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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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aus Lebensmitteln der verschiedensten Art bestand, zog einen Augenblick die allgemeine Aufmerksamkeit allein auf sich.
    Alle stießen und drängten sich, und Thompson mußte sich einmischen, damit die Verteilung der Nahrungsmittel einigermaßen in Ordnung vor sich ging. Endlich trug jeder seinen Anteil davon und lange Zeit herrschte ein tiefes Schweigen, das nur durch die Arbeit der Kinnladen unterbrochen wurde.
    Piperboom war vor allen prächtig anzuschauen. Ein Vierpsundbrot in der einen und eine große Hammelkeule in der andern Hand, hob und senkte er die Arme mit der Regelmäßigkeit einer Dampfmaschine. Trotz ihres eignen Heißhungers waren die Gefährten des Holländers wie vor Erstaunen fast gelähmt, als sie dieses mechanische Hinunterschlucken bemerkten. »Er wird sich krank machen,« dachte mehr als einer.
    Piperboom bekümmerte sich aber wenig um die Folgen, die sein Verhalten haben könnte, seine Hand blieb bei dem unstörbaren Auf und Ab. Allmählich verschwand das Brot mit der Hammelkeule in gleichbleibendem Verhältnis. Dann rieb sich Piperboom die Hände und zündete sich die Pfeife an, ohne sich nur im geringsten belästigt zu fühlen.
    Während die Passagiere und die Mannschaften ihren Appetit befriedigten, besprach sich der Kapitän unter Vermittlung Morgans mit dem eingeborn en Besitzer des Wagens. Was er von dem erfuhr, klang freilich keineswegs ermutigend.
    Die Salzinsel ist nur eine Art Steppe von zweihundert Quadratkilometern Oberfläche, auf der noch vor weniger als einem Jahrhundert kein Mensch lebte. Zum Glück für die Schiffbrüchigen war ein Portugiese etwa vor fünfzig Jahren auf den Gedanken gekommen, die Salzlager auszubeuten, nach denen die Insel ihren Namen führt, und diese Industrie hatte dann gegen tausend Einwohner herangezogen. Die einen sind Fischer, die andern, und zwar die große Mehrzahl, Salinenarbeiter, nirgends aber haben sie ihre Hütten einander so benachbart errichtet, daß damit eine Stadt oder nur ein Flecken entstanden wäre. Nur am Rand der Bai Mordeira, eines trefflichen Ankerplatzes an der Westküste der Insel, hatten einige Häuschen eine Art Flecken gebildet, der am Ende eines Schienenweges lag, worauf die mit Segeln ausgestatteten Wagen die Produkte der Salinen bis ans Meer beförderten.
    In diesem kaum fünfzehn Kilometer entfernten Dorfe sollte man Hilfe finden, wenn Hilfe überhaupt zu finden war.
    Als er diese Mitteilung erhalten hatte, machte sich Thompson sofort mit dem Eingebornen auf den Weg, womöglich genug Wagen oder Karren aufzutreiben, auf denen die Menschen und das Gepäck dahin gebracht werden könnten. Inzwischen blieb den Passagieren nichts weiter übrig, als ihre Promenade von neuem aufzunehmen. Jetzt lösten aber die wohlgefüllten Magen wieder alle Zungen und jeder ließ seinen Gefühlen freien Lauf.
    Die einen waren ruhig, die anderen traurig, noch andre wütend. Ausnahmsweise drückte das Gesicht des Mr. Absyrthus Blockhead nicht die gewöhnliche unbegrenzte Befriedigung aus. Der Ehren-Krämer war ganz melancholisch, mindestens grübelte er über irgendetwas. Seinen Teller beachtete er sehr wenig, sondern ließ die Blicke überall umherschweifen, als ob er etwas verloren hätte. Endlich konnte er sich nicht mehr zurückhalten, und indem er sich an Roger de Sorgues wandte, der ihm besondres Vertrauen einflößte, fragte er:
    »Wir sind doch hier beim Kap des Grünen Vorgebirges, nicht wahr, lieber Herr?
    – Ja gewiß, antwortete Roger, ohne zu begreifen, worauf der Mann hinauswollte.
    – Dann sagen Sie mir, bester Herr, wo ist denn dieses Kap? platzte Blockhead heraus.
    – Das Kap? wiederholte Roger. Welches Kap denn?
    – Das grüne Kap, sapperment! Man hat nicht alle Tage Gelegenheit, ein grünes Kap zu sehen, und ich will das hier meinem Abel zeigen.«
    Roger unterdrückte mit Mühe einen Ausbruch des Lachens.
    »Ach, lieber Herr, darauf werden Sie nicht rechnen können, erwiderte er mit teilnehmender Miene. Ihr Herr Abel wird das grüne Kap nicht sehen können.
    – Warum denn nicht? fragte Blockhead enttäuscht.
    – Weil es gerade in Reparatur ist, versicherte Roger kaltblütig.
    – Reparatur?
    – Ja wohl. Seine Farben fingen an, etwas zu verschießen. Da bat man es nach England geschafft, es frisch anstreichen zu lassen.«
    Blockhead sah Roger mit etwas zweifelndem Blicke an. Dieser bewahrte aber heldenhaft seinen Ernst, und der Ehren-Krämer mußte das schließlich für wahr halten.
    »Ach, rief er einfach mit bedauerndem

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