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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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bedrückt waren.
    Im Laufe dieses Tages ging man nun an die Entladung der »Santa-Maria«. Nach und nach wurden die Kisten mit Schiffszwieback und Konserven aller Art ans Land geschafft und in der Form eines Schutzwalles aufgestapelt.
    Der Kapitän hatte sich nämlich dafür entschieden, Morgans Rückkehr hier abzuwarten. Wenn er es auch für möglich hielt, genug Nahrungsmittel für die lange Wanderung mitzunehmen, so war doch die Frage wegen des nötigen Wassers kaum zu lösen, und diese unüberwindliche Schwierigkeit hatte ihn zu seinem Entschlusse bestimmt. Man besaß nicht genug Kürbisflaschen, nicht genug Schläuche für den Wasserbedarf so vieler Personen. Die Wassertonnen des Schiffes mit sich zu schleppen, wäre aber ganz unausführbar gewesen. An Ort und Stelle konnte man dagegen aus diesen schöpfen, und das ohne Besorgnis, sie vorzeitig zu entleeren. Außerdem sprach ja gar nichts dagegen, den Abmarsch um einige Tage zu verzögern. Wenn Morgan nach Ablauf der von ihm angenommenen Frist nicht zurückgekehrt war, dann sollte um jeden Preis ein entscheidender Beschluß gefaßt werden. Bis dahin bildeten die Kisten mit Nahrungsmitteln und die mit Wasser oder geistigen Getränken gefüllten Tonnen und Fässer einen Schutzwall, der sich mit beiden Enden ans Meer anschloß und hinter dem eine so zahlreiche Menschenmenge keine Überraschung zu fürchten brauchte.
    Der ganze Tag verging mit der Überführung des frühern Schiffsproviants und der Errichtung des Schutzwalls. Die stark geneigte Lage der »Santa-Maria« erschwerte die Arbeiten beträchtlich und verdoppelte die Anstrengung derer, die damit beschäftigt waren. Die Sonne ging bereits unter, als sich das letzte Zelt hinter dem Walle erhob, der nirgends eine Lücke zeigte.
    Das Gefühl von Sicherheit, das allen durch die Ruhe der vorhergangenen Nacht eingeflößt worden war und durch die Veränderung des Lagers noch verstärkt wurde, veranlaßte den Kapitän auch mit Rücksicht auf die Überanstrengung seiner Leute zu einer Abänderung der nächtlichen Bewachung. Statt einander je nach vier Stunden abzulösen, sollten, statt früher vier, jetzt nur je zwei Mann wachen und alle Stunden wechseln. So war weit weniger zu befürchten, daß die Wachthabenden etwa einschliefen, und zwei Mann mußten ja auch genügen, im Notfalle alle zu alarmieren.
    Der Kapitän Pip übernahm in Gesellschaft seines getreuen Artimon um neun Uhr selbst die Wache. Eine Stunde später wurde er vom Obersteuermann abgelöst, an dessen Stelle nach einer weitern Stunde der Bootsmann treten sollte.
    Ehe er sich in den Schutz der Kisten-und Fässerschanze zurückzog, sah sich der Kapitän noch einmal nach allen Seiten um, bemerkte aber nichts, was ihm aufgefallen wäre. Überall herrschte friedliche Stille, und Artimon zeigte auch keinerlei Beunruhigung.
    Nachdem er noch seinem Stellvertreter eingeprägt hatte, ja sorgsam zu wachen, zog er sich in das Zelt zurück, worin schon viele Passagiere schliefen, und von Müdigkeit übermannt, fiel auch er bald in Schlummer.
    Wie lange mochte er aber geschlafen haben, als ihn ein lebhafter Traum umfing? In diesem Traume sah er, ohne die Ursache zu begreifen, wie Artimon in merkwürdiger Unruhe umherlief. Nachdem der Hund vergeblich versucht hatte, seinen Herrn zu wecken, steckte er dumpf knurrend den Kopf zum Zelte hinaus, kehrte aber gleich wieder um und zerrte den Kapitän an einem Zipfel seiner Kleidung. Der Kapitän schlief jedoch weiter.
    Da hielt es Artimon nicht länger: er sprang auf seinen gutmütigen Herrn und leckte ihn hastig im Gesicht, als aber auch das noch nichts fruchtete, wagte er es, den Kapitän schwach am Ohre zu kneipen.
    Jetzt schlug sein Herr endlich die Augen auf und erkannte, daß der Traum volle Wahrheit war. Mit einem Satze war er auf den Füßen und eilte, von Artimon begleitet, nach dem Eingange des Zeltes.
    Den sollte er nicht mehr erreichen.
    Plötzlich fing Artimon wütend an zu bellen, und ohne Zeit genug zu finden, sich über die Ursache dazu klar zu werden, sah der Kapitän nach rückwärts niederstürzend nur noch, daß seine plötzlich erwachten Gefährten sich in den Händen einer Bande von Mauren befanden, deren weiße Burnusse sie wie eine Wolke von Gespenstern erscheinen ließen.

Dreizehntes Kapitel.
Worin der Reiseausflug der Agentur Thompson ganz ungeahnte Verhältnisse anzunehmen droht.
    Längs des flüssigen Saumes, womit das Meer, die Dünen hier bespülend dort ohne sie zu erreichen, die Küste

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