Das Reisebureau Thompson und Comp.
genau am einunddreißigsten Jahrestage, wo ich Georgina geheiratet hatte. Mistreß Blockhead heißt nämlich mit dem Vornamen Georgina. Da besorgte ich sofort die Billetts, ohne ein Wort davon zu sagen. Und wer war damit vor allem zufrieden? Das waren meine Töchter, die ich Ihnen hier vorstelle. Beß und Mary, begrüßt den Herrn einmal, wie sich’s gebührt. Mistreß Blockhead hat freilich ein bißchen gebrummt; als sie dann aber hörte, daß ich für Abel – Abel ist nämlich mein Sohn, Herr Professor. Nimm hübsch die Mütze ab, Abel, Höflichkeit ziert den gebildeten Menschen!… ja, mein Herr, daß ich für Abel nur den halben Preis bezahlt hatte, da gab sie klein bei. Abel wird erst am zweiten Juni zehn Jahre alt. Das trifft sich doch herrlich, meinen Sie nicht auch?
– Sind Sie denn nun mit Ihrem Entschlusse zufrieden? fragte Morgan, nur um etwas zu sagen.
– Zufrieden? rief Blockhead. Sagen Sie lieber: entzückt! Das Meer, das Schiff, die Kabinen! Braucht man einen Diener, flugs ist er zur Stelle! Das ist ja alles ausgezeichnet! Ich spreche, wie ich’s meine, bester Herr. Echt wie Gold, Blockhead ist echt wie reines Gold, mein Herr Professor.«
Morgan antwortete nochmals mit einer flüchtigen Geste der Zustimmung.
»Das ist aber noch nicht alles, fuhr der unerschöpfliche Schwätzer fort. Als ich hörte, daß ich mit einem französischen Professor fahren würde, schlug mir das Herz gleich stärker; ich habe nämlich mein Lebtag noch keinen französischen Professor gesehen!«
Morgan, der sich zum Wundertier umgeprägt fühlte, verzog leicht das Gesicht.
»Da kam mir gleich der Gedanke, zwei Fliegen mit einem Schlage zu treffen. Nicht wahr, es wird Sie doch nicht belästigen, meinem Sohn ein paar französische Unterrichtsstunden zu erteilen? Die Anfangsgründe kennt er schon.
– Ah, Ihr Sohn hat also bereits…
– Jawohl. Er kennt zwar nur einen Satz, den aber aus dem Fundament. Abel, sage dem Herrn einmal deinen Satz her.«
Abel sprang sofort auf, und mit dem Tone eines Schulbuben, der eine auswendig gelernte Aufgabe, doch ohne alles Verständnis ihres Sinnes, ableiert, begann er französisch: »Daß die ehrbaren Gewürzkrämer lustige Käuze sind, darüber ist doch kein Wort zu verlieren!« Das sprach er wirklich mit französischem, fast mit Pariser Vorstadtakzent aus.
Morgan mußte laut auflachen, erregte damit aber den Unwillen Blockheads und seiner Familie.
»Da ist gar nichts zu lachen, knurrte der Gewürzhändler a. D. Abel kann keine schlechte Aussprache haben, denn es war ein französischer Maler, der ihn den Satz gelehrt hat.«
Um dem lächerlichen Zwischenfalle ein Ende zu machen, erklärte Morgan höflich, aber bestimmt, daß er auf das ihm gemachte Angebot nicht eingehen könne, da ihm seine Verpflichtungen hier keine Zeit dazu ließen, und um jeden Preis wollte er den aufdringlichen Krämer von sich abschütteln, als ihm dabei ein glücklicher Zufall zu Hilfe kam.
Seit einiger Zeit lief Van Piperboom – aus Rotterdam – schon auf dem Spardeck hin und her, unermüdlich auf der Jagd nach dem Dolmetscher. Er hielt alle Reiseteilnehmer an und fragte einen nach dem andern, ohne eine andre Antwort zu erhalten, als eine Geste ohnmächtigen Unverständnisses. Bei jedem mißlungenen Versuch wurde sein Gesicht immer länger und dessen Ausdruck immer verzweifelter.
Einzelne, von dem Unglücklichen ausgestoßene Wörter drangen bis zu Blockhead heran, der dabei sofort die Ohren spitzte.
»Was für ein Herr ist das, fragte er Morgan, und welch drolliges Kauderwelsch spricht er?
– Ein Holländer, antwortete Morgan maschinenmäßig, und ein Reisegenosse, der sich nicht gerade in angenehmer Lage befindet.«
Auf das Wort »Holländer« hatte sich Blockhead erhoben.
»Komm mit, Abel!« befahl er streng.
Schnellen Schrittes und von seiner ganzen Familie in ehrerbietiger Entfernung begleitet, ging er davon.
Als Piperboom die sich ihm nähernde Gruppe gewahr wurde, ging er ihr entgegen. Kam hier endlich der ersehnte Dolmetscher?
»
Mynheer, kunt U my den tolk van het schip wyzen?
wendete er sich mit höflicher Verbeugung an Blockhead.
– Mein Herr, erwiderte dieser feierlich, ich hatte bisher noch nie einen Holländer gesehen, nun bin ich glücklich und stolz darüber, daß mein Sohn sich einen Zugehörigen dieses durch seinen Käse berühmten Volks betrachten kann.«
Piperboom machte große Augen; jetzt war ja die Reihe nichts zu verstehen an ihm, doch unbeirrt fuhr er fort:
»
Ik
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