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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Vorbereitungen begann.
    Der Protest des Kapitäns war vereinzelt geblieben. Keiner unter allen, die zwar ihre Bereitwilligkeit nicht verleugneten, dachte nur einen Augenblick daran, Morgan die gefährliche Ehre zu bestreiten, die er für sich beanspruchte. Roger fand den Entschluß seines Freundes ganz natürlich. Auch er würde ohne Bedenken diesen Plan ausgeführt haben, wenn er ihn entworfen hätte. Darin war ihm der andre zuvorgekommen. Ein andermal würde die Reihe an ihm sein, das war alles. Er schlug Morgan jedoch vor, ihn zu begleiten. Das lehnte dieser aber entschieden ab, und bat nur seinen Landsmann, ohne sich weit er zu erklären, daß er über Alicen wachen möge, die er besonders gefährdet glaubte und nur mit Bedauern verließe.
    Roger nahm den Auftrag an und versprach ihn gewissenhaft auszuführen.
    Morgan ging es dennoch ans Herz, als er wohlbewaffnet, reichlich mit Munition und für drei Tage mit Lebensmitteln ausgerüstet, sich zum Aufbruch entschloß. Schweigend drückten die beiden Männer einander die Hand.
    Morgan hatte noch einen schmerzlichern Abschied zu nehmen. Mrs. Lindsay stand vor ihm, und ihr wollte das Herz vor Traurigkeit brechen. Als er sich als Opfer erbot, verkannte er keineswegs die Schwierigkeiten und Gefahren seines Unterfangens. Wie viel wahrscheinlicher war es, daß er die nie wiedersehen würde, die er augenblicklich mit heißverlangendem Blicke betrachtete? Seinen ganzen Mut zusammennehmend, gelang es ihm aber, sogar zu lächeln, indem er sich ehrerbietig vor der Amerikanerin verneigte.
    Diese enthielt sich aus Furcht und aus Reue jedes tröstenden Wortes. Blaß und erzitternd streckte sie die Hand nur dem entgegen, der vielleicht für alle in den Tod ging.
    »Ich danke Ihnen, sagte sie einfach. Auf baldiges Wiedersehen!«
    Und aus ihrer Stimme sprach mehr als eine Hoffnung; es lag ein Wunsch, fast ein Befehl darin.
    »Auf Wiedersehen!« antwortete Morgan wieder aufgerichtet, mit der Gewißheit, ihrem Wunsche zu folgen.
    Die bei der »Santa-Maria« zurückgebliebenen Schiffbrüchigen folgten dem mutigen Boten noch lange mit den Augen. Sie sahen ihn auf dem Strande sich entfernen und mit der Hand noch einmal grüßend winken… Wenige Augenblicke später verschwand er hinter den Dünen, die sich am Ufer hinzogen.
    »Ich bin in vier Tagen wieder zurück,« hatte Morgan gesagt. Der vierte Tag war der 13. Juli. Man durfte dieses Datum aber nicht im Schutze des gestrandeten Schiffes abwarten, das seine Lage auf der Seite unbewohnbar machte. Der Kapitän ließ deshalb ein vorläufiges Lager aus Segeln und Spieren errichten. Alles war noch vor dem Dunkelwerden fertig, und die Passagiere konnten sich unter dem Schutze der bewaffneten und sich auf dem Lande wie an Bord alle vier Stunden ablösenden Matrosen eines ruhigen Schlafes erfreuen.
    Immerhin ließ der Schlaf in dieser ersten Nacht auf dem Strande, wo man vor einem Überfalle nicht sicher war, etwas lange auf sich warten. Mehr als einer hielt im Dunkel bis zum Morgen die Augen offen, lauschte gespannt und horchte auf das geringste Erzittern der Zeltleinwand.
    Vor allen verbrachte Mrs. Lindsay diese Nacht in quälender Angst. Zu dem Schmerze, der sie erfüllte, gesellte sich noch eine neue Beunruhigung, deren Ursache die unerklärliche Abwesenheit ihres Schwagers war. Anfänglich hatte sie seinem, immerhin auffälligen Verschwinden keine besondre Bedeutung beigelegt, mit der Zeit verwunderte sie sich darüber aber doch mehr und mehr. Vergeblich suchte sie dann Jack unter den Gruppen von Passagieren; er war und blieb unauffindbar.
    In der Finsternis und Stille der Nacht konnte Alice sich von dem Gedanken an dieses überraschende Verschwinden nicht befreien. Sie mochte ihn noch so entschieden von sich weisen, immer drängte er sich ihr wieder auf, und dazu noch eine unbestimmte Ahnung, die in ihrer zunehmenden Besorgnis die Namen Jacks und Morgans miteinander verknüpfte.
    Alice schwieg aber über die sie peinigende Abwesenheit. Was hätte es genützt, davon zu sprechen? Wenn durch sie ein Unglück herbeigeführt werden sollte, war es zu spät, das zu verhüten, mußte sie sich doch sagen, so sehr sie auch dieser Gedanke peinigte.
    Jack hatte immer für sich allein gelebt, hatte sich vom Anfang der Reise an so zurückgezogen verhalten und war so düster verschlossen gewesen, daß seine Abwesenheit den andern nicht besonders auffiel. Niemand außer Alice bemerkte überhaupt etwas gerade jetzt davon, wo alle von ganz andern Sorgen

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