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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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weniger lustigen Unsinn, mehr oder weniger willkommene Worte, für die ihm alles gut genug war, der Scheik, die Mauren, die Sahara, der Himmel und die Erde, bis endlich ein herzliches Lachen seine Bemühungen belohnte. Roger schloß dann, daß die ganze Geschichte ja gar nicht so ernsthafter Natur sei, daß der Handstreich der Raubgesellen so nahe dem Senegal die reine Tollheit wäre, daß man spätestens morgen frei sein oder sich nötigenfalls auf eigne Faust befreien würde.
    Wie hätte Dolly so zuversichtlichen Äußerungen gegenüber kein Vertrauen haben sollen? Konnte die Sachlage wirklich eine so ernste sein, wenn Roger so leichten Herzens darüber spottete? Sie brauchte auch nur ihre Schwester anzusehen, um ihre letzten Zweifel schwinden zu lassen.
    Alice scherzte zwar nicht, denn das war nicht ihre Gewohnheit, auf ihrem Antlitz aber spiegelte sich die Heiterkeit ihrer Seele. Trotz des Abmarsches der Karawane, trotz der Zeit, die dahinging… trotz allem zweifelte sie nicht an einer Befreiung. Ja, diese würde nicht ausbleiben. Roger hatte völlig recht, das zu versichern, die jetzige Lage würde nur eine Prüfung von kurzer Dauer sein.
    Unterstützt, fast getragen von dem starken Willen der beiden, verfiel Dolly keiner Entmutigung, und als sie am Abend im Schutze eines Zeltes einschlief, das der Scheik aus unbekannten Gründen für die beiden gefangenen Damen hatte aufschlagen lassen, träumte sie von der Gewißheit, morgen befreit zu sein.
    Das Morgenrot erweckte sie jedoch noch als Gefangene. Die erwarteten Retter waren in der Nacht nicht erschienen, und es begann ein neuer Tag, der weitere Kilometer Landes zwischen die Schiffbrüchigen und das Meer bringen sollte.
    Zu ihrem großen Erstaunen erfolgte aber keine Aufforderung zum Abmarsche, wenigstens nicht zu der Zeit wie tags vorher. Die Sonne stieg über dem Horizonte auf, ohne daß sich die Begleitmannschaft zum Aufbruche rüstete.
    Was konnte wohl die Ursache dieser Verlängerung des Aufenthaltes sein? Man hätte dafür ja viele verschiedene Vermutungen haben können, doch schwebte nur Alice eine annehmbare Hypothese bezüglich der auffälligen Verzögerung des Marsches vor.
    Am Morgen als erste von allen erwacht, hatte sie Jack Lindsay im Gespräch mit dem Scheik gesehen. Während dieser ihm mit der gewohnten Ruhe des Orientalen zuhörte, sprach Jack mit so großer Lebhaftigkeit, wie sie bei seinem verschlossenen Charakter nur möglich war. Offenbar suchte er jenem irgendetwas zu beweisen und ihn oder sich über etwas zu beklagen. Übrigens schienen der Scheik und er aber die besten Freunde zu sein, und so merkwürdig das sein mochte, Alice hatte das Gefühl, daß die beiden in näherer Beziehung zueinander stünden. Ihr Scharfsinn täuschte sie auch wirklich nicht. Ja, der Scheik und Jack kannten schon einander.
    Jack, der das Dazwischenkommen Artimons nicht hatte ahnen können, hielt, da er Morgan zusammenbrechen sah, seinen Feind für tot und hatte sich dann beeilt, einen von ihm entworfenen Plan zur Ausführung zu bringen.
    Dieser Plan war von erschreckender Einfachheit.
    Da er sich verhindert sah, sich seiner mitten zwischen den andern zu gut beschützten Schwägerinnen zu bemächtigen, ohne sich dabei selbst der größten Gefahr auszusetzen, wollte er gleich alle dem Verderben weihen. Er hatte zu diesem Zwecke mit der vermeintlichen Ermordung Morgans angefangen, und als er dadurch das Eintreffen jeder Hilfe verhindert zu haben glaubte, war er zur Aufsuchung von Helfershelfern in die Wüste weiter gegangen. Auf der Küstenstrecke, nach der Raubgesellen häufig von Schiffbrüchigen hierhergelockt werden, die dann wie die Raben über ein Schlachtfeld herfallen, würde er jedenfalls eine solche Bande treffen, wenn er auch mehrere Tage danach umherirren müßte.
    So lange sollte er nicht zu warten brauchen. Vor Ausgang des nächsten Tages wurde er schon unerwartet von einer Rotte des Mauren Oulad-Delim aufgegriffen und vor deren Scheik geführt, mit dem er jetzt sprach, doch als ein Gefangener, der hiermit alle seine Wünsche erfüllt sah.
    Dieser Oulad-Delim, der des Englischen ein wenig mächtig war, hatte seinen Gefangenen sofort in dieser Sprache auszufragen versucht, und Jack hatte darauf bereitwilligst geantwortet. Sein Name wäre Jack Lindsay, hatte er gesagt, und ganz in der Nähe befänden sich sehr viele Europäer, darunter seine eigne Frau, die sehr reich sei und gewiß ein großes Lösegeld für die eigne Freilassung und die ihres Gatten

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