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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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verstaut. Die Passagiere benutzten nach einer stärkenden Mahlzeit ihre Muße, so gut sie konnten. Die einen lustwandelten am Strande, die andern versuchten noch einmal zu schlafen. Nicht einem aber kam es in den Sinn, die gar zu abstoßende Gastlichkeit zu benutzen, die die Hütten des Dorfes bieten konnten.
    Der Augenblick der Abfahrt fand alle auf den Füßen. Zur festgesetzten Stunde hatte jeder seinen Platz eingenommen, und die sechs Boote, die nun ihre Segel setzten, fuhren rasch um die Schildkrötenspitze herum. Wie man sieht, stieg Thompson zu einem höhern Grade auf. Der Kommodore verwandelte sich zum Admiral.
    Eine Stunde nach der Abfahrt ließ man schon an Backbord die Südspitze der Salzinsel liegen, und als die Sonne aufging, erschien Boavista in der Ferne.
    Ein seltner Zufall in dieser Jahreszeit war es, daß der Himmel sich unverändert rein erhielt. Aus Nordwesten blies ein ziemlich lebhafter Wind und trieb die sechs Boote schnell nach Süden dahin.
    Am Morgen um acht Uhr kam man vor Boavista vorüber. Das erwies sich als ein niedriges Land von gleich trostlosem Aussehen wie die Salzinsel, als eine einfache Sandbank, in deren Mitte einige Basaltkegel über eine sich lang hinziehende Bodenerhebung, doch ohne eine Höhe von hundert Metern zu erreichen, aufragten.
    Den Booten gegenüber öffnete sich die »Englische Reede«, in deren Hintergrunde sich die Hütten und vereinzelten Häuser von Rabil erhoben, einem Dorf, das sich zum Hauptorte der Insel aufgeschwungen hat. Hier lagen vielleicht Schiffe vor Anker, die Entfernung verhinderte aber, das zu erkennen.
    Einige Stunden später begann der Gipfel des São-Antonio, eines Pics, in den die Insel São-Thiago ausläuft, sich am Horizonte abzuzeichnen. Dieser zweitausendzweihundertfünfzig Meter hohe Punkt wurde von den Schiffbrüchigen, denen er das noch so entfernte Ende der Fahrt anzeigte, mit lautem Hurra begrüßt.
    Die weit näher als São-Thiago liegende Insel Miao, die aber niedriger, ist als jene, wurde erst später sichtbar; die zweite Nachmittagsstunde kam heran, ehe ihre sandigen Ufer zu entdecken waren. Um fünf Uhr lag man mit ihr in gleicher Höhe.
    Miao war nur eine zweite Auflage der Salzinsel und Boavistas. Nichts als eine sandige Steppe, ohne Fluß, ohne Quellen und ohne Bäume, auf der die Salzauswitterungen da und dort die Strahlen der Sonne widerspiegelten. Man hatte Mühe zu glauben, daß auf dem so völlig unfruchtbaren Lande mehr als dreitausend menschliche Wesen wohnen könnten.
    Das von dieser traurigen Eintönigkeit ermüdete Auge weilte da mit Vergnügen auf dem südlichen Horizonte, wo São-Thiago immer höher emporstieg. Seine scharf abgeschnittenen Felsen, seine Ufermauern und Basaltsäulen, seine tieferen Bodenstellen mit reicher Vegetation erinnern ein wenig an die Azoren, und die Einöde der Landstrecken dagegen gehalten, erschien diese wilde Natur fast einladend, die man sonst für langweilig und abstoßend gehalten hätte.
    Um acht Uhr abends doublierte man die Ostspitze gerade in dem Augenblicke, wo das sie krönende Leuchtfeuer angezündet wurde. Eine Stunde später und bei zunehmender Dunkelheit war auch das Licht von der Spitze Tamaros zu erkennen, die im Westen den Porta da Praya abschließt. Noch eine Stunde und nachdem auch die Landspitze Biscados umschifft war, glitten die Boote im Gänsemarsch auf das noch ruhigere Wasser der Bai ein, in deren Hintergrund die Lichter der Stadt aufblitzten.
    Die kapverdischen Seeleute hielten aber nicht auf diese Lichter zu. Kaum waren sie um die Spitze das Biscados herumgekommen, als sie stark anluvten und damit längs der Küste weiterfuhren. Bald darauf legten sie in ziemlich großer Entfernung von der Stadt an.
    Morgan wunderte sich nicht wenig über dieses Manöver. Aus seinem Reiseführer wußte er zwar recht gut, daß sich auch an dem westlichen Ufer ein Landungsplatz befand. Doch alles, was er sagen konnte, war vergeblich. Aus dem oder jenem Grunde bestanden die Mulatten darauf, dort zu landen, und sie gingen bald daran, die Menschen und das Gepäck auf zwei Schaluppen, die an den beiden Frachtbooten hingen, ans Ufer zu befördern.
    Allmählich wurden die Passagiere nach einem der niedrigen Felsen am Fuße der Uferwand gebracht, der die Ostseite der Bai begrenzte. Wie Morgan aus seinem Baedeker ersehen sollte, war das ein alter, längst aufgegebener Landungsplatz, und er wunderte sich mehr und mehr über den Eigensinn der Transporteure.
    Die Brandung schlug donnernd an

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