Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
ansässige Gemeinde um das Zwanzigfache übertrifft, liegen gelegentlich wohl hundert Fahrzeuge. In dem herrlichen und stark besuchten Hafen würden gewiß kaum vierundzwanzig Stunden vergehen, ohne daß sich Gelegenheit böte, nach England zurückzukehren.
    Der Kapitän, der darum befragt wurde, bestätigte, was Morgan gesagt hatte.
    »Ja, Sie haben ganz recht, sagte er. Leider bezweifle ich, daß wir nach São-Vicente gegen den Nordwest aufkommen können, dazu wurden wir mehrere Tage brauchen, meiner Ansicht nach ist das ein unausführbares Unternehmen mit den Barken, die wir sehen. Ich denke, wir sollten lieber eine der Inseln Unter dem Winde zu erreichen suchen.
    – Dann also jedenfalls São-Thiago,« schlug Morgan vor.
    Zwar nicht so handelstätig wie São-Vicente, ist São-Thiago dafür die größte Insel des Archipels, sein wichtigster Ort Praya, dessen Hauptstadt.
    Sie hat einen vorzüglichen Hafen, wo der Schiffsverkehr jährlich über hundertvierzigtausend Tonnen beträgt. Auch dort würde man ohne Zweifel mit Leichtigkeit Gelegenheit zur Heimreise finden, und was die Entfernung betrifft, so war sie annähernd die gleiche. Der einzige Einwurf, der sich gegen Praya erheben ließ, war der, daß es sehr gesundheitsgefährlich war, was ihm auch den Namen »Die Todbringende« eingetragen hat.
    »Ach was, rief Thompson, wir wollen uns doch dort nicht häuslich niederlassen. Ein oder zwei Tage, das hat ja nichts zu bedeuten, und wenn niemand dagegen Widerspruch erhebt…«
    Vor allem war es jedoch wichtig, sich wegen der Fahrten der Paketboote zu erkundigen. In dem dreiviertel wilden Land, wo es keinen Gouverneur, nicht einmal einen Gemeindevorstand gab, wußte man leider nicht, an wen man sich deshalb wenden sollte. Auf den Rat des Kapitäns ging Thompson, von allen seinen Unglücksgefährten begleitet, auf eine Gruppe Eingeborner zu, die die Schiffbrüchigen neugierig betrachtete.
    Diese Leute waren keine Schwarzen, nur Mulatten, eine Kreuzung von portugiesischen Kolonisten und frühern Sklaven. An ihrer Tracht erkannte man, daß sie Seeleute waren.
    Morgan nahm in Vertretung Thompsons das Wort, wendete sich an einen der Mulatten und fragte ihn, ob es auf der Salzinsel eine Möglichkeit gäbe, nach England zu kommen.
    Der kapverdische Matrose zuckte die Achseln. Das wäre kaum zu erwarten. Die Paketboote liefen die Salzinsel nicht an, und ein andres Schiff würde man schwerlich finden. Zur Zeit der Passatwinde, vom Oktober bis zum Mai, fehlte es zwar an Schiffen, meist Segelschiffen, in der Bai von Mordeira nicht. In dieser Zeit des Jahres wäre aber schon das letzte davon mit seiner Ladung Salz abgefahren, und vor dem kommenden Oktober würde schwerlich noch ein andres eintreffen.
    Da das so bestimmt ausgesprochen wurde, konnte man daran nicht zweifeln. Die Seeleute fanden es übrigens ganz richtig, daß die Fremden eine andre Insel aufsuchen wollten. Ihre Barken waren fest und hätten zur Not auch weitre Fahrten unternehmen können. Was São-Vicente betraf, waren die Leute einstimmig der Ansicht des Kapitäns. Bei dem eben herrschenden Wind war es zu beschwerlich, dahin zu fahren.
    »Und São-Thiago?« fragte Morgan.
    Als die kapverdischen Seeleute diesen Namen hörten, wechselten sie mit einander seltsame Blicke. Bevor sie Antwort gaben, nahmen sie sich Zeit, zu überlegen. Offenbar hatten sie einen Gedanken, den sie nur nicht aussprachen.
    »Warum nicht? sagte endlich der eine von ihnen. Das hängt von der Bezahlung ab.
    – Nun, das geht den Herrn hier an, sagte Morgan, der auf Thompson hinwies.
    – Ja, natürlich, erklärte dieser, als ihm die Antwort des Mulatten übersetzt worden war. Wenn der Kapitän und Sie uns begleiten wollen, wird der Mulatte uns die Barken zeigen, die er vorzuschlagen hat, und wir werden gleichzeitig die Bedingungen der Uberfahrt festsetzen.«
    In weniger als einer Stunde war alles abgemacht. Für den Transport der Schiffbrüchigen und ihre Bagage hatte der Kapitän sechs Barken ausgewählt, auf die man sich seinem Urteile nach ohne Scheu wagen konnte.
    Mit Zustimmung aller war die Abfahrt auf drei Uhr am Morgen bestimmt worden, um so viel wie möglich am Tage zu fahren. Es handelte sich nämlich um nichts weniger als eine Strecke von hundertzehn Seemeilen, und die zurückzulegen würde mindestens siebzehn Stunden in Anspruch nehmen.
    Ein Widerspruch erfolgte von keiner Seite. Alle hatten es eilig, diese wüste Insel zu verlassen.
    Alles Gepäck wurde nun auf der Stelle

Weitere Kostenlose Bücher