyrthus Blockhead, allein, während ihre siegreichen Rivalinnen sich in ihrem Erfolge sonnten.
    Diese Revolution war aber nicht ohne Kampf vorübergegangen. Als Margaret nach Besteigung ihres Pferdes bemerkte, daß ihr voriger Platz schon eingenommen war, konnte sie sich nicht enthalten, dagegen ernstlich Einspruch zu erheben.
    »Aber mein Fräulein, sagte sie äußerlich gleichgültig, sich zu den beiden Schwestern wendend, ich glaube, das ist mein Platz!
    – Wem von uns erweisen Sie die seltne Ehre…, hatte Miß Beß mit scharfer Stimme angefangen.
    … das Wort an uns zu richten, mein Fräulein? vollendete Miß Mary den Satz ebenso spitzig.
    – Ihr Platz ist doch nicht…
    –… numeriert, meine ich!«
    Tigg hatte nichts gehört von dem gedämpften Wortwechsel, und da er also nichts von dem um seinetwillen entbrannten Kriege wußte, ließ er mit gewohnter liebenswürdiger Nachgiebigkeit mit sich machen, was die andern wollten, zufrieden, doch allemal verhätschelt zu werden.
    Noch eine zweite Veränderung war mit der ursprünglichen Reihenfolge der Ausflügler vor sich gegangen.
    Jack Lindsay hatte sich von der Nachhut in die Avantgarde versetzt, noch vor seine Schwägerin, die Robert Morgan wie vorher begleitete. Er ritt jetzt neben dem kanarischen Führer, mit dem er ein lebhaftes Gespräch zu unterhalten schien.
    Dieser Umstand erregte schon etwas die Neugier Morgans. Der Führer verstand also englisch? Das Gespräch zog sich in die Länge, und zu Morgans Ungeduld gesellte sich bald eine unbestimmte Unruhe, besonders da es Jack Lindsay, jedenfalls wegen indiskreter Ohren bange, vermied, in nächster Nähe zu bleiben und er sich mit dem Kanarier immer hundert Meter vor den ersten Touristen hielt. Was konnte dieser Passagier, den zu beargwöhnen Morgan alle Ursache hatte, wohl mit dem so beunruhigende Manieren verratenden Eingebornen verabreden? Das war eine Frage, worauf Morgan keine befriedigende Antwort fand.
    Er war schon auf dem Punkte, seinen Verdacht seiner Begleiterin mitzuteilen. So wie Jack richtig angenommen hatte, war Morgan aber auch jetzt noch nicht willig, seine Drohung wahr zu machen. Mrs. Lindsay wußte nichts. Er hatte immer gezögert, die junge Frau durch solche Mitteilungen zu beunruhigen, zuzugestehen, daß er in eine so delikate Geschichte eingeweiht war, und im Vertrauen auf die hinreichende Wirksamkeit seiner

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