Das Reisebureau Thompson und Comp.
irgend möglich wäre, ihm eine Mitteilung zugehen zu lassen. Ein Mittel dazu besaß der Kapitän, und er beschloß, sich dessen sofort zu bedienen.
Im Halbdunkel schrieb er noch einige Worte auf ein Stück Papier und befestigte es am Halsbande Artimons, dem er sogar noch einen Kuß gab. Dann ließ er den an einem Morgan gehörigen Gegenstande riechen, setzte das Tier auf die Erde und wies es, ihm zuredend, nach Süden hin.
Artimon flog pfeilgeschwind davon und war nach wenigen Sekunden in der zunehmenden Finsternis verschwunden.
Das war ein großes Opfer für den armen Kapitän. Seinen Hund so drohender Gefahr auszusetzen! Weit lieber wäre er gleich selbst gegangen. Er hatte aber doch nicht gezögert, da er es für unumgänglich hielt, Morgan über die Vorkommnisse aufzuklären, die über dessen Beschlüsse ja von Einfluß sein konnten.
Trotzdem daß er sich das sagte, war die nächste eine recht schlechte Nacht für den Kapitän, der in Gedanken seinen Hund längs der von den Wogen des Ozeans gepeitschten Ufer begleitete.
Der anbrechende Tag zeigte erst den ganzen Umfang des Unglücks. Das Lager war verwüstet, alle Zelte waren umgerissen. Die aufgesprengten Kisten des Walles ließen ihren Inhalt sehen. Alles persönliche Eigentum der Schiffbrüchigen lag zu einem Haufen zusammengeworfen da: die spätere Beute des brutalen Siegers.
Außerhalb des Lagers bot sich dem Auge ein noch traurigerer Anblick. Auf dem Sande, worüber das Licht des Morgens hinwegstrich, lagen zwei im noch herrschenden Halbdunkel doch deutlich sichtbare Körper, und in den beiden Leichen erkannte der Kapitän die zwei Seeleute. Wie froh war er da, die beiden Armen nicht erst in seinem Innern angeklagt zu haben. Beiden war fast genau an gleicher Stelle ein Dolch bis ans Heft in die Brust gestoßen.
Als es heller Tag geworden war, kam unter die Afrikaner eine gewisse Bewegung. Plötzlich trat einer, jedenfalls der Scheik, aus ihrer Mitte hervor und ging auf die Gruppe der Schiffbrüchigen zu. Der Kapitän trat ihm sofort entgegen.
»Wer bist du? fragte der Scheik in schlechtem Englisch.
– Der Kapitän.
– Du hast den Befehl über diese Leute hier?
– Über die Seeleute, ja; die andern sind Passagiere.
– Passagiere? wiederholte der Maure etwas ungläubig. Nimm die, die dir zu gehorchen haben, mit dir weg. Ich will mit den übrigen sprechen,« setzte er nach kurzem Stillschweigen hinzu.
Der Kapitän wich aber nicht von der Stelle.
»Was willst du mit uns anfangen?« wagte er ruhig zu fragen.
Der Maure machte eine ausweichende Bewegung.
»Das wirst du gleich erfahren, sagte er. Geh!«
Ohne weitern Widerspruch führte der Kapitän den erhaltenen Befehl aus. Bald bildeten er und seine Leute eine von den Touristen abgesonderte Gruppe.
Der Scheik schritt mitten durch diese langsam hindurch und fragte einen nach dem andern nach allen Seiten aus. Wer war der hier? Wie war sein Name? Welches sein Vaterland? Wie groß sein Vermögen? Hatte er zu Hause noch Familie zurückgelassen? Es sah fast aus wie ein wirkliches Frage-und Antwortspiel, das er unablässig wiederholte und bei dem jeder nach seiner Weise antwortete. Der eine sagte unbefangen die Wahrheit, der zweite schrieb sich einen ihm nicht zukommenden höhern gesellschaftlichen Rang zu, und noch andre machten sich ärmer, als sie es tatsächlich waren.
Als die Reihe an die amerikanischen Damen kam, antwortete Roger für diese, und hielt es für geraten, ihnen eine besondere Wichtigkeit beizulegen. Er meinte, das wäre das beste Mittel, ihnen eine rücksichtsvolle Behandlung zu sichern. Der Scheik unterbrach ihn jedoch gleich nach den ersten Worten.
»Mit dir rede ich jetzt nicht, sagte er ohne barsche Stimme. Sind diese Frauen denn stumm?«
Roger schwieg bestürzt einige Augenblicke.
»Bist du ihr Bruder… ihr Vater… oder vielleicht ihr Mann?
– Diese hier ist meine Frau,« glaubte Roger jetzt angeben zu können, indem er auf Dolly wies.
Der Scheik schien befriedigt zu sein.
»Gut, erklärte er. Und die da…?
– Das ist die Schwester meiner Frau, antwortete Roger. Alle beide sind in ihrer Heimat sehr hochangesehene Damen.
– Hochangesehene Damen? knurrte der Scheik, auf den diese Worte offenbar nicht den geringsten Eindruck machen.
– Ja, sehr hohe Damen… Königinnen.
– Königinnen, wiederholte der Scheik.
– Kurz, ihr Vater ist ein großer Häuptling,« erklärte Roger, um sich durch ein bekanntes Bild verständlicher zu machen.
Diese Bildersprache
Weitere Kostenlose Bücher