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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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früher um acht, um elf Uhr und des Abends um sieben Uhr.
     

    Baker wachte aber, und der Teller blieb leer. (S. 427.)
     
    Trotz seines Wunsches konnte nicht davon die Rede sein, eine wirklich ordentliche Tafel herzurichten. In der gemeinsamen Kajüte war ja kaum für ein Dutzend Tischgäste Platz. Die meisten mußten sich also damit begnügen, im Deckhaus oder auf dem Deck selbst in Gruppen, zwischen denen das alte Personal der »Seamew«, jetzt der »Santa-Maria«, sich bewegte, so gut es anging Platz zu finden, eine Unannehmlichkeit, die immerhin einen gewissen Reiz hatte. Bei schlechtem Wetter mußte man sich da freilich nach dem allgemeinen Schlafraum im Zwischendeck flüchten. Regen war aber kaum zu befürchten, wenn das Schiff über die Gegend des »Grünen Vorgebirges« hinausgekommen war.
    Bei diesem ersten Frühstück, bei dem sich Thompson in keiner Weise beteiligte, machte der Kapitän Pip einen unerwarteten Vorschlag.
    Nachdem er um Aufmerksamkeit gebeten hatte, erwähnte er zunächst die Gefahren einer solchen Reise auf einem Schiffe wie die »Santa-Maria«. Dann gestand er, bei der großen, auf ihm lastenden Verantwortlichkeit einen Augenblick daran gedacht zu haben, nicht erst an der Küste Spaniens oder Portugals ans Land zu gehen, sondern gleich an der Stadt Saint-Louis am Senegal. Er hatte das nur nicht in Vorschlag zu bringen gewagt, weil es, bei dem herrschenden Ostwinde diesen Ankerplatz zu erreichen, fast ebenso lange Zeit in Anspruch genommen hätte, wie eine Fahrt nach den Kanarien oder selbst nach einem europäischen Hafen. Doch wenn nicht in Saint-Louis, könnte man ja in Porto-Grande von São-Vicente landen. Zu diesem Zwecke brauchte der Kapitän Pip das Schiff nur um zwei Quart abfallen zu lassen, und vor Anbruch der Nacht wären dann alle schon am Lande in Sicherheit, und könnten darauf rechnen, bald ein Paketboot zu finden.
    Die Mitteilung des Kapitäns Pip hatte eine um so größere Wirkung, als dieser nicht gewohnt war, unnütze Worte zu machen. Jedenfalls mußte er etwaige Gefahren nicht zu gering schätzen, da er sich in eine so lange Rede eingelassen hatte.
    Da war nun Baker, der als erwählter Verwalter sich der Rednerbühne bemächtigte.
    »Ihre Worte klingen ernst, Kommandant, sagte er. Doch verhehlen Sie uns nichts, und sagen Sie frei heraus, ob Sie die Reise, die wir angetreten haben, für unklug halten.
    – Wenn das mein Gedanke wäre, antwortete der Kapitän, so hätte ich es schon vor deren Antritt ausgesprochen. Nein, die Reise ist schon ausführbar, doch mit so vielen Menschen an Bord…
    – Nun, unterbrach ihn Baker, wenn Sie nur Ihre Mannschaft allein an Bord hätten, würden Sie sich da auch beunruhigt fühlen?
    – Nein, gewiß nicht, versicherte Pip; das ist aber auch etwas ganz andres. Auf dem Meere zu fahren, ist ja unser Beruf, und wir haben auch unsre Gründe…
    – Wie wir die unsrigen, sagte Baker, und wäre es nur die Summe, die wir aufzubringen gezwungen waren, dieses Schiff zu chartern, wegen des schmutzigen Geizes dessen, der für uns alle hätte bezahlen sollen. Es liegt jedoch auch noch ein andrer Grund vor: die Quarantäne, die über die Insel São-Thiago, die wir eben verlassen haben, verhängt ist. Augenblicklich ist die Meldung von der Abfahrt der »Santa-Maria« wahrscheinlich schon auf allen Inseln des Archipels eingetroffen, und ich bin fest überzeugt, daß unsre Landung um so größere Hindernisse finden würde, da wir kein reines Patent und obendrein zwei Fieberkranke an Bord haben. Wenn es uns trotzdem gelänge, ans Land zu kommen, so erwartete uns gewiß nur eine Gefängnishaft, und diesmal eine wirkliche, das heißt eine weit strengere als die, der wir in »São-Thiago« zum Opfer gefallen waren. Dagegen könnte man einwenden, daß das in Portugal und in Spanien nicht anders sein werde. Das ist wohl möglich, sicher ist es aber nicht. Auf jeden Fall wären wir dann an einem uns erwünschten Ziel angelangt, und das würde allen neuen Mut einflößen. Deshalb stimme ich für eine Fortsetzung der angefangenen Reise, und glaube, daß alle hier Anwesenden meiner Meinung sind.«
    Bakers Worte fanden einstimmigen Beifall, und der Kapitän Pip begnügte sich, darauf mit einer beruhigenden Geste zu antworten, der Entschluß befriedigte ihn aber nur halb, und wer ihm an diesem Abende nahe gewesen wäre, würde gehört haben, wie er mit sorgenvoller Miene seinen getreuen Artimon ansprach:
    »Du willst meine Ansicht wissen. Master? Nun also, das

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