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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Thompson präsidierte ihr, der Kapitän saß ihm gegenüber, und die Passagiere hatten ihre gewohnten Plätze eingenommen. Das Meer war ruhig, das Essen recht gut, kurz, alles ließ annehmen, daß nun die Ära der Wiederaussöhnung angebrochen sei. Und dennoch fing diese inmitten eines peinlichen Schweigens ziemlich schlecht an.
    Zwischen Alice und Morgan herrschte offenbar eine gewisse Geniertheit. Auf dem Gipfel des Teyde hatten sie gleichzeitig zu viel und zu wenig einander gesagt, und jetzt wagte keines von ihnen, das Gespräch wieder aufzunehmen. Morgan, dem seine unbeschränkte Muße hinfort keine Ausflüchte, zu verschwinden, übrig ließ, hatte den ganzen Nachmittag ein hartnäckiges Schweigen beobachtet, während Alice in Träumereien verloren zu sein schien. Roger, der sie heimlich im Auge behielt, war von seinem diplomatischen Eingreifen unangenehm überrascht.
    »Nun ja, da sieht man’s, ein paar Liebesleute!« sagte er ironisch für sich.
    Und doch hatte deren Verlegenheit klar zutage gelegen, als er mit Dolly nach dem Gipfel des Pics gekommen war. Darüber konnte er sich gar nicht täuschen. Jetzt hielten sie sich voneinander aber desto auffallender zurück, und Roger schloß daraus mit Verdruß, daß er jenes Tête-à-tête doch wohl etwas zu zeitig gestört hätte.
    Obwohl die übrigen Touristen nicht dieselben Gründe hatten, herrschte unter ihnen doch eine Art dumpfer Stimmung, die sich des ganzen Schiffes zu bemächtigen schien.
    Daß Jack Lindsay griesgrämig war, konnte ja nicht wundernehmen. Das war ja sein gewöhnlicher Zustand. Sich abgesondert haltend, grübelte er noch einmal über die Ereignisse des vorigen Tages. Was mochte geschehen sein, als er trotz seines grimmigen Hasses kraftlos hatte auf dem halben Wege zurückbleiben müssen? Nicht zufrieden, daß er das ja leicht erraten konnte, hätte er es doch beobachten und alles wissen mögen.
    Da geriet er in helle Wut. Ah, wenn er mit einem einzigen Schlage dieses vermaledeite Fahrzeug hätte zertrümmern können! Mit welcher Freude hätte er seine Gefährten alle und auch sich selbst in die Fluten gestürzt, wenn er nur das Vergnügen gehabt hätte, gleichzeitig mit seiner Schwägerin auch deren verwünschten Retter umkommen zu sehen.
    Doch wenn sich auch Jack Lindsays Verstimmtheit leicht erklären ließ, woher stammte die Niedergeschlagenheit der andern? Warum waren sie im Laufe des Nachmittags nicht ebenso zusammengetreten wie beim Beginne der Reise? Warum hatten sie ihre Eindrücke nicht ausgetauscht, als sie an der abstoßenden Küste von Ferro vorüberkamen, statt einzeln und schweigsam umherzustehen?
    Sie hatten eben das notwendigste seelische Gut verloren: die Hoffnung, die gegebenenfalls alle andern ersetzen kann. Bis dahin hatte die Aussicht auf die Zukunft sie aufrecht erhalten. Es war ja nicht ausgeschlossen gewesen, daß ein gelungener Ausflug, ein anständiges Hotel, ein angenehmer Spaziergang ihnen für einen verfehlten Ausflug, einen erbärmlichen Gasthof oder einen allen Atem raubenden, langweiligen Spaziergang Ersatz geboten hätte. Jetzt war das Buch geschlossen. Nach Vollendung der Reise würde den Reisenden keine Überraschung mehr geschenkt werden. Deshalb verbrachten sie nun auch ihre Zeit damit, sich alles erlittenen Ungemachs zu erinnern, und deshalb beharrten sie, aus gegenseitiger Scham, sich in dieser plumpen Falle haben fangen zu lassen, jetzt, wo ihre Unzufriedenheit durch die letzte Enttäuschung den Gipfel erreicht hatte, auf ihrem dumpfen, bedrohlichen Schweigen.
    Daß das fortdauerte, darüber freute sich Saunders weidlich. Er fühlte die latente elektrische Spannung. Unzweifelhaft lag ein Gewitter in der Luft. Das wollte er zum Ausbruch bringen. Er wartete nur auf eine passende Gelegenheit, und an der sollte es ihm nicht fehlen.
    Schon hatte er mehrere unangenehme Bemerkungen fallen lassen, ohne das gewünschte Echo zu finden, als ihm zwei nebeneinanderliegende leere Plätze ins Auge fielen, die gewöhnlich besetzt gewesen waren.
    »Zwei kluge Passagiere, die auf Las Palmas französisch Abschied genommen haben,« dachte er anfänglich.
    Eine aufmerksamere Betrachtung lehrte ihn aber seinen Irrtum. Die leeren Plätze waren die der jungen Eheleute, die in Santa-Cruz ihrer Gewohnheit gemäß gleich ans Land gegangen waren.
    Saunders verkündigte das sofort mit lauter Stimme und erkundigte sich nach den abwesenden Passagieren. Die hatte keiner gesehen.
    »Sie befinden sich vielleicht nicht wohl, meinte

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