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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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etwas wirklich Interessantes zu bieten haben wird?
    – O, gewiß! versicherte Morgan.
    – Und welcher Art dürfte das wohl sein? Vielleicht Naturmerkwürdigkeiten?
    – Ja, das versteht sich, beeilte sich Morgan zuzustimmen.
    – Und wohl auch sehenswerte Bauwerke?
    – Ja freilich, Baudenkmäler auch.«
    Roger sah den Dolmetscher etwas erstaunt an. Um seine Lippen spielte ein schalkhaft-spöttisches Lächeln, und noch einmal begann er zu fragen:
    »Ein letztes Wort, mein Herr Professor. Dem Programm nach sollen wir drei Inseln, Fayal, Terceira und San Miguel besuchen. Gehören zu der Gruppe nicht auch noch andere? Mistreß Lindsay wünschte zu erfahren, aus wie vielen Inseln diese bestände, und ich habe ihr das nicht sagen können.«
    Morgan fühlte sich wie auf die Folter gespannt. Er erkannte etwas spät, daß er ganz und gar nichts von dem wußte, worüber er den Passagieren seinen Obliegenheiten gemäß Auskunft zu erteilen hätte.
    »Im ganzen aus fünf, erklärte er aufs Geratewohl.
    – Besten Dank, Herr Professor!« sagte endlich Roger etwas höhnisch, während er sich von seinem Landsmanne verabschiedete.
    Kaum allein, lief dieser spornstreichs nach seiner Koje. Vor der Abreise aus London hatte er sich vorsichtigerweise eine Sammlung Bücher beschafft, die ihn über die im Laufe der Reise zu berührenden Länder belehren konnten, und jetzt ärgerte er sich, diese törichterweise nicht vorher zu Rate gezogen zu haben.
    Nun durchflog er den Baedeker für die Azoren. Ach, wie hatte er sich geirrt, dem Archipel nur fünf Inseln zuzuteilen, er zählte deren ja volle neun. Morgan fühlte sich tief gedemütigt und wurde hochrot, obwohl niemand seine Beschämung sehen konnte. Jetzt beeilte er sich, die verlorne Zeit einzubringen. Ganze Tage lang steckte er die Nase in die Bücher, und sein Kabinenfensterchen war schon lange vor dem Dunkelwerden erleuchtet. Roger bemerkte das und machte sich darüber nicht wenig lustig.
    »Aha, ein fleißiger, aber unglücklicher Schüler, mein guter Freund da drin, sagte er lachend. Nun ja, der ist ebensogut Professor, wie ich Papst bin!«
    Am Morgen des siebenten Tages, d. h. am 17. Mai früh acht Uhr, suchten Saunders und Hamilton den Agenten Thompson auf, und der erste machte ihm trocknen Tones die Bemerkung, daß die »Seamew« laut Programm in der letzten Nacht hätte vor Horta, der Hauptstadt der Insel Fayal, vor Anker gehen müssen. Thompson entschuldigte sich so gut wie möglich und erklärte die Abweichung vom Programme mit dem Zustande des Meeres, da doch nicht vorauszusehen gewesen sei, daß man hier mit völlig widrigem Winde und mit so schweren Wellen zu kämpfen haben würde. Die beiden Reisegenossen verzichteten auf eine weitere Erörterung der Sache. Sie hatten die vorgekommene Unregelmäßigkeit festgenagelt, das genügte ihnen für den Augenblick. So zogen sie sich denn mit würdiger Miene zurück, und der Baronet ergoß seine Galle in den Schoß seiner Familie.
    Man hätte übrigens fast glauben können, daß das Schiff selbst und die Elemente sich von der Unzufriedenheit eines so hochstehenden Reisenden getroffen fühlten. Der Wind, der schon von den ersten Tagesstunden an eine Neigung zum Abflauen gezeigt hatte, nahm allmählich noch weiter ab, und gleichzeitig beruhigte sich damit natürlich auch der Seegang. Der Dampfer kam schneller vorwärts und der Ausschlagswinkel seiner Bewegungen wurde entsprechend kleiner. Bald hatte sich der Wind, wenn er auch die Richtung von vorne beibehielt, zu einer leichten Brise verwandelt, und die Insassen der »Seamew« glaubten sich zurückversetzt auf das friedliche Gewässer der Themse.
    Die Folgen dieser günstigen Veränderung traten denn auch bald zutage. Die unglücklichen, seit sechs Tagen fast unsichtbar gebliebenen Passagiere erschienen einer nach dem andern wieder auf dem Verdecke… freilich wachsbleich im Gesichte und mit erschlafften Zügen… beklagenswerte Ruinen alle miteinander.
    Ohne diese Wiederauferstehung sonderlich zu beachten, überflog Robert Morgan, an eine Relingstütze gelehnt, mit forschendem Blicke den Horizont und suchte vergeblich, das nächste Land zu erkennen.
    »Entschuldigen Sie, Herr Professor, erklang da plötzlich eine Stimme hinter ihm, sind wir jetzt nicht hier an der Stelle, die einstmals der später versunkne Kontinent Atlantis eingenommen haben soll?«
    Als Morgan sich umdrehte, sah er sich Roger de Sorgues, und Alice und Dolly Lindsay gegenüberstehen.
    Wenn Roger aber etwa

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