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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Blockhead, von seiner Familie begleitet, vor sich stehen. Ach, wie blaß sahen die Gesichter aus, wie stark war die interessante Familie abgemagert!
    Roger unterzog sich der Beantwortung jener Worte.
    »Ach, Sie sind es, lieber Herr! Endlich wieder genesen! Meinen Glückwunsch! Doch wie, Sie haben in den Tageszeitungen keine Mitteilung über die hier vorgekommene Katastrophe gefunden? Ich kann Ihnen aber versichern, daß davon lange Zeit die Rede gewesen ist.«
    Da ertönte die Glocke, die zum Frühstück rief, und schnitt damit eine Antwort Blockheads ab.
    »Ah, das ist ein Ton, den ich gern höre!« rief er nur noch.
    Schnell trabte er sofort dem Speisesaal zu, und Mrs. Georgina nebst ihrem Sohne Abel eilten ihm nach. Doch seltsam! Miß Beß und Miß Mary zeigten gar nicht eine solche Eile, die nach so langer Fastenzeit nur natürlich erschienen wäre. Nein, sie hatten sich vereint nach dem Hinterdeck begeben. Von da sah man sie mit dem glücklich wieder eroberten Tigg zurückkehren. Auch die Hamiltons machten sich jetzt lächelnd und mit zusammengekniffnen Lippen auf den Weg zum Salon.
    Tigg aber ähnelte einem modernen Paris jetzt so sehr, daß sich gewiß die Göttinnen neuern Stils um ihn gestritten hätten. Das Sprichwort sagt ja, daß im Reiche der Blinden der Einäugige König sei, und Miß Margarett war hier wirklich die Venus des himmlischen Trios. Der Miß Mary wäre dann die Rolle der Juno und der Miß Beß, schon wegen ihrer kriegerischen Gestalt, die der Minerva zugefallen. Augenblicklich zeigte es sich deutlich, daß hier, entgegen der allgemein anerkannten Überlieferung, Minerva und Juno triumphierten, Venus aber sah grün vor Wut aus.
    Zum ersten Male seit langer Zeit war die Tafel von oben bis unten voll besetzt, und Thompson hatte recht gemischte Gefühle angesichts der großen Zahl von Tischgästen.
    Gegen Ende der Mahlzeit richtete Blockhead quer über die Tafel hinweg an ihn folgende Worte:
    »Ich habe soeben gehört, werter Herr Thompson, daß diese Seegegend der Schauplatz eines furchtbaren Naturereignisses gewesen sein soll, bei dem ein großes Landgebiet völlig versunken wäre. Ich halte es deshalb für angezeigt, unter uns zugunsten der Opfer dieser Katastrophe eine Subskription zu eröffnen, zu der ich gern ein Pfund Sterling zeichnen würde.«
    Thompson sah nicht danach aus, als ob er ihn verstände.
    »Von welcher Katastrophe sprechen Sie denn, lieber Herr Blockhead? – Zum Kuckuck, ich habe von einer solchen ja keine Silbe gehört!
    – Nun, um eine Erfindung von mir handelt es sich nicht, erwiderte Blockhead etwas spitzig. Ich habe die Sache aus dem Munde des Herrn Professors erfahren, und der andre Herr aus Frankreich, der neben ihm sitzt, hat mir bestätigt, daß jenes Unglück in den Zeitungen erwähnt worden ist.
    – Ja ja, das stimmt! rief Roger, als er bemerkte, daß von ihm die Rede war. Das ist ganz richtig! Nur hat sich die Katastrophe nicht in der jüngsten Zeit ereignet, es sind schon einige Jahre darüber hingegangen. Es war… erlauben Sie… wohl etwa vor zwei Jahren?… Nein doch, vor weit längerer Zeit. Es war… ja, jetzt erinnere ich mich… es war genau vor achttausend Jahren, wo die Atlantis unter die Fluten versank. Das habe ich, mein Wort darauf, in der Zeitung des alten Athen gelesen!«
    Die ganze Tafelrunde brach in ein schallendes Gelächter aus, nur Blockhead stand mit aufgesperrtem Munde da. Vielleicht wollte er böse werden, man hatte ihm ja einen gar so argen Streich gespielt, doch da unterdrückte eine vom Verdeck herabschallende Stimme noch rechtzeitig alles Gelächter und seinen Zorn zugleich.
    »Land vor Backbord!« rief ein Matrose.
    In einem Augenblicke hatte sich der Salon geleert. Nur der Kapitän Pip blieb an seinem Platze und aß ruhig weiter.
    »Die haben alle, wie es scheint, noch niemals ein Land gesehen, nicht wahr?« fragte er einen Nachbar, der getreu bei ihm ausgehalten hatte.
    Die Passagiere waren nach dem Spardeck hinausgeeilt und bemühten sich, die Blicke nach Südost gerichtet, das gemeldete Land zu erkennen. Es dauerte aber noch eine volle Viertelstunde, ehe ihre für so etwas nicht geübten Augen einen Streifen am Horizonte erkennen konnten, der wie eine dort lagernde Wolke aussah.
    »Dem von uns eingehaltnen Kurse nach, sagte Morgan zu seinen nächsten Nachbarn, muß das Corvo, das heißt, die nördlichste und zugleich westlichste Insel der Gruppe, sein.
    Die Inselgruppe der Azoren besteht aus drei scharf getrennten Teilen.

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