Das Reisebureau Thompson und Comp.
leicht auf dem Wasserberge erhoben. Mit ihm war sie emporgestiegen und mit ihm sank sie herunter. Da hielt sie ein entsetzlicher Stoß in ihrer Bewegung auf.
Ein furchtbares Krachen, alles wurde umgestürzt, alles an Bord zerbrochen. Eine ungeheure Sturzsee überschwemmte das Deck von vorn bis hinten. Mit einem Schlage waren die Masten und mit ihnen die gesamte Takelage heruntergebrochen.
In einem Augenblick war die Katastrophe vollendet, und die »Santa-Maria«, wenigstens was von ihr übriggeblieben war, lag unbeweglich in der Finsternis da unter einem sündflutähnlichen Regen, während der wieder losbrechende Sturm rings um sie heulte.
Zwölftes Kapitel.
Worin nur der Kerker gewechselt wird.
Jetzt war der 9. Juli herangekommen. Nach dem Programme der Agentur Thompson hätten die Reisenden sich schon wieder seit einem Monat auf dem Pflaster der Londoner Straßen bewegen müssen. Was sahen sie aber statt der belebten Straßen, der soliden Häuser der alten Hauptstadt Englands?
Auf der einen Seite begrenzt von einem Ozean mit schäumenden Wogen, auf der andern von einer ununterbrochenen Kette unfruchtbarer, öder Dünen, nichts als ein sandiges Uferland, das sich nach Norden und Süden über Sehweite hinaus ausdehnte. Inmitten dieses Sandstreifens aber lag ein Schiff, mehr eine formlose Masse, hierher bis zweihundert Meter über das Ufer herein getragen durch eine unermeßliche Gewalt.
Die Nacht wurde den schiffbrüchigen Touristen zu einer schweren Prüfung. In der Finsternis umhertastend, konnten sie sich nur mit Mühe vor dem Regen verbergen, da das aufgebrochene Deck sie nur dürftig dagegen schützte. Zum Glück hatte der Wind den Himmel bald reingefegt, und so konnten sie, von seinem schwächer werdenden Pfeifen eingesungen, wenigstens einige Stunden Schlaf finden.
Erst mit anbrechendem Tage war das ganze Unglück zu übersehen; es war ungeheuer und auf keine Weise wieder gut zu machen.
Zwischen dem Meere und dem gestrandeten Fahrzeuge lagen mehr als hundert Meter. Diese Strecke, die die Gewalt des Meeres es in wenigen Sekunden hinausgeschleudert hatte, wäre keine menschliche Macht imstande gewesen, das Wrack wieder zurückzubefördern. Selbst die, die von der Mechanik und der Schiffahrt gar nichts verstanden, verloren auf der Stelle jede Hoffnung, die »Santa-Maria« wieder flott zu machen.
Die »Santa-Maria« gab es ja auch überhaupt nicht mehr. Sie war kein Schiff mehr, sondern nur noch ein elendes Wrack.
Der Stoß hatte sie in zwei Stücke zerbrochen. Ein großer Spalt gähnte in ihrer Bordwand. Auf dem in der Mitte auseinandergesprengten Deck war nichts mehr zu sehen. Alles, Sitze, Boote und Schaluppen, bis auf die Masten, war fortgeschwemmt, von diesen hingen nur noch einige Stümpfe an den zerrissenen Wanten.
Das war das Bild, das sich den Augen der Passagiere darbot und sie geradezu zur Verzweiflung brachte. Nur der Gleichmut des Kapitäns flößte ihnen wie gewöhnlich wieder etwas Mut und Hoffnung ein. In Gesellschaft des Mr. Bishop, der von seinen Brandwunden wieder völlig genesen war, ging er gemessenen Schrittes auf dem Strande hin und her, als die Sonne über den Horizont aufstieg.
Bald darauf waren die beiden von einem Kreise schweigsamer Passagiere umgeben.
Als sich alle um ihn versammelt hatten, hielt der Kapitän zunächst eine Musterung ab, befriedigt leuchtete es in seinen Augen auf, als er sich überzeugt hatte, daß niemand fehlte. Das Haus war zerstört, seine Bewohner aber gerettet, und dieses glückliche Resultat war in der Hauptsache seiner Voraussicht zu verdanken. Wenn er geduldet hätte, daß die Passagiere auf dem Deck blieben, wie viele Opfer würde der Absturz der Masten gefordert haben!
Nach dem Appell sprach sich der Kapitän kurz über die Sachlage aus.
Durch eine der Flutwellen, wie sie die Zyklone häufig hervorbringen, war die, Santa-Maria« auf die Küste Afrikas geworfen worden, und das in einer Weise, die an ihre Wiederflottmachung gar nicht denken ließ. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, sie zu verlassen und sich zu einer Landreise zu entschließen, deren Ausgang freilich unsicher war.
Die Küste Afrikas steht in einem sehr übeln Rufe, und man muß zugeben, daß sie wirklich keinen bessern verdient.
Zwischen Marokko im Norden und dem Senegal im Süden reicht an sie über zwölfhundert Kilometer weit die große Wüste, die Sahara, heran. Wen sein Unstern an irgendeinem Punkte dieses sandigen Gebietes ans Land wirst, das, wasserlos und unbelebt,
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