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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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an. Amüsant war er jedenfalls, der vielseitige Mann; wenn nötig, ein Schmeichler mit gutem Mundwerk.
    Nach Abschießung seines Pfeils hatte sich Thompson erhoben. Er liebte es nicht, lange bei einer Sache zu verweilen.
    »Ich sehe weiter nichts von Bedeutung, mein lieber Professor, was ich Ihnen noch mitzuteilen hätte, sagte er noch. Die übrigen Passagiere werden Sie ja mit der Zeit selbst kennen lernen. Erlauben Sie also, daß ich mich meinen Obliegenheiten wieder zuwende.
    – Doch nur noch der andre große Herr, fragte Morgan weiter, der etwas zu suchen scheint, und den drei Damen und ein halber Knabe begleiten?
    – Der dort? versetzte Thompson, nun, wissen Sie, das Vergnügen, dessen Bekanntschaft zu machen, soll Ihnen überlassen bleiben, denn wenn ich nicht irre, hat er es auf Sie abgesehen.«
    Der betreffende Herr schien in der Tat plötzlich zu einem Entschlusse gekommen zu sein: er kam geradeswegs auf Morgan zu, vor den er grüßend hintrat, als Thompson sich schleunigst entfernte.
    »Sapperment, lieber Herr, begann er, sich die Stirn abtrocknend, das war eine schwere Aufgabe, Sie zu finden. ›Vielleicht Herr Morgan?‹ habe ich einen nach dem andern gefragt. – ›Herrn Morgan? Kenne ich nicht!’ lautete, Sie können’s mir glauben, ein-und allemal dieselbe Antwort.«
    Morgan war etwas erstaunt über die besondre Art der Einleitung eines Gesprächs. Bös durfte er darum nicht werden, denn eine Absicht, zu beleidigen, lag dabei gewiß nicht vor. Während der Worte ihres Herrn und Gebieters erschöpften sich die drei Frauen in graziösen Verbeugungen, und der Knabe stand mit weitaufgerissenen Augen da, aus denen eine ungeheuchelte Bewunderung hervorleuchtete.
    »Darf ich fragen, mein Herr, mit wem ich die Ehre habe zu sprechen?« fragte Morgan ziemlich kalt.
    Diese Kälte war nur zu natürlich. Besonders einnehmend sah er nicht aus, der große, etwas gewöhnliche Mann, dessen Äußeres eine Portion Grobheit, doch auch eine sichtbare Selbstüberhebung und große Wertschätzung seiner Familie verriet, die, ohne den Knaben zu zählen, aus einer schon etwas überreifen Frau und zwei dürren, beinahe häßlichen Töchtern bestand, welche wohl dicht an die Dreißig streiften.
    »Natürlich!… Das versteht sich ja von allein, antwortete der beleibte Mann, doch ehe er die gewünschte Auskunft gab, sah er sich nach Sitzgelegenheiten für sich und die Seinigen um, und als er einige Stühle aufgeklappt hatte, machte sich’s die ganze Familie darauf bequem.
    »Setzen Sie sich doch auch,« forderte der noch immer Unbekannte Morgan mit einladender Handbewegung auf.
    Dieser folgte, entschlossen, der Sache die beste Seite abzugewinnen, der kurzen Einladung.
    »Es ist doch immer besser, zu sitzen, nicht wahr? rief der dicke Mann, laut lachend. Ah, bald hätte ich’s vergessen, Sie fragten ja, wer ich wäre. Mein Name ist Blockhead, überall, und das mit Ehren, bekannt in weiter Nachbarschaft. Die Gewürzhandlung Blockhead von der Trafalgar Street! Echt wie Gold, mein Herr, echt wie reines Gold.«
    Morgans Gesichtszüge verrieten, daß er sich um diese Abschweifung nicht kümmerte.
    »Jetzt fragen Sie mich vielleicht, wie ich, Blockhead, der geachtete Gewürzhändler, hier auf das Schiff gekommen bin. Da muß ich Ihnen gestehen, daß ich bis gestern das Meer noch niemals gesehen hatte. Etwas stark… He?… Doch, was glauben Sie, bester Herr, im Handel, da heißt’s tüchtig auf dem Damme sein, wenn man nicht im Workhouse (Arbeitshaus, doch nicht Strafanstalt) enden will. Da werden Sie freilich einwenden: Aber der Sonntag, der Sonntag!… Einerlei, in dreißig Jahren sind wir noch mit keinem Schritte aus der Stadt gekommen, bis wir uns endlich, als die Verhältnisse es erlaubten, vom Geschäft zurückgezogen haben.
    – Und nun wollen Sie die verlorne Zeit wieder einbringen? fragte Morgan, der sich wenigstens den Anschein eines interessierten Zuhörers gab.
    – Na, so schnell geht’s nicht weiter. Erst haben wir einmal gründlich ausgeruht, dabei begannen wir uns aber ebenso gründlich zu langweilen. Das Knurren und Murren der Ladendiener, das Bedienen der Kundschaft, alles das fehlte uns gar so sehr. Da habe ich nun schon oft zu Mistreß Blockhead gesagt: Mistreß Blockhead, wir sollten doch einmal eine kleine Reise machen. Sie wollte davon aber nichts hören, Sie verstehen wohl, es war wegen der Unkosten, bis mir endlich vor zehn Tagen eine Ankündigung des Thompsonschen Bureaus in die Augen fiel. Das war

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