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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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liefern, daß Ihr schmutziger Geiz mich zu diesen Ausgaben über den Preis für meinen Platz gezwungen hat, die sich auf siebenundzwanzig Pfund Sterling, neun Schilling und fünf Pence (686 Frcs. 80 Cent. = 548 M. 74 Ps.) belaufen. Ich werde vor Gericht erzählen, wie Mistreß Lindsay fast ertrunken wäre, und mich ebenso über die Lawine von San Miguel, das Frühstück in Horta, den Rheumatismus Sir Hamiltons und über das Hüftweh des Herrn Blockhead aussprechen…
    – Erlauben Sie! Ich bitte Sie! fiel Blockhead mit schwacher Stimme ein.
    –… und werde Klage führen über die jämmerlichen Hotels, über alle unsre Ausflüge, unsre so schön organisierten Spaziergänge, ohne den letzten, die unsinnige Besteigung des Pics von Teneriffa, zu vergessen, von der die meisten Ihrer Passagiere krank zurückgekommen sind und von der die zähesten nichts mit zurückgebracht haben als… nun ja, als Flöhe!
    – Bravo, bravo! riefen alle Zuhörer mit einer durch schadenfrohes Lachen halberstickten Stimme.
    – Verlassen Sie sich darauf, mein Herr, fuhr Saunders, der einmal im Zuge war, fort, alles das werde ich tun. Inzwischen will ich gerade heraussagen, mein Herr Thompson: wir sind von Ihnen bestohlen worden!«
    Der Auftritt nahm entschieden eine schlimme Wendung. Gegenüber der Heftigkeit seines Gegners und den von diesem gebrauchten Worten, sah er ein, daß er Protest einlegen müsse, und das tat er denn auch.
    »Wahrhaftig, erklärte er, das ist nicht mehr zu ertragen! Wenn Sie glauben, sich ans Gericht wenden zu müssen, so warten Sie wenigstens dessen Urteilsspruch ab, ersparen Sie mir aber Auftritte wie diesen. Schon seit der Abreise habe ich es immer mit Ihnen zu tun gehabt. Wenn Sie nicht bei uns wären, würden sich alle für befriedigt erklären. Was haben Sie denn gegen mich? Ich kenne Sie ja übrigens gar nicht, Herr Saunders!
    – Sie kennen mich im Gegenteil sehr gut, erwiderte Saunders.
    – Ich?… Sie?…
    – Jawohl, Sie!«
    Der unversöhnliche Passagier pflanzte sich dicht vor dem General-Unternehmer auf.
    »Mein Name lautet gar nicht Saunders.
    – Bah! stieß Thompson mit einem Blick auf seinen Feind.
    – Mein Name ist Baker, mein Herr, rief dieser, indem er seinen langen Arm gen Himmel streckte.
    – Baker!
    – Ja, mein Herr Thompson, Baker, Direktor eines Reisebureaus, das aber, wie ich mir schmeichle, mit dem Ihrigen in keinerlei Verbindung steht.«
    Diesen Theatercoup hatte vorher nichts ahnen lassen. Nach einem Ausrufe der Überraschung schwiegen die Passagiere still und richteten die Augen auf Baker, der in aggressiver Haltung die Wirkung seiner Enthüllung abwartete.
    Diese Enthüllung, die nach der Ansicht ihres Autors Thompson hätte niederschmettern sollen, schien diesen im Gegenteil eher aufzuheitern.
    »Baker! wiederholte er spöttisch. Das erklärt ja alles! Und wenn ich jetzt denke, daß ich Ihren unausgesetzten Nörgeleien gar Aufmerksamkeit geschenkt habe! Alles kommt ja nur auf den niedrigsten Konkurrenzneid hinaus!«
    Thompson bewegte dazu die Hand mit verächtlicher Sorglosigkeit. Das sollte aber nicht lange dauern… Baker, wir bezeichnen ihn von hier an mit seinem wahren Namen, hatte eine wahrhaft wilde Miene angenommen, die die Heiterkeit des unklugen General-Unternehmers schnell gefrieren ließ.
    »Hier, erklärte Baker sehr kühl, hier bin ich ein Passagier wie die andern und habe wie die andern das Recht, auszusprechen, daß ich bestohlen worden bin.
    – Warum sind Sie denn überhaupt hier? entgegnete ihm Thompson gereizt. Wer und was hat Sie gezwungen, hierher zu kommen?
    – Oho, antwortete Baker, glauben Sie denn, wir warteten nur darauf, uns von Ihnen ruinieren zu lassen? Warum ich hier bin?… Um zu sehen. Und gesehen habe ich gerade genug. Ich weiß nun, was bei der sinnlosen Preiserniedrigung herauskommt, die Possenreißer Ihres Schlages verschulden. Daneben habe ich auch noch auf ein andres Vergnügen gerechnet. Sie kennen jedenfalls die Geschichte jenes Engländers, der einem Tierbändiger immer nachreiste in der Hoffnung, einmal zu sehen, wie der von seinen Bestien zerfleischt würde.«
    Thompson verzog das Gesicht.
    »Zwischen jenem Engländer und mir besteht nur der Unterschied, daß ich die Lust verspüre, selbst die Zähne zu gebrauchen. Wenn ich mich nicht bezwänge, Herr, wissen Sie, daß ich Sie zum Boxen herausfordern würde?«
    Um die beiden Champions erscholl ein Donner von Bravos. Angestachelt durch diese Zurufe, nahm Baker die klassische Stellung der

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