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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Flores und Corvo keine mehr beobachtet worden, während man das bezüglich der andern Inseln, vor allem, was San Jorge und San Miguel betrifft, nicht so sicher behaupten kann.«
    Als Johnson diese Antwort vernahm, geriet er in helle Wut.
    »Das ist eine Erzgemeinheit! platzte er, an Thompson gewendet, heraus. Zum Teufel, so etwas verheimlicht man doch nicht vor den Leuten! Das mußte auf dem Reiseprogramm doch angegeben sein! Nun, mein Herr, Ihnen steht es ja frei, sich, wo Sie wollen, ans Land zu begeben, und ebenso allen, die töricht genug sind, Ihnen zu folgen. Merken Sie sich aber genau: Ich… ich wer… de… kei… nen Fuß… ans… Land set… zen!«
    Nachdem er diese Erklärung mit Nachdruck hervorgepoltert hatte, entfernte sich Johnson ebenso brutal, wie er gekommen war, und bald hörte man seine Stimme aus dem Kaffeesalon herausdonnern.
    Eine halbe Stunde später erreichte der Dampfer die Südspitze der verlassenen Insel. Hier wird die steile Uferwand niedriger und die Küste läuft in eine flache Landzunge aus, die Morgan als die Peisqueirospitze bezeichnete. Der Kapitän ließ die »Seamew« nun um zwei Viertel nach Westen abfallen und näherte sich auf geradem Wege der Insel Flores, die durch eine kaum zehn Seemeilen breite Meerenge von Corvo getrennt liegt.
    Seit man es zuerst erblickt hatte, war Flores außerordentlich größer geworden. Man konnte jetzt seine allgemeine Gestaltung deutlich überschauen, vorzüglich seinen Gipfel, den neunhundertzweiundvierzig Meter hohen »Morro Grande« nebst seiner Umgebung von ansehnlichen Bergen, und davor eine etagenweise bis zum Meere abfallende Reihe lieblicher Hügel. Flores, das größer als seine Nachbarin ist, umfaßt, bei fünfzehn Meilen Länge und neun Meilen Breite, etwa hundertachtundvierzig Quadratkilometer und hat mindestens eine Bevölkerung von neuntausend Seelen. Auch sein Aussehen macht entschieden einen angenehmeren Eindruck. Die bis an den Ozean herabreichenden Hügel sind mit einem dichten grünen, stellenweise von Baumgruppen durchbrochenen Teppich bedeckt. Auf ihrem obern Teil glänzen fette Weiden in der Sonne. Darunter liegen noch von Lavamauern umschlossene und gegen Abspülung geschützte Felder. Die Passagiere freuten sich auch sichtlich über dieses einladende Bild.
    Als der Kapitän Pip nur noch eine kurze Strecke von der Albernasspitze, dem nordwestlichen Vorsprunge der Insel, entfernt war, ließ er scharf nach Osten steuern. Die »Seamew« glitt dabei durch den die Zwillingsinseln scheidenden Kanal und lief nahe bei dem lachenden Flores hin, während Corvo am Horizonte mehr und mehr emportauchte. Bald wurde dann ein Kurs nach Südosten und zuletzt nach Süden eingeschlagen. Am Nachmittag gegen vier Uhr befand sich die »Seamew« der Hauptstadt Santa Cruz gerade gegenüber, so daß deren von der Sonne erleuchtete Häuser leicht zu unterscheiden waren. Die Geschwindigkeit der Fahrt wurde dann gesteigert, und die »Seamew« bewegte sich, die beiden ersten Azoren hinter sich lassend, mit Volldampf auf Fayal zu.
    Von Santa Cruz bis Horta, der Hauptstadt von Fayal, beträgt die Entfernung ungefähr hundertdreißig Seemeilen, die etwa in elf Stunden bequem zurückzulegen sind. Vor sieben Uhr waren die Gipfel von Flores schon kaum noch sichtbar und bald verschwanden sie gänzlich im Dunkel der Nacht.
    Da für den nächsten Tag ein reiches Programm entworfen war, wurde das Deck an diesem Abend frühzeitig leer. Auch Morgan wollte es eben verlassen, als Roger de Sorgues an ihn herantrat, um nach einigen Worten ihm freundschaftlich gute Nacht zu wünschen.
    »Doch erlauben Sie, lieber Landsmann, sagte er, als beide schon voneinandergehen wollten, halten Sie es für indiskret, wenn ich frage, in welchem Lyzeum Frankreichs Sie eine Professur bekleidet haben?«
    Ohne in Verlegenheit zu geraten, fing Morgan an zu lachen.
    »O, nur in der Einbildung unsres Herrn Thompson, antwortete er heiter. Ausschließlich ihm verdanke ich die Ernennung zu dieser Würde, ohne daß ich – das können Sie mir glauben – ihn irgendwie dazu veranlaßt hatte.«
    Allein zurückbleibend, sah Roger dem andern sinnend nach.
    »Nicht Professor, das hat er zugestanden. Nur zeitweilig Dolmetscher, das liegt auf der Hand. Er geht mir im Kopf herum, der junge Mann.«
    Vorläufig suchte er sich der Gedanken an die Sache zu entschlagen und ging als letzter vom Deck hinunter. Das Problem reizte ihn aber doch noch immer, und als er sich auf seinem Lager ausgestreckt hatte,

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