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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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folgen, der ängstlicher hinab-als schwierig hinauszukommen war. Einmal am Zirkus Las Canadas angelangt, hatte der Rückweg völlig dem Herweg geglichen, und endlich waren die acht Unerschrockenen in bestem Gesundheitszustande am Abend gegen sieben Uhr auf der »Seamew« eingetroffen.
    Daß diese acht Touristen längerer Ruhe bedurften, verstand sich ja von selbst. Die andern aber mußten nach zwei Nächten Schlaf wieder vollständig hergestellt sein.
    Der Kapitän Pip hatte sie am vorvorigen Tage nacheinander auf dem Schiffe ankommen sehen. Noch vor der Mittagsstunde waren die ersten erschienen, denen die übrigen in Zwischenräumen bald folgten, bis auf Piperboom, der als letzter am Abend um sieben eintraf und über nichts als über einen tüchtigen Hunger zu klagen hatte.
    An Lücken fehlte es unter den Passagieren jedoch keineswegs. Die Müdigkeit entspricht ja nicht immer der geleisteten Arbeit, sondern mehr der Anstrengung, die diese gekostet hatte. Alle litten mehr oder weniger an dem oder jenem Übel. Der eine hatte sich etwas verrenkt, den andern belästigte eine durch die weiße Steppe von Las Canadas verursachte Augenentzündung, und der dritte laborierte an einem Rheumatismus, den er sich durch den eisigen Wind auf dem Berge zugezogen hatte.
    Das waren nun alles keine ernsthaftern Störungen, denn noch vor Ablauf einer Stunde erschienen die Kranken aus ihren Kabinen, gerade in dem Augenblicke, wo die »Seamew« um die Tenospitze bog, mit der im Westen die Insel Teneriffa endigt.
    In geringer Entfernung wurde jetzt Gomera sichtbar. Die »Seamew« näherte sich schnell dieser Insel, deren Küste sie in einem Abstande von drei Seemeilen folgte.
    Gegen zwei Uhr dampfte man vor ihrem Hauptorte San-Sebastian vorüber, einem Flecken von geringer Bedeutung, der nur merkwürdig ist wegen der Erinnerungen, die er wachruft.
    Nach wenigen Schraubenumdrehungen erschien dann die Insel Ferro, die ein zweiundzwanzig Seemeilen breiter Kanal von Gomera scheidet, welchen die »Seamew« in zwei Stunden durchfuhr.
    Es war halb vier Uhr, als man anfing, an dieser Insel, der südlichsten der ganzen Gruppe, hinzugleiten. Etwa unter 28°30’ nördlicher Breite und unter 18° westlicher Länge (von Greenwich) gelegen, ist sie für den Handelsverkehr ganz unwichtig und verdankt ihre Berühmtheit nur einer geographischen Zufälligkeit: lange Zeit galt ihr Meridian als Ausgangslinie für alle übrigen und die geographische Länge der verschiedenen Punkte der Erde wurde mit der Zahl der Grade östlich oder westlich von Ferro bezeichnet.
    Zum Glück für die Insassen der »Seamew« bietet diese Insel der Neugier der Reisenden aber auch noch andre Anziehungspunkte, als jenes etwas spezielle Interesse. Ihr abschreckendes, wildes Aussehen war es, um deswillen Thompson das Schiff diesen Umweg machen ließ. Weniger hoch aufragend als Teneriffa, Palma und selbst als Gran Canaria, sieht dieser Vorposten des Archipels noch weit unfreundlicher aus als die schon wenig einladenden Landfesten der genannten Inseln. Auf allen Seiten umgibt ihn eine felsige, senkrecht aus dem Meere über tausend Meter aufsteigende Uferwand, die ihn fast unzugänglich macht. Kein Spalt, keine Bucht unterbricht die eherne Mauer. Die Insulaner, die sich an der Küste unmöglich ansiedeln konnten, haben sich deshalb der großen Mehrheit nach im Innern niedergelassen. Da leben sie abgeschieden von der übrigen Welt, denn nur wenige Schiffe wagen es, zwischen die der Insel vorgelagerten Risse, auf ihre heftigen Strömungen vorzudringen, oder sich den hier oft herrschenden, gefährlichen Stürmen auszusetzen… Hindernissen, die die Fahrt in dieser Gegend ungemein erschweren.
    Ein Dampfschiff braucht sich um die Winde und die Strömungen aber kaum zu kümmern. So folgte denn auch die »Seamew« ungestört der öden Küste drei Stunden lang, in denen kein Haus, kein Baum deren wilde Majestät unterbrach.
    Im Nordosten und über der Insel Gomera ragte stolz der von Wolken umgebene Pic von Teneriffa hervor und zeigte den Passagieren den Punkt, den zu erreichen nur wenigen von ihnen gelungen war. Gegen halb sieben Uhr verschwand er, verdeckt durch das Kap Restinga, das die »Seamew« umschiffte. Alle Blicke begrüßten noch einmal den wunderbaren Bergriesen, den wohl keiner der Passagiere je wiedersehen sollte, während der Kapitän nun allmählich einen Kurs nach Norden einschlug. Jetzt ging es also endgültig auf die Heimreise.
    Um sieben Uhr war die Tafel vollzählig:

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