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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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hatte auch die erwünschte Wirkung.
    »Ja ja, General, General, lautete die freie Übersetzung des Mauren, der dazu ein recht zufriedenes Gesicht machte. Wie heißt denn die Tochter des großen Häuptlings?
    – Lindsay, antwortete Roger.
    – Lindsay, wiederholte der Maure, der die Nennung dieses Namens aus unerklärlichen Gründen mit besonderer Befriedigung zu vernehmen schien. Lindsay, ja, das ist gut!« setzte er noch hinzu, während er sich schon einem andern Gefangenen zuwandte, und sich von Roger de Sorgues und dessen beiden Schützlingen fast freundlich verabschiedete.
    Der nächste Gefangene war kein andrer als Thompson. Wie hatte der in seiner Wichtigtuerei nachgelassen, der unglückliche General-Unternehmer! Jetzt ebenso schüchtern wie früher überlegen, duckte er sich möglichst zusammen.
    »Was trägst du da? fragte der Scheik barsch.
    – Das hier? stammelte Thompson wie vor den Kopf geschlagen.
    – Ja… den Sack da, meine ich. Gib ihn her!« befahl der Maure, der schon nach der kostbaren Geldkatze faßte, die Thompson gleich einem Gürtel am Leibe trug.
    Dieser wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Zwei Afrikaner stürzten sich auf ihn, und im Augenblicke sah sich Thompson seiner teuern Last entledigt, ohne daß er sich der Beraubung im geringsten zu widersetzen wagte.
    Der Scheik öffnete den eroberten Geldsack. Seine Augen leuchteten vor Freude.
    »Gut!… Sehr schön!« rief er.
    Sein völlig niedergeschmetterter Gegner war freilich nicht derselben Ansicht.
    Wie sich’s gehörte, präsentierte nach Thompson gleich Van Piperboom – aus Rotterdam – seine umfängliche Persönlichkeit. Der schien aber dabei sehr gleichgültig zu sein. Friedlich verwandelte er große Mengen Tabak in Rauchwolken, während er die kleinen Augen neugierig umherschweisen ließ.
    Der Scheik betrachtete den blonden Riesen eine Zeitlang mit deutlicher Bewunderung.
    »Dein Name? fragte er endlich.
    –
Ik begrijp niet wat U van mij wilt. Mynheer de Chejk, mar ik verondenset, dat U wenscht te weten, welke mijn nam is en uit welk land ik ben. Ik ben Heer Van Piperboom en woon te Rotterdam, een der voornaamste steden van Nederland

    Der Scheik spitzte die Ohren.
    »Dein Name? fragte er noch einmal.
    –
Ik ben Heer Van Piperboom uit Rotterdam
, wiederholte Van Piperboom, indem er melancholisch hinzusetzte:
    –
Overigens, wardoe dient het, U dit te zeggen? Het is blijkhaar, dat ik toch maar Hebreensch voor U spreek, zooals ik dit voor den anderen ook doe

    Der Scheik zuckte mit den Schultern und setzte seine Ausfragung fort, ohne den unverständlichen Holländer eines höflichen Grußes zu würdigen.
    Die Wiederholung derselben Fragen hörte nicht auf. Er richtete sie an alle und horchte aufmerksam auf die Antworten. Nichts entging seiner sorgfältigen Erkundigung.
    Auffällig blieb es jedoch, daß er – ob infolge einer unerklärlichen Zerstreutheit oder absichtlich – nur einen nicht fragte, und das war Jack Lindsay.
    Als Alice die Reihen der Schiffbrüchigen musterte, bemerkte sie zu ihrer Verwunderung ihren Schwager, der sich unter die andern gemischt hatte. Seitdem verlor sie ihn nicht mehr aus den Augen und bemerkte mit Beunruhigung, daß er allein von der allgemeinen Regel eine Ausnahme bildete.
    Die vorherige Abwesenheit Jack Lindsays, seine Rückkehr und die Art und Weise, wie er von dem Mauren jetzt übergangen wurde, diese Reihe von Tatsachen flößte Alicen eine peinliche Beängstigung ein, die sie mit aller Energie kaum zu unterdrücken vermochte.
    Nach Schluß der Befragung wollte sich der Scheik schon unter seine Leute zurückziehen, als der Kapitän Pip ihm mutig den Weg vertrat.
    »Willst du mir nun sagen, was du eigentlich mit uns vor hast?« fragte er nochmals mit einer Seelenruhe, die nichts zu stören imstande war.
    Der Scheik runzelte die Brauen und schüttelte nach kurzem Sinnen leicht den Kopf.
    »Nun ja, antwortete er dann, denen, die Lösegeld bezahlen können, wird die Freiheit wiedergegeben werden.
    – Und die andern?
    – Die andern!« wiederholte der Maure.
    Dann wies er mit der Hand nach dem Horizonte.
    »Unser Afrika braucht Sklaven sehr nötig, sagte er. Die Jungen haben die Kraft und die Alten die Weisheit.«
    Unter den Schiffbrüchigen führte dieser Ausspruch zu einer wahren Explosion der Verzweiflung. Der Tod oder die Sklaverei war es also, was sie erwartete.
    Nur Alice bewahrte inmitten dieser allgemeinen Bestürzung ungeschwächt ihren Mut, den sie aus dem Vertrauen auf

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