Das Reisebureau Thompson und Comp.
abstoßender Unfruchtbarkeit war.
Gegen halb vier Uhr trieb das Schiff gegenüber Pedra de Lume, einem recht guten Ankerplatze, hin, auf dem sich einige Fischerboote schaukelten. Hier gab man vergeblich Notsignale. Pedra de Lume trat immer weiter zurück und verschwand endlich ganz.
Zwei Stunden später umschiffte man die »Ostspitze«, und ein Hauch von Hoffnung zog wieder in die Herzen der Insassen der »Seamew« ein. Infolge eines Wirbels hatte sich das Schiff der Küste ein gutes Stück genähert; jetzt lag es nur noch fünfhundert Meter von ihr entfernt.
Zum Unglück ließ aber diese Bewegung ebenso nach, wie sie begonnen hatte, ohne daß jemand begriffen hätte, warum, und die »Seamew« fuhr fort, längs der Küste der Salzinsel hinzutreiben, von der man jetzt jede Einzelheit unterscheiden konnte. Bei dieser geringen Entfernung hätte man sich durch Rufen bemerklich machen können, wenn nur ein Mensch zu sehen gewesen wäre. In dieser Wüste gab es aber kein lebendes Wesen. Vor den Augen dehnte sich nur eine wirkliche Steppe aus, die vollständig die Bezeichnung jenes Engländers rechtfertigte, der die Salzinsel einmal »das Sandgrab« genannt hatte. Niedrig, grau und düster, reichte das Unland bis zum Niveau des Meeres herab, wo es vor der Brandung durch einen Klippengürtel beschützt wurde.
Die »Seamew«, die mit gleichbleibender Geschwindigkeit ihre unerbittliche Richtung beibehielt, kam um die Bai herum, die sich hinter der Ostspitze ins Land hineindrängt. Vor Ablauf einer Stunde würde sie die »Schiffbruchspitze« erreicht haben, und dann lag vor ihr wieder das offne Meer, das unergründlich tiefe Meer, worin sie langsam versinken würde.
Plötzlich rief da der Mann, der, an den Kranbalken stehend, eben sondierte:
»Fünfundzwanzig Faden! Sandiger Grund!«
Der Kapitän sprang vor Freude auf seiner Brücke umher. Offenbar hob sich hier der unterseeische Boden. Wenn das nur eine kurze Strecke weiter reichte, müßte es gelingen, vor Anker zu gehen.
»Lassen Sie den Anker vor den Kran bringen, Flyship,« sagte er ruhig zum zweiten Offizier.
Noch eine Viertelstunde folgte die »Seamew« der Strömung, während die Sonde immer seichter werdendes Wasser nachwies.
»Zehn Faden! Sandiger Grund! rief endlich der Mann an den Kranbalken.
– Anker aus!« kommandierte der Kapitän.
Die Kette lief geräuschvoll durch das Klüsgatt ab, dann schweite die »Seamew« mit dem Bug nach Norden und blieb nun still liegen.
Ja, ganz still, ohne das geringste Stampfen oder Rollen auf einem Meere, dessen Spiegel nicht das kleinste Wellengekräusel trübte. Ein Binnensee hätte nicht friedlicher aussehen können.
Doch eine andre Gefahr, als ein Sturm, bedrohte die Touristen der Agentur Thompson. Das Fahrzeug, das sie trug, sank allmählich tiefer ein. Das Wasser, das den Raum jetzt schon zur Hälfte ausfüllte, stieg immer weiter, und bald mußte das Hauptdeck mit dem Meere in einer Ebene liegen.
Jetzt hieß es also, sich beeilen und eine Zuflucht auf dem Lande suchen.
Da die »Seamew« jedoch mit Hilfe ihrer Pumpen imstande war, sich noch stundenlang schwimmend zu erhalten, drängte die Zeit wenigstens nicht allzusehr.
Das gestattete also eine geordnete Ausschiffung ohne Schieben und Stoßen und ohne nutzlose Übereilung, so daß man Muße genug hatte, die Kabinen auszuräumen. Da wurde, bis auf die unscheinbarsten Dinge, nichts vergessen. Ehe man an die Rettung der Menschen ging, erlaubte man sich noch den Luxus, das Gepäck zu bergen.
Gegen halb acht Uhr waren alle Passagiere heil und gesund ans Land befördert.
Vor ihrem Gepäck in Zwiebelzopfreihe stehend und etwas außer Fassung über das Abenteuer, sahen sie stumpfsinnig auf das Meer hinaus, ohne eine Wort zu finden.
Nachdem Kapitän Pip, wie es die Vorschriften für Seeleute verlangen, als letzter, und ihm auf den Fersen Artimon, sein Schiff verlassen hatte, stand er jetzt, nach dessen Verluste, mit den Leuten der Besatzung auf gleicher Stufe. Auch er betrachtete sich das Meer, obwohl ein oberflächlicher Beobachter sich hierüber leicht hätte täuschen können. Tatsächlich hatte der Kapitän niemals so furchtbar geschielt, und eine schlimmere Viertelstunde hatte seine Nase auch noch nicht erlebt.
Seitdem nun die Pumpen verlassen waren, versank das Schiff sichtlich schneller. Nach einer halben Stunde hatte das Wasser die Kabinenfensterchen erreicht, dann stieg es weiter… weiter.
Es war genau um acht, der Zeitpunkt, wo die Sonne im Westen den
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