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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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nicht, daß Sie mit einem Einspruche gegen dieses gerechte Verlangen Unterstützung bei denen finden werden, die Sie vorher geplündert haben. In jedem Falle, wenn das Herz Ihnen sagt…«
    Nun, das Herz sagte Thompson nichts davon, wie sich aus seiner Haltung entnehmen ließ. Ohne weitern Widerspruch, der ja doch nichts genützt hätte, öffnete er seine kostbare Geldtasche und holte daraus ein Bündel Banknoten hervor, zählte die verlangte Summe ab und steckte das übrige mit derselben Sorgfalt ein.
    »Es bleibt ja noch ein hübsches Sümmchen drin,« meinte Baker, mit einem Hinweis auf die Tasche.
    Thompson antwortete nur durch ein bleiches, unverständliches Lächeln.
    »Doch nicht mehr lange, setzte der mitleidlose Baker hinzu, während das flüchtige Lächeln Thompsons von seinen Lippen verschwand. Wir werden bald die kleinen Rechnungen abzumachen haben, die uns persönlich angehen.«
    Ehe er seinen unversöhnlichen Gegner verließ, wollte Thompson wenigstens etwas für sein Geld haben. An Bord der »Santa-Maria« hatte er den treuen Piperboom wiedergefunden, und der Holländer sich, als ob die Sache sich von selbst verstände, von neuem an den angeschlossen, den er noch immer für den Gouverneur der umherirrenden Kolonne ansah. Thompson schleppte überall diesen dreifachen Schatten seiner selbst mit umher, und die Hartnäckigkeit des außerordentlich beleibten Passagiers fing an, ihm über die Maßen lästig zu werden.
    »Es ist also abgemacht, fragte er, daß ich von nun an ganz dieselben Rechte wie alle andern genieße, daß ich ein Passagier bin wie die übrigen?
    – Endgültig abgemacht.
    – In diesem Falle würden Sie mich zu Dank verpflichten, mich von dem unerträglichen Herrn Piperboom zu befreien, den ich auf keine Weise von mir abschütteln kann. So lange ich hier der General-Unternehmer war, mußte ich mir ihn wohl oder übel gefallen lassen; jetzt aber ist es doch das Geringste, was ich…
    – Natürlich, natürlich, unterbrach ihn Baker. Leider bin ich nur ebensowenig Unternehmer wie Sie. Übrigens wird es für Sie nichts Leichteres geben, setzte der gefühllose Spötter, seine Worte besonders betonend, hinzu, als dem Herrn Van Piperboom »verständlich zu machen«, wie sehr er Ihnen zur Last fällt.«
    Bleich vor Zorn, mußte sich Thompson doch mit diesem freundschaftlichen Rate begnügen, und von demselben Augenblicke an wandte ihm Baker auch nicht mehr die geringste Aufmerksamkeit zu.
    Am 6. Juli hatten die Passagiere, als sie erwachten, die Überraschung, die »Santa-Maria« fast unbeweglich still liegen zu sehen. Schon in der Nacht war der Wind abgeflaut, und mit Sonnenaufgang herrschte völlige Windstille, bei der sich das Meer nur in langer Dünung und ohne jede Kräuselung erhob und wieder senkte. Von diesem vom westlichen Horizonte kommenden Wogengang geschaukelt, schlugen auf der »Santa-Maria« die Segel klatschend an die Maste, und das Schiff rollte in recht lästiger Weise hin und her.
    Trotz der wirklichen Befriedigung, die alle darüber empfanden, daß sich der Gesundheitszustand Hamiltons und Blockheads unter dem Einflusse der reinen Seeluft wesentlich gebessert hatte, verlief der Tag doch recht traurig. Die unerwartete Windstille bedeutete ja eine weitre Verlängerung der Reise. Immerhin war etwas zu wenig Wind noch erwünschter als zuviel davon, und man nahm mit Geduld eine Widerwärtigkeit hin, die wenigstens mit keiner Beunruhigung verbunden war.
    Man hätte indes glauben können, daß der Kapitän Pip nicht so dachte, wenn man ihn sah und bemerkte, daß seine Pupillen ganz wie bei ernsten Vorfällen weit auseinanderwichen und wie grausam er seine Nasenspitze behandelte. Offenbar genierte etwas den braven Kapitän Pip, dessen Blicke beständig nach dem westlichen Horizont hinaus gerichtet waren, von dem die langen glatten Wellen herkamen, auf denen sich die »Santa-Maria« wiegte.
    Viel zu sehr eingeweiht in die Schrullen und das Verhalten ihres Kapitäns, als daß sie seine geheimnisvolle Sprache nicht verstanden hätten, blickten auch die Passagiere auf den westlichen Horizont hinaus, ohne doch da etwas Außergewöhnliches bemerken zu können. Auch da draußen wie überall glänzte ein blauer Himmel, über den nicht das schwächste Wölkchen hinzog.
    Erst Nachmittag gegen zwei Uhr wurde ein leichter Dunst bemerkbar, der dann langsam zunahm und sich von Weiß zu Grau und von Grau zu Schwarz veränderte.
    Gegen fünf Uhr versank die Sonne in dem Dunste und das Meer nahm

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