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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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die Bequemlichkeit der Reisenden zu sichern.«
    Thompson war prächtig, wenn er eine solche Tirade losließ, prächtig in seiner Kühnheit und seiner Überzeugungstreue, Morgan dagegen, was seine Person anging, in großer Verlegenheit. Durch sein Schweigen wurde er ja zum Mitschuldigen an jenen Unwahrheiten. Einen peinlichen Auftritt wollte er anderseits aber auch nicht hervorrufen. Thompsons Erklärung mußte ihm ja zum Vorteil sein. Jedenfalls würde man einem Professor mit mehr Achtung begegnen, als einem einfachen sprachkundigen Führer.
    Eine Aufklärung bezüglich der vorliegenden Frage überließ er deshalb der Zukunft und verabschiedete sich einfach mit einer gemessenen höflichen Verbeugung.
    »Das ist ja ein recht angenehmer Herr,« sagte Frau Lindsay, die Morgan mit den Blicken folgte, zu Thompson.
    Thompson nahm einen vielsagenden Gesichtsausdruck an. Er warf nachdrucksvoll den Kopf in die Höhe, blies die Backen auf und spitzte die Lippen, um damit zu erkennen zu geben, eine wie hervorragende Persönlichkeit der Dolmetscher der »Seamew« wäre.
    »Ich bin ihm um so mehr verbunden, mein Journal gerettet zu haben, nahm Frau Lindsay wieder das Wort, weil es eine Mitteilung enthält, die einen unsrer Reisegefährten betrifft, folglich auch uns alle ein wenig angeht. Urteilen Sie selbst,« setzte sie dann hinzu und las mit lauter Stimme:
    »Heute, am 11. Mai, wird der vom Reisebureau Thompson und Kompagnie gecharterte Dampfer »Seamew« zu der von der Agentur veranstalteten Rundreise in See stechen. Wir hören, daß sich auch Herr E. T., ein Mitglied des Klubs der Selbstmörder, unter den Passagieren befindet. Das läßt erwarten, daß jedenfalls bald interessante Vorfälle zu berichten sein werden.«
    »Wa… was? stieß Thompson hervor. Um Verzeihung, gnädige Frau, wollen Sie mir erlauben?…«
    Damit nahm er Frau Lindsay das Zeitungsblatt schon aus der Hand und durchlas den betreffenden Satz mit größter Aufmerksamkeit.
    »Wahrlich, das ist ein bißchen stark! rief er endlich. Was hat denn dieses Original hier vor? Und wer von den Reiseteilnehmern mag es wohl sein?
    Thompson durchmusterte eilends die Passagierliste.
    »Der einzige, erklärte er, auf den die Anfangsbuchstaben E. T. passen, ist ein Herr Edward Tigg, der… Doch Achtung! Den sehen Sie dort ganz allein, die Augen aufs Wasser gerichtet, an den Wanten des Fockmastes stehen. Nur er kann gemeint sein. Er ist es ganz bestimmt. Aufgefallen war er mir ja nicht, und doch hat er ein so finstres, so unheildrohendes Gesicht!«…
    Thompson wies dabei auf einen etwa vierzigjährigen Herrn mit gebräuntem Teint, gekräuselten Haaren und spitzem Barte, der übrigens einen recht guten Eindruck machte.
    »Was ist denn das überhaupt mit diesem Klub der Selbstmörder? fragte Fräulein Clarck.
    – Das wird Ihnen, geehrtes Fräulein Clarck, als Amerikanerin allerdings kaum bekannt sein. Der Verein der Selbstmörder ist eine ganz spezifisch englische Gesellschaft, wie ich zu behaupten wage, antwortete Thompson mit sichtbarer Selbstbefriedigung. Er besteht nur aus Leuten, die des Lebens überdrüssig sind. Ob daran bei ihnen schmerzliche Erfahrungen schuld sind oder nur die Qual der Langenweile, alle Mitglieder haben die Absicht, sich über kurz oder lang selbst umzubringen. Ihre Gespräche drehen sich nur um diesen heikeln Punkt und ihre Zeit vergeht damit, daß sie nach einer originellen Art und Weise suchen, ihrem Leben ein Ende zu machen. Ohne Zweifel rechnet dieser Herr Tigg nur auf einen unvorhergesehenen Vorfall während der Reise, um sich da auf seltene und aufsehenerregende Weise den Tod zu geben.
    – Der arme Mann! riefen beide Schwestern gleichzeitig und mit einem bedauernden Blick auf den Verzweifelten.
    – Ach, ich bitte Sie! sagte dazu Thompson, den die Sache weit weniger aufzuregen schien. Für das Weitere lassen Sie mich nur sorgen. Ein Selbstmord an Bord, na wahrlich, das wäre ja gar zu lustig! Erlauben Sie mir, Sie zu verlassen, gnädige Frau. Ich werde die Sache bekannt machen, damit alle auf diesen interessanten Passagier ein Auge haben.
    – Es ist doch ein liebenswürdiger Mann, der Herr Thompson! meinte Dolly, als der redselige Manager sich entfernt hatte. Er kann unsern Namen kaum aussprechen, ohne einen schmeichelhaften Zusatz einzuflechten. Da ist die hübsche Miß Dolly hier und die reizende Mistreß Alice Lindsay da. Er erschöpft sich niemals!
    – Kleine Närrin, wehrte ihr Alice mit mildem Ernst.
    – Brummige Mutter!« gab

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