Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
nur von einer dürftigen und mageren Vegetation, und auch das nur hier und da, bedeckt ist, hat außerdem noch die Menschen zu fürchten, die hier vielleicht noch grausamer sind als die geizige Natur. Längs der unwirtlichen Gestade streifen die Mauren umher, deren Begegnung noch gefährlicher ist als die mit Raubtieren.
    Es war also wichtig, zu erfahren, bis zu welcher Entfernung von einem zivilisierten Lande der Wind die »Santa-Maria« getrieben hatte. Von dieser Frage hing das Heil oder das Unheil der Passagiere ab.
    Um hierüber klar zu werden, mußte der Kapitän Sonnenbeobachtungen anstellen. Doch war nicht zu befürchten, daß die Sonne hinter einem Wolkenvorhänge versteckt bliebe?
    Zum Glück hatte der Orkan abgenommen und der Himmel war von Stunde zu Stunde reiner geworden. Um neun Uhr gelang dem Kapitän eine erste und zu Mittag eine zweite gute Beobachtung.
    Das Ergebnis seiner darauf gegründeten Berechnung wurde allen sofort bekanntgegeben, und die Passagiere erfuhren dadurch, daß die »Santa-Maria« etwas südlich vom Kap Mirik unter 18°37’ westlicher Länge und 19°15’ nördlicher Breite gestrandet war, das heißt mehr als dreihundertvierzig Kilometer vom nördlichen Ufer des Senegal.
    Ein niederzuckender Blitz hätte nicht mehr Schrecken erregen können. Fünf Minuten lastete ein tödliches Schweigen auf der Gruppe der Schiffbrüchigen. Die Frauen stießen keinen Schrei aus. Wie gelähmt hefteten sie die Blicke auf die Männer, auf ihre Väter, Brüder oder Ehegatten, von denen sie eine Hoffnung auf Rettung aussprechen zu hören erwarteten.
    Das Wort Hoffnung erklang jedoch aus keinem Munde. Die Situation lag in ihrer dramatischen Einfachheit so klar vor Augen, daß sich niemand einer Täuschung über das allen bevorstehende Geschick hingeben konnte. Dreihundert vierzig Kilometer zurückzulegen! Das erforderte mindestens siebzehn Tage unter der Voraussetzung, daß eine Karawane, zu der Frauen, Kinder und Kranke gehörten, täglich zwanzig Kilometer über den Sandboden hinzog. War es daneben wahrscheinlich, daß man siebzehn Tage ohne eine schlimme Begegnung längs einer Küste hinwandern könnte, die so viel von raublustigen Arabern heimgesucht wird?
    Mitten in der allgemeinen Bestürzung rief da plötzlich eine Stimme:
    »Hundert können das nicht, doch einer kann es ausführen.«
    Morgan war es, der diese Worte ausgesprochen hatte, die er unmittelbar an den Kapitän richtete. Dessen Augen wurden heller und verrieten offenbar eine Frage.
     

    Sie sahen ihn mit der Hand noch einmal grüßend winken… (S. 444.)
     
    »Kann nicht einer von uns, fuhr Morgan fort, als Plänkler vorausgehen? Wir befinden uns dreihundertvierzig Kilometer von Saint-Louis, und vor diesem liegt noch Portendik. Zwischen dem Senegal und dieser Niederlassung dehnen sich Waldungen von Gummibäumen aus, durch die häufig kleine Abteilungen französischer Truppen ziehen. Bis dorthin sind es höchstens hundertzwanzig Kilometer, die ein einzelner Mann unter dem Drange der Notwendigkeit in zwei Tagen überwinden kann.
     

    Der ganze Tag verging mit der Überführung des frühern Schiffsproviants. (S. 445.)
     
    Er brauchte also nur für zwei Tage Lebensmittel mitzunehmen. Inzwischen steht nichts dem entgegen, daß die Gesamtzahl der Passagiere anfängt, langsam am Ufer hinzuziehen. Mit ein wenig Glück brächte dann Ihr Sendbote nach vier Tagen eine Begleitmannschaft mit, unter deren Schutz niemand etwas zu fürchten hätte. Wenn es Ihnen recht ist, erbiete ich mich, auf der Stelle aufzubrechen.
    – Beim Barte meiner Mutter, das nenne ich als Ehrenmann sprechen! rief der Kapitän Pip, indem er Morgans Hand herzlich drückte. Dagegen habe ich nur einen Einwand zu erheben, nämlich den, daß mir dieser Weg, und das mit Recht, zukommt.
    – Das ist ein Irrtum, Herr Kapitän, widersprach ihm Morgan.
    – Und inwiefern? fragte Pip, die Stirn runzelnd.
    – Zunächst, erwiderte Morgan, sind hierbei die Jahre dessen zu berücksichtigen, der fortgehen soll. Wobei ich noch aushalte, davon würden Sie erliegen.«
    Der Kapitän gab das durch ein Nicken mit dem Kopfe zu.
    »Übrigens ist Ihr Platz bei denen, deren natürlicher Führer und Beschützer Sie sind. Ein General läuft nicht zu den Vorposten.
    – Nein, sagte der Kapitän, der Morgan noch einmal die Hand drückte, er schickt aber seine zuverlässigsten Soldaten. Sie werden also gehen.
    – In einer Stunde bin ich unterwegs,« erklärte Morgan, der sofort mit seinen

Weitere Kostenlose Bücher