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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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erwähnt, der Kapitän Pip, etwas verwirrt inmitten der Dünen, die Wogen ähneln, zwischen die ein Schiff sich schwerlich hätte hereinwagen dürfen. Hegte der Kapitän wirklich noch irgend eine schwache Hoffnung? Das war wohl anzunehmen, denn ein Charakter seines Schlages konnte der Verzweiflung unter keinen Umständen verfallen. Sein wie gewöhnlich strenges und kaltes Gesicht gab in dieser Beziehung freilich keinerlei Hinweis. Das war übrigens gar nicht nötig. Schon sein Anblick genügte, das Herz der Verzagtesten mit neuem Mute zu erfüllen.
    Die Verletzung von dem Knutenschlage war an der Sonne allein eingetrocknet. Von dem Blute, das anfänglich ziemlich stark daraus hervorgequollen war, waren der Bart, die Brust und die Schulter des Kapitäns rötlich gefärbt. Manche hätten ja, so mißhandelt, ein abschreckendes Aussehen haben können, das war aber nicht das Charakteristische am Kapitän, aus dessen ganzem Wesen nur ein unbeugsamer Wille sprach. Als erster seiner Seeleute marschierte er an der Spitze der Kolonne ebenso unerschüttert wie seine Seele, und nur daß man ihn ansah, gab einem des Mannes Energie und zähe Hoffnung wieder.
    Seit seinem letzten Gespräch mit dem Scheik hatte er nicht zwanzig Worte hören lassen, und seine seltenen Auslassungen richteten sich ausschließlich an den getreuen Artimon, der mit heraushängender Zunge neben seinem Herrn hertrottete.
    »Master!« hatte der Kapitän anfänglich einfach und mit einer Zärtlichkeit in der Stimme gerufen, die der Hund vollständig erkannte. Eine halbe Stunde später erwies sich Pip schon mitteilsamer.
    Nachdem er vorher wütend geschielt und verächtlich in der Richtung nach dem Scheik hin ausgespuckt hatte, begann er:
    »Master, beim Barte meiner Mutter, da sitzen wir schön in der Klemme!«
    Und Artimon schüttelte die langen Ohren, als sähe er sich zu einer ihm gar nicht passenden Zustimmung gezwungen.
    Seitdem hatte der Kapitän den Mund nicht mehr aufgetan. Von Zeit zu Zeit sah der Mensch den Hund und der Hund den Menschen an, das war alles. Diese Blicke waren aber ebensoviel wert wie Worte.
    Bei der ersten Rast setzte sich Artimon auf die Hinterfüße, während sein Herr sich auf dem Sande ausstreckte. Und er teilte noch mit seinem Hunde die kleine Portion Wasser, die er wie die übrigen zugeteilt erhalten hatte.
    Nach dem Kapitän kamen die Offiziere, die Besatzung und die Aufwärter von der untergegangenen »Seamew«, folgten einander aber ohne Rücksicht auf ihre Stellung. Was mochten die alle denken? Jedenfalls unterordneten sie ihre persönlichen Ansichten denen des Kommandanten, dessen Sache es war, für alle zu denken. So lange der Führer Vertrauen hatte, verzweifelten auch sie noch nicht. Wenn der Befehl zum Handeln gegeben würde, würde er sie bereit finden, welchen Augenblick das auch geschehen möchte.
    Auf den letzten Matrosen folgte der erste Passagier, an den sich die lange Reihe seiner Gefährten anschloß.
    Die meisten Frauen klagten mit gedämpfter Stimme, und vorzüglich die Gattinnen und die Töchter Hamiltons und Blockheads seufzten ohnmächtig bei der Agonie ihrer Väter und ihrer Gatten.
    Die Männer erwiesen sich im allgemeinen standhafter, während jeder seine Energie nach der Art seines besondern Charakters zeigte. Wenn Piperboom Hunger hatte, so litt Johnson an Durst. Wenn der Pfarrer Cooley im Gebet eine wirksame Unterstützung fand, ließ Baker seiner Wut freien Lauf und hörte nicht auf, die schrecklichsten Drohungen auszustoßen. Der ganz niedergeschmetterte Thompson dachte wieder nur an seine Geldkatze, die ihm so mir nichts dir nichts geplündert worden war.
    Roger fand noch Mut zu spottender Ironie. Neben Dolly hergehend, bemühte er sich, das junge Mädchen dadurch in besserer Stimmung zu erhalten, daß er sie zum Lachen brachte… zum Lachen durch seine feinsinnige, heldenmütige Heiterkeit. Anfänglich ging er da auf sein gewöhnliches Thema ein, indem er alle Überraschungen dieser kaum glaublichen Reise gehörig durchhechelte. Im Grunde wäre ja nichts komischer als das Schauspiel, Leute zu beobachten, die zu einer Lustfahrt nach Madeira abgereist und nun zu Forschern in der Sahara geworden waren. Dolly erschloß sich aber nicht das Verständnis der Feinheiten dieser Komik, und Roger, der bei dem Spiele verharrte und sich schwur, dem jungen Mädchen das Ungemach des Marsches vergessen zu machen, wechselte gar hinüber auf das Feld der witzigen Wortspiele. Da schwatzte er zuerst mehr oder

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